Artikel: Leipziger Buchmesse 2016
 
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Die Leipziger Buchmesse 2016

Bericht von Ralf Steinberg

 

Der Weg nach Leipzig startete im schönsten Sonnenschein, je weiter wir nach Süden kamen, umso düsterer dräuten die Wolken. Doch bereits auf dem Parkplatz des Messegeländes wurde es sofort freundlich und bunt, denn überall sah man CosplayerInnen ihre Kostüme anlegen, für die oft genug Hilfe notwendig war.

Dennoch schienen die ersten Stunden etwas weniger BesucherInnen durch die Gänge zu strömen als im letzten Jahr.

Aber ich hatte mir dieses Jahr vorab ein Programm zusammengestellt und so begann ich den Messetag in Halle 2 auf der Fantasy-Insel.

Dort las gerade Susanne Pavlovic sehr enthusiastisch aus ihrem Werk Feuerjäger, dem zweiten Band der im Amrûn Verlag erschienen Fantasy-Reihe.

Anschließend begrüßte Oliver Graute das Publikum im Namen der Phantastischen Akademie zur Seraph-Preisträgerlesung.

 

Hannah Kuhlmann, die in der neuen Kategorie Indie-Autorin für ihr Buch Nachtschatten am Vortag während der offiziellen Preisverleihung ausgezeichnet worden war, fehlte zwar, aber die beiden anderen stand bereit.

So konnten wir Nina Blazon aus ihrem Roman Der Winter der schwarzen Rose vortragen hören. Anschließend stellte ein sichtlich aufgeregter Daniel Illger sein prämiertes Debüt Skargat vor. Sein Seraph begleitete ihn auch zum Signiertisch.

 

Ich hatte gehofft, hier Simon Weinerts <link>Tassilo feiern zu können, aber trotzdem Glückwunsch den beiden Gewinnerinnen und dem Gewinner!

Gleich hinter der Leseinsel stellte der nigelnagelneue Verlag Schwarze Ritter sein Programm vor. Die beiden Masterminds, Zeichner Rudolf Eizenhöfer und Autor Hagen Tronje Grützmacher berichteten sehr enthusiastisch von ihren Plänen und verführten zu ersten Buchkäufen.

Natürlich ist ein Kinderbuch mit dem Titel Mein Papa ist ein Ork! etwas ganz Besonderes. Eine liebenswerte Vater-Sohn Geschichte, toll gezeichnet und definitiv eine Empfehlung. Der nächste Band heißt dann auch folgerichtig: Mein bester Freund ist ein Goblin!.

Rollenspieleltern haben nach solchen Kinderbüchern schon lange gesucht!



Zum Roman Die Seele des Alchimisten von Verleger selbst, lässt sich zunächst noch nicht viel sagen, aber wer mit so viel Liebe zur Phantastik ans Werk geht, hat definitiv eine Chance verdient.

 

Im Laufe des Jahres will der Verlag ein Lizenzpaket ausländischer Werke übernehmen – man darf also auf weitere Neuigkeiten aus Hamburg gespannt sein.



Selbstverständlich durfte der Stand von Perry Rhodan nicht fehlen.

 

Chefredakteur Klaus N. Frick stand für Gespräche bereit, derweil signierte Mark A. Herren fleißig am Büchertisch einige seiner Beiträge zur größten Science-Fiction Serie und deren Nebenlinien, wie Atlan.



Gleich gegenüber warb Pia Guttenson für ihren Roman Tausche Ehegatten gegen Mann im Kilt.

 

Angeregt durch die Outlander-Saga von Diana Gabaldon ging sie der Frage nach, wie das Leben mit einem Schotten denn tatsächlich sein könnte, denn einen echten Kerl und Gentleman wie Jamie trifft frau wohl eher nicht so oft.

Während Michael Peinkofer sein neuestes Ork-Buch, Die Ehre der Orks, ganz entspannt einem inzwischen deutlich gewachsenem Publikum vorstellte, wechselten wir die Halle, um dem Stand des Golkonda-Verlages einen Besuch abzustatten.


Dort konnte man Hardy Kettlitz voller Bewunderung über die neuesten Bücher des Verlages schwärmen hören. Hallucigenia von Laird Barron, Science Fiction Hall of Fame 1 – Herausgegeben von Robert Silverberg, Allerfeinste Merkwürdigkeiten von Christian von Aster und natürlich das völlige schräge Der Fall Charles Dexter Ward von H. P. Lovecraft.

 

Die grafischen Arbeiten, mit denen die Künstlerin s.BENeš die Cover und Seiten der Golkonda-Bücher veredelt, gehören mit zum Besten, was derzeit im Bereich Buchkunst zu finden ist. 0815-Symbol-Cover wird man bei ihr vergeblich suchen.


Der nächste Termin führte zur völlig unterdimensionierten LVZ-Autorenarena.

 

Dort versuchte gerade Schorsch Kamerun, unter anderem Sänger der Goldenen Zitronen, mit Tablet, USB-Lautsprecher und Mikro einen Song mit Panflötenbegleitung zum Besten zu geben.

 

Davor hatte er wohl sein Buch Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens vorgestellt.


Auf dem Plan stand aber das Gespräch im Anschluss:

Thea Dorns neuer Roman Die Unglückseligen wurde als SF beworben und bekam daher meine höchste Messe-Priorität.

 

Der Moderator wies auch gleich auf das Lob von Denis Scheck hin, der Ritterschlag für anlesenswerte Bücher.

 

Es geht um eine Molekularbiologin, die mit Hilfe eines uralten Zeitgenossen Goethes, Johann Wilhelm Ritter, das menschliche Genom so verändern will, dass sich die Zellen fast unbegrenzt regenerieren können.


Sie musste sich von anderen Tätigkeiten zurückziehen, um den Roman schreiben zu können und hätte sich in das 18. Jahrhundert verliebt. Vornehmlich die Romantik spielte dabei eine Rolle. Recht stolz war sie auch darauf, dass ihr Roman als erster seit Thomas Mann den Faust-Mythos behandelt. Passenderweise rezitierte sie dann auch direkt aus Goethes Drama.

 

Ihre muntere Art bezauberte das Publikum und festigte den Entschluss, Buch und Signatur zu erwerben.

 

Peinlicherweise standen am Signiertisch zunächst gar keine Bücher zur Verfügung. Immerhin konnten schnell einige Exemplare beschafft werden. Aber angesichts der großen Schlange, reichte das nicht weit.

Was mit Deutschland passiert, wenn der Weltuntergang kurz bevor steht und jedermann seinen Körper dank regenerativer Medizin in die besten Jahre zurückverwandeln kann, erzählt Karen Duve in ihrem jüngsten Roman Macht.

 

Thematisch also nicht weit weg. Im Zentrum der Handlung steht dabei ein recht übler Mann, der seine Frau an Ketten in seinem Keller gefangen hält. Klingt nach hartem Tobak, aber Karen Duve wies im Gespräch darauf hin, dass ihre Figur schon sehr speziell sei und die anderen Männer in ihrer Dystopie dergleichen nicht täten.

Auf jeden Fall scheint es ihr darum zu gehen, bestimmte Ausreden und Erklärungspamphlete von Gewalttätern auf ihre Wurzeln abzuklopfen. Vielleicht gar nicht so weit weg von Joanna Russ.

 

Auch hier war der Andrang größer als das Platzangebot. Zum Glück hatte ich mein Exemplar schon vorab besorgt, denn hier gab es weder Bücher noch Signierstand.


Traditionell beherrschen die Cosplayer das Publikumsbild der Messe. Die Kreativität überrascht immer wieder und je nach Geschmack mag man die Kostüme, oder eben nicht.

Aus der Glaskuppel zurück zur Autorenarena.

 

Hier wurde gerade Thomas Glavinc zu seinem Roman Der Jonas-Komplex befragt. Dabei verbreitete der Österreicher sehr sympathische Ansichten zum Thema Umgang mit rechtspopulistischen Parteien. Wenn man die Sorgen der Menschen erst nimmt, mit ihnen redet, sich nicht arrogant Pack nennt, wie ein gewisser Chef einer ehemaligen Arbeiterpartei, dann treibt man sie auch nicht an den ultrarechten Rand.

 

Kluge Worte.







Eigentlich wollte ich mir endlich einmal einen Eindruck von Juli Zeh machen, die auf der Buchmesse ihren Roman Unterleuten bewarb.

 

Sie hatte einst die Nominierung ihres Romans Corpus Delicti für den Deutschen Science Fiction Preis abgelehnt.

 

Aber leider gab es keine Möglichkeit, in die Arena zu gelangen. Zwar wurden die Gespräche dort auf Monitore vor der Arena übertragen, aber natürlich gab es dort keinerlei Sitzmöglichkeiten und meine Füße wiesen auf diesen Mangel bereits deutlich hin.





So schlenderte ich weiter durch Halle 5 und fand den Stand des Hablizel Verlages. Dort erschien letztes Jahr der grandiose SF-Roman Venus siegt von Dietmar Dath.


Dieses Jahr kommt hier der neue, von mir lang erwartete Roman von Anja Kümmel heraus: V oder Die Vierte Wand. Einen ersten Eindruck davon konnte ich mir ja schon im Magazin Krachkultur machen und es wäre cool gewesen, wenn eine Lesung mit ihr, in meinen Messeplan gepasst hätten.

 

Aber immerhin konnte ich ein kleines Heftchen mit Mikrotexten von Dietmar Dath kaufen, Eisenmäuse. Dabei erfuhr ich, dass Venus siegt fortgesetzt wird, allerdings wohl bei Suhrkamp. Dort erschien ja auch gerade Daths Leider bin ich tot mit einem Dank unter anderem an: Markus Hablizel. Kreise in Kreisen. Oder so.


Einen weiteren Verlag musste ich auch noch unbedingt aufsuchen.

 

In Halle 4 fand ich Verleger Jürgen Eglseer vom Amrûn Verlag. Leider war Nova 24 noch nicht fertig, was er aber schnellstens ändern will.

 

Dafür konnte ich aber die beiden ersten Bände von Uwe Posts Fantasy-Reihe über Kentauren einsammeln.

 

Die Zeit, bis eine von den raren mobilen Kassen frei war, nutze ich für ein Foto, auf das sich auch Verlegerin Grit Richter vom Art Skript Phantastik Verlag heineinzauberte.

Auf der Fantasy-Leseinsel tummelten sich derweil die üblichen Verdächtigen von Wolfgang Hohlbein bis Bernhard Hennen.

 

Als letzter Programmpunkt vor der Heimreise stand Peter V. Brett auf dem Plan.

 

Zwar sah ich ihn gerade erst zwei Tage vorher im Kreuzberger Wasserturm, aber als schönen Abschluss des Messebesuchs bot sich der nette Amerikaner einfach an.


Kritik an den Messebetreibern gibt es leider auch.

Besonders in der ehemaligen Phantastik-Halle 2 fiel auf, wie wenig Genre-Verlage inzwischen in Leipzig anzutreffen sind. Und die wenigen bekannten Verlage, die man sah, begnügten sich mit Mikro-Ständen, obwohl sehr viel Platz zur Verfügung stand. Vielleicht sollten Standgebühren auch mal gesekt werden, um mehr Verlage anzuziehen.

Dieses Missmanagement betraf auch die Anzahl an Sitzmöglichkeiten und ganz besonders die Lesebühnen. Überall da, wo gelesen wurde, war es übervoll. Gespart wurde auch an den mobilen Kassen, Wenn man schon auf die Idee verfällt, den Verlagen zu verbieten, selbst ihre Bücher zu verkaufen, sollte man auch dafür sorgen, dass genügend Möglichkeiten zum Verkauf bestehen. Viele Verlage verzichteten gleich ganz darauf, ihre Bücher von der Messe verkaufen zu lassen.

Ein Messeveranstalter sollte Messen veranstalten und nicht gierig in anderen Branchen wildern.

 

Viel Arbeit also für die Leipziger Buchmesse 2017.

Ganz am Schluss noch etwas Cosplay:

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Die Leipziger Buchmesse 2016


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Erstellt: 18.03.2016, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 14377