Baba Jaga/Sarg in Ketten/Köpfe (Hellboy 8)
 
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Baba Jaga / Sarg in Ketten / Köpfe

Reihe: Hellboy 8

Hörspiel

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Wie bei der vorherigen Folge, König Vold / Weihnachten in der Unterwelt, werden auch dieses Mal mehrere Kurzgeschichten präsentiert; drei um genau zu sein. Anders als bei der vorherigen Folge gibt es dieses Mal keine Klammer, die die Geschichten verbindet. Entsprechend will ich die Geschichten ein Stück weit getrennt voneinander behandeln.

 

Baba Jaga: Die einäugige Tonja hat wieder einmal einen Teller zerbrochen. Vater ist wütend, doch Großmutter schilt ihn aus. Nachdem Vater in die Kneipe gegangen ist, tröstet die Großmutter Tonja und erzählt ihr, wie es dazu kam, dass sie mit nur einem Auge geboren wurde. Damals, in den Tagen vor ihrer Geburt, hatte die mächtige Dämonin Baba Jaga ihre Heimstätte in der Gegend aufgeschlagen. Wer ihr in die Quere kam, dessen Kopf spießte sie auf einem Pfahl. Dann kam ein gewaltiger, rothäutiger Kerl daher, um die Dämonin in die Hölle zu schicken.

Die Geschichte ist etwas unfokussiert und darum auch nicht wirklich überzeugend: Es beginnt mit einem umständlichen Rahmen (Tonjas Familie), dann gibt es eine umständliche Einleitung, die schnörkellose Konfrontation, eine umständliche Ausleitung und schließlich wird der Rahmen wieder geschlossen. Für eine nicht einmal fünfzehnminütige Geschichte ist das zu viel Verpackung und zu wenig Geschenk. Davon abgesehen ist es ein hübsches Gruselmärchen aus dem russischen Sagenkreis.

 

Köpfe: Japan. Bei einem Sake unterhalten sich einige Männer über ein gruseliges Haus in Kyoto, in dem schreckliche Dinge geschehen sind. Es heißt, dort würden Dämonen hausen. Auch Hellboy ist in Japan – er liebt das Land zur Kirschblütenzeit. Auch ihn treibt es in jene übel beleumdete Gegend. Er wundert sich noch über die unheimlichen, verfallenen Gebäude am See, als ihn ein Mann anspricht. Es sei sehr gefährlich in der Nacht, er möge sein Gast sein, Umstände mache es keine. Er wischt alle Einwände Hellboys beiseite und drängt diesen nachdrücklich, in seiner Herberge zu übernachten. Hellboy bemerkt bald, dass es gerade dort nicht mit rechten Dingen zugeht.

Die Geschichte ist wesentlich fokussierter: Nach einer kurzen Einleitung geht es gleich los. Es wird bei diesem Kampf gegen eigenwillige Dämonen im Wesentlichen auf Komik gesetzt, die sich aus den üblichen flapsigen Sprüchen und grotesken Wesen speist – diese funktioniert allerdings nicht so recht. Das liegt meines Erachtens an der Performanz der Sprecher (s. U.).

 

Sarg in Ketten: Liz hat eine Überraschung für Abe: einen Brief von Hellboy. Der schreibt aus England, wohin er sich immer nach kniffligen Fällen zurückzieht. Das hat einen Grund: Kurz vor ihrem Tod riet das Medium Lady Cynthia Hellboy dazu, seiner Verbindung mit zwei Geistern, die mit der alten Kirchenruine von East Bromwich verknüpft sind, nachzugehen. Hellboy träumt von ihnen. Da war die Kirche noch intakt. Die beiden waren eine Nonne und ein Priester, die einer alten Frau das Versprechen abgaben, sie nach ihrem Tod zu schützen. Die Leiche der Alten wird in einen Sarg gelegt, der mit einer Kette gesichert wird. Als ein gewaltiges Wesen sich der Kirche nähert, erinnert die Alte die Geistlichen an ihr Versprechen.

Sarg in Ketten ist meines Erachtens die gelungenste der drei Geschichten. Es geht – wie auch in den beiden anderen Geschichten – um die Begegnung mit einem Dämon. Anders als bei den beiden vorherigen Geschichten reicht die Bedeutung über die gruselige Okkultismusbegegnung hinaus – sie ist ein wichtiger Teil der Charakterisierung Hellboys.

 

Für die relativ geringe Spielzeit (ca. 50 Minuten) sind dieses Mal wieder recht viele Sprecher dabei; das Inlay zählt sechzehn auf, wobei einige wieder mit mehreren Rollen bedacht wurden. Da sind natürlich wieder die Stammsprecher zu hören – Tilo Schmitz (Hellboy), Ranja Bonalana (Liz Sherman) und Joachim Tennstedt (Abe Sapien); die drei Synchronsprecher sind auch Veteranen des Hörspiels und liefern eine makellose Performanz ab – was bei den kleinen Rollen von Bonalana und Tennstedt leider kaum zum Tragen kommt.

Auch die anderen Sprecher hat man schon in verschiedenen Lausch-Produktionen hören können. Fünf weitere will ich noch hervorheben. Aranka Mamero-Jaenke, die in der vorherigen Folge ihr Hellboy-Debüt gab, spricht dieses Mal zwei Rollen: Tonjas Großmutter (in Baba Jaga) und die Alte (in Sarg in Ketten). Sie interpretiert die Rollen sehr angemessen; ich würde mich freuen, wenn ich in Zukunft mehr von ihr hören würde. Tonja wird von Gwenyth Dimonye gesprochen; vielleicht ist sie aus Drizzt bekannt, ansonsten ist sie mir noch nicht untergekommen. Sie klingt ein wenig aufgesetzt, das stört aber kaum. Die Baba Jaga selbst wird von Dorothea Hagena gesprochen, die mir vor allem aus den misslungenen DSA-Hörspielen in Erinnerung ist; hier liefert sie – im positiven Sinne! – eine gruselige Performanz ab. Außerdem ist sie mit einem Satz oder so als Lady Cynthia zu hören. Damit zu einem weiteren Hellboy-Neuzugang: John Ment. Ment ist hauptberuflich Radiomoderator bei Radio Hamburg. Als 'Rampensau des Äthers' hat er dem Sender zu einiger Beliebtheit verholfen. Als Hörspielsprecher ist er leider eine weniger glückliche Wahl – er spricht einen der Dämonen in Köpfe und zwar mit chinesischen Klischeeakzent: Er quickt und quäckt wie ein chinesischer Superschurke mit Speichelfluss-Problem. Ich stelle mir die Rede eines japanischen Onis anders vor. Mir hat dieser Auftritt die zweite Geschichte erheblich verleidet. Bleibt zum Schluss noch Günter Merlau selbst zu erwähnen. Der Herr und Meister von Lausch war schon in diversen Lausch-Hörspielen zu hören, hier gibt er in Sarg in Ketten den Dämon. Und was für einen Dämon: Mit schaurig tiefer Stimme und röchelndem Atem trägt er gemessen seine Forderungen vor oder brüllt seine Wut heraus – beeindruckend! Ob die Ehre nun Merlau oder der Technik gebührt, sei mal dahingestellt, aber beeindruckend ist der Auftritt auf alle Fälle.

 

Über die Inszenierung lässt sich nichts Neues sagen: Sie ist gemäßigt modern mit Hellboy als Erzähler (im Rahmen von Baba Jaga übernimmt die Großmutter die Funktion), aber für sich selbst stehende Geräusche. Die Orchestralmusik ist wie immer wuchtig und schmetternd – passend zum ironischen Pathos der Geschichten selbst.

 

Fazit:

Dämonen, Dämonen, Dämonen, ob in Russland, Japan oder England, Hellboy muss sich ihnen stellen – und einige von ihnen sind ganz persönliche Dämonen. Die achte Folge der Hellboy-Reihe ist eher durchwachsen: In der ersten Geschichte stimmt die Einteilung des Plots nicht, in der zweiten eine einzelne, aber wichtige Sprecherleistung nicht, doch in der dritten ist dann wieder alles im Lot: Story und Sprecher sorgen da für gute Unterhaltung.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240327223736bd145bcf
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Hörspiel:

Baba Jaga / Sarg in Ketten / Köpfe

Reihe: Hellboy 8

Vorlage: Mike Mignola

Produzent: Günter Merlau

Regie: Günter Merlau

Label: Lausch - Phantastische Hörspiele

Erschienen: Mai 2010

Umfang: 1 CD, ca. 50 min

ASIN: 3939600547

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher (Auswahl):

Tilo Schmitz

Aranka Mamero-Jaenke

Gwenyth Dimonye

Dorothea Hagena

Cornelia Dörr

Bernd Hölscher

 


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Erstellt: 30.07.2010, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 10810