Das Erbe der Drachen (Autorin: Licia Troisi; Die Schattenkämpferin; Bd. 1)
 
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Das Erbe der Drachen von Licia Troisi

Reihe: Die Schattenkämpferin Bd.1

Rezension von Christel Scheja

 

Die italienische Autorin Licia Troisi wurde durch ihren Zyklus um „Die Drachenkämpferin“ in Deutschland bekannt. Damals kämpften die Halbelfe Nihal und der Magier Sennar verzweifelt gegen den Tyrannen, der mit seinen Kreaturen die bekannten Länder überrannte, verwüstete und sogar ganze Völker auslöschte. Schließlich gelang es den beiden mit vereinten Kräften und einem magischen Talisman den wahnsinnig gewordenen Magier Aster zu besiegen. Das Reich der Finsternis brach zusammen und die Völker konnten aufatmen.

 

Doch das bedeutet nicht, das die Gefahr vorüber ist. Yeshol, ein treuer Gefolgsmann des Tyrannen, birgt wichtige Artefakte aus der durch die Macht der Magie in sich zusammen gestürzten Zitadelle und hält damit den Kult am Leben, den Aster zu Ehren eines finsteren Gottes ins Leben gerufen hat. In den folgenden vierzig Jahren baut er aus den Trümmern der Vergangenheit eine neue schlagkräftige Gemeinschaft auf. Die Gilde der Assassinen hat sich ihm verschworen und Menschen opfern sich freiwillig auf dem Altar des Gottes, um ihre Geliebten oder Verwandten zu retten.

Mit List und Tücke, aber auch ein wenig Beeinflussung und Magie hat sich Yeshol mächtige Menschen untertan gemacht. Der machthungrige König Dohol ist nicht mehr als eine Marionette in seinen Händen und bringt ihm die Schätze wieder, die einst aus Asters Besitz geraubt wurden. Denn Yeshol plant noch etwas viel größeres. Er will den Tyrannen wieder zurück auf die Welt holen. Seine Seele soll in einen neuen Körper fahren, damit er seine Anhänger und die Assassinen wieder anführen kann.

Davon weiß die jungen Dubhe nichts, die in den geheimen Hallen der Gilde um ihr Überleben kämpft. Zwar ist sie als „Kind des Todes“, das schon früh seine Hände mit dem Blut eines anderen befleckte, dazu bestimmt gewesen, eine Meuchelmörderin zu werden - aber der Mann, der sich ihrer annahm war selbst ein Abtrünniger. Er lehrte sich nur, sich zu verteidigen und notfalls auch ohne Zögern zu töten, erweckte aber nicht die Bestie in ihr. Das versuchen nun die Meisterin der Gifte und Yeshol, die Dubhe mit Magie, Gewalt und Drogen zu einer willfährigen Dienerin der Assassinengilde machen wollen.

Doch sie ahnen nicht, das Dubhe durch einen der Postulanten bereits erfahren hat, dass es vielleicht noch Rettung für sie gibt, wenn sie bereit ist, einen anderen Weg zu gehen. Der junge Lonerin hat sich als Spion in den Tempel der Assassinen eingeschlichen, um mehr über die Absichten der Gilde zu erfahren. Zusammen mit Dubhe kommt er einem dunklen Geheimnis auf die Spur und nun ist es an ihnen einen Weg aus der Schattenfestung zu finden, um die Aufgetauchte Welt zu warnen, ehe es zu spät ist.

 

Licia Troisi macht es wie so viele andere Autoren. Wenn eine Geschichte erfolgreich war, warum soll man sie nicht noch einmal erzählen - wenn auch mit anderen Vorzeichen. Auch wenn „Die Schattenkämpferin“ viele Ereignisse fortspinnt und einige Charaktere wie den Gnomen Ido noch einmal auftauchen lässt, so erzählt der neue Zyklus im Groben noch einmal die gleiche Geschichte. Noch einmal überrennt ein gieriger Tyrann mit Hilfe von finsteren Ländern die aufgetauchte Welt. Nur dass es diesmal ein sterblicher König ist, der sich zu sehr auf die Hilfe eines dunklen Gottes und seiner Diener verlässt. Die Heldin ist eine Außenseiterin - vielleicht nicht vom Aussehen her, wohl aber vom Charakter. Dubhe ist zwar auch eine Kämpferin, aber sie folgt keinen ehrenhaften Pfaden. Dennoch bewahrt sie sich auch als Diebin und Auftragsmörderin Skrupel. Auch wenn sie durch den Tod eines Spielkameraden in ihrer Kindheit bereits Schuld auf sich geladen hat, besitzt sie noch genug Moral und Gefühl, um Unschuldige und Freunde zu verschonen. Und sie kämpft stur dagegen an, sich das nehmen zu lassen. In dieser Hinsicht erinnert sie sehr oft an Nihal, die einen ähnlichen Charakter hatte. Wie der Halbelfe so gesellt sich auch diesmal ein Magier an ihre Seite, wenn auch unter anderen Umständen.

Die Parallelen sind unübersehbar, auch wenn die Handlung an sich etwas anders aufgebaut wird. Rückblenden in ihre Kindheit erzählen wie Dubhe zu dem wurde, was sie heute ist und wie sie in ihre jetzige Lage geriet.

Trotzdem sollte man dabei nicht erwarten, dass die Autorin sonderlich in die Tiefe geht. Zwar weiß man nun mehr über Dubhe, wirklich lebendig und vielschichtig wird sie dadurch nicht - ähnlich wie Lonerin und beider Gegenspieler bleibt auch die junge Mörderin und Diebin auf einige wesentliche Charakterzüge reduziert.

Ähnlich einfach gestrickt ist auch die Handlung. Licia Troisi setzt auch hier auf eher plakative Effekte und eine Abenteuerhandlung. Der Hintergrund besitzt keine komplexen Strukturen und ist schnell durchschaut, trotz seiner düsteren Wendungen gibt es keinerlei Überraschungen. Spannung entsteht durch die oberflächliche und auf Effekte ausgelegte Abenteuerhandlung.

Stilistisch hat sich die Autorin gegenüber dem Zyklus um „Die Drachenkämpferin“ auch nicht weiter entwickelt. Ihre Wortwahl - oder die des Übersetzers - bleibt schlicht, die Sätze sind kurz. Das ganze wirkt so, als sei der Roman hastig nachgeschoben worden, um noch den Erfolg auszunutzen.

 

„Das Erbe der Drachen“ wendet sich vor allem an die Leser, die bereits den Zyklus um Nihal und Sennar gerne mochten und sich nun freuen in die Länder der „Aufgetauchten Welt“ zurückkehren zu können. Licia Troisi bietet auch im Auftakt ihrer Trilogie um „Die Schattenkämpferin“ unterhaltsame Abenteuer, wirklichen Tiefgang und eine komplexe Handlung sollte man aber nicht erwarten.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419150957a3c3ea50
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Buch:

Das Erbe der Drachen

Reihe: Die Schattenkämpferin Bd. 1

Autorin: Licia Troisi

gebunden, 528 Seiten

Heyne, erschienen Februar 2008

Übersetzung aus dem Italienischen von Bruno Genzler

Titelbild von Paolo Barbieri

ISBN 978-3-453-26563-9

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 11.03.2008, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:38, 6013