Das Flüstern der Nacht von Peter V. Brett

Hörbuch

Reihe: Dämonen-Trilogie, Teil 2

 

Rezension von Christel Scheja

 

Es ist lebensgefährlich geworden, draußen unterwegs zu sein, wenn die Dunkelheit herein bricht, denn dann tauchen blutdürstige Dämonen aus den Schatten auf und fallen über jedes Lebewesen her, das sich nicht durch Bannzeichen und magische Zirkel vor ihrem Zugriff zu schützen vermag. Aus diesem Grund sind einstmals große Reiche in nur kleine Herrschaftsgebiete zerfallen, die Menschen leben in abgeschiedenen Dörfern und Städten, die nur wenig Kontakt zueinander haben.

Das ist die grausame und düstere Welt, die Peter V. Brett in seiner „Dämonen“-Trilogie zeichnet. Der zweite Band „Das Flüstern der Nacht“ führt die Geschichte nahtlos weiter. Wieder wurde das Buch auch in ein Hörbuch umgesetzt – erneut gelesen von Jürgen Holdorf. Die gekürzte Lesung besitzt eine Länge von 700 min und findet sich auf acht CD’ in einem interessant gestalteten Papp-Plastik-Display.

 

Drei junge Leute haben im ersten Band ihren Weg gefunden damit zurecht zu kommen und den Dämonen sogar den Kampf anzusagen. Arlen hat nicht nur das Bannzeichnen gelernt, er hat die Siegel auch auf seinen Körper übertragen und ist so nach einer langen Irrreise zum „Tätowierten Mann“ geworden. Aufgrund alter Prophezeiungen halten ihn manche für den Auserwählten, der den Dämonen den Garaus bereiten könnte.

Leesha, eine patente Heilerin und selbstbewusste Kriegerin sowie Rojer der Jongleur, der mit seiner Musik ebenfalls die Dämonen fernhalten kann, stehen an seiner Seite und helfen ihm dabei ein Tal zu beschützen, das zur neuen Heimat geworden ist.

Allerdings droht ihnen nicht nur von den magischen Wesen Gefahr. In den kargen Wüstengebieten des Südens haben die Menschen haben ihren eigenen Weg gefunden, mit den Dämonen fertig zu werden. An ihrer Spitze steht Jardir, der bereits als Junge Entschlossenheit und Begabung für den Kampf gegen die Dämonen gezeigt hat.

Durch eine Begegnung mit Arlen in seiner Jugend hat er von der Prophezeiung gehört und glaubt nun, selbst der Auserwählte zu sein.

So sind sein Aufstieg vom einfachen Krieger zum Heerführer und Anführer seines Volkes von dem Ehrgeiz gezeichnet, genau dieser Rolle gerecht zu werden. Sein Ziel ist es, nicht nur in der kargen Einöde seiner Heimat zu kämpfen, sondern auch die Menschen des fruchtbareren Nordens unter seinem Banner zu einen – obwohl es bisher nur gelegentlichen Handel gegeben hat, ansonsten aber Feindschaft herrscht ...

 

Auch das Hörbuch verzichtet darauf, eine Einführung zu geben, so dass man bereits „Das Lied der Dunkelheit“ kennen sollte. Denn auch wenn der Anfang, der ganz im Süden spielt noch unabhängig gehalten ist, weil man nur etwas über die Kultur und Lebensart der dort lebenden Menschen erfährt, so fließen doch nach und nach immer mehr Elemente ein, die nicht mehr erklärt werden, wenn der Autor zu seinen Helden aus dem ersten Band zurück kehrt und das weitere Schicksal von Arlen, Leesha und Rojer erzählt. Auch die Verbindung zwischen Arlen und Jardir spielt immer wieder eine Rolle.

Natürlich ist der Werdegang des jungen Wüstenbewohners stark zusammen gestrichen, markante Eckpunkte werden aber dennoch beschrieben und von Jürgen Holdorf passend in Szene gesetzt. Er weiß genau, wie er die Sätze betonen muss, um die in der Wüstenkultur vorherrschenden Härte und Brutalität darstellen muss, ohne zu übertreiben. Auch die Szenen in denen die Dämonen selbst einmal zu Wort kommen, sind gut in Szene gesetzt und schlagen einen in den Bann.

Auf jeden Fall kann man hautnah, wenn auch etwas gerafft, erfahren, wie Jardirs Aufstieg durch seinen Ehrgeiz, seine Entschlossenheit und mächtige Freunde gelingt und wie es ihn selbst verändert. Aus diesem Grund kann man nun besser nachvollziehen was ihn dazu getrieben hat, Arlen zu verraten.

Auch wenn das Hörbuch gekürzt ist, so braucht es viel Zeit die Schicksale der Helden miteinander zu verweben und zu zeigen, dass die Gegenseite nicht nur aus Kanonenfutter besteht, sondern auch dort kluge und listige Köpfe mit Magie zu intrigieren und die Menschen auszuspielen wissen.

Die Mischung aus Abenteuer und Alltäglichem funktioniert auch diesmal wieder bestens, die Figuren sind vielschichtig gestaltet und entwickeln sich durch ihre Erfahrungen weiter. Die Handlung bewegt sich auch trotz der Magie in der Nähe des Realismus, ist logisch aufgebaut und gleitet niemals ins Unglaubwürdige ab.

Das Hörbuch ist sogar etwas spannender, da man die Geschehnisse etwas gestrafft hat und Jügen Holdorf durch seine markante und eindringliche Stimme die Zeit nicht lang werden lässt.

 

Daher erweist sich auch das die Lesung von „Das Flüstern der Nacht“ als gelungenes Werk, das vor allem Zuhörer ansprechen dürfte, die Fantasy schätzen, in der vielschichtige Charaktere und ihre Entwicklung die Hauptrolle spielen, die Spannung mit sehr viel Atmosphäre einhergeht und die meisten Klischees des Genres sicher umschifft werden.