Das letzte Einhorn (Autor: Peter S. Beagle)
 
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Das letzte Einhorn von Peter S. Beagle

Hörbuch gelesen von Andreas Fröhlich

 

Rezension von Julia

 

„Wenn Haggard König ist und Seneschall, habe Teil an seinen Festen, habe Teil an seinem Fall. Allen Geld und Gold er bringt, bis das Meer den Turm verschlingt. Nur einem aus Hagsgate wird es gelingen, das Schloss zu zerstören, zum Einsturz zu bringen.“ Davon haben diejenigen noch nie etwas gehört, die nur den Zeichentrickfilm Das letzte Einhorn gesehen-, aber nie das Buch gelesen haben. Vielen wird der Film besser gefallen, als das anspruchsvolle Buch, eindeutig ist auf jeden Fall, dass sich beide voneinander unterscheiden, auch wenn die Geschichte dieselbe ist. Wundervoll ist das Buch, ebenso literarisch und einzigartig, poetisch und voller Gefühl und Augenzwinkerei, wie alle weiteren Bücher Peter S. Beagles und nun endlich kann man es auch in einer gelungenen Hörbuchfassung anhören.

 

Seit ewigen Zeiten lebt das Einhorn in seinem Wald und beschützt diesen. Es ist für die Tiere da, die es brauchen und sorgt für den Wald, der niemals sterben wird. Die Menschen fühlen seine Anwesenheit und können es doch weder sehen noch aufspüren. Das Einhorn ist zufrieden mit seiner Existenz, es kennt nichts anderes und empfindet keine Sorge. Dafür ist es nicht gemacht, es ist stark, stolz, edel und wunderschön, sodass nichts an seine Perfektion heran reichen kann und diese trübt. Umso überraschter ist das Einhorn, als es eines Tages erfahren muss, das außerhalb des Waldes schreckliche Dinge vor sich gehen und es inzwischen das einzige seiner Art ist. Weit entfernt von ihr hat König Haggard seine Liebe zu den Fabelwesen entdeckt und ist von dem Gedanken besessen sie alle einzusammeln und gefangen zuhalten, damit er sie beständig betrachten kann. Zu Hilfe nimmt er dafür einen roten Geister-Stier, der die edlen Wesen unbarmherzig zusammentreibt, bis diese wieder wissen was Furcht bedeutet. So macht sich das Einhorn auf in die Welt, verlässt seinen idyllischen Wald und versucht die anderen zu finden, die es doch noch irgendwo auf der Welt gebe muss. Es kann weder glauben, das es das letzte seiner Art ist, noch, das niemand es mehr kennen wird und doch muss es das vor allem in der Welt der Menschen feststellen. Während seiner Reise macht das Einhorn die Bekanntschaft mit dem tollpatschigen und doch liebenswürdigen sowie altklugen Möchtegernzauberer Schmendrick und der Räuberbraut Molly Grue. Beide sind bereit das Einhorn auf seiner Reise zu begleiten und zu unterstützen. So kommen sie dem Schloss des Königs bedrohlich nahe, der Stier spürt die Anwesenheit des letzten Geschöpfs und macht Jagd auf das gehörnte Wesen. Schmendrick gelingt es im letzten Moment die Gestalt des Einhorns in die einer wunderschönen Frau zu verwandeln. Nun verfügt das Fabelwesen über einen menschlichen Körper und ist damit in der Lage sich dem König zu nähern, ist dabei jedoch auch der Zeit ausgesetzt und dem Verfall. Unerwartete Hilfe findet die junge Frau bei dem Pflegesohn des Königs, Prinz Lir, der sich sogleich in sie verliebt und bereit ist alles für sie zu tun.

 

Die Geschichte ist einzigartig und trägt einen Zauber in sich, wie selten eine vor ihr. Der Autor versteht es eine Märchenwelt zu erschaffen, die dennoch von Momenten der alltäglichen Welt durchdrungen ist und sich auch immer wieder widerspricht. Nimmt man beispielsweise die Darstellung des Einhorns als übermenschliches Wesen, edel und perfekt. Selbst in ihrer menschlichen Hülle ist das Wesen noch perfekter als alle Menschen um sie herum und dennoch sterblich. Im Gegenzug dazu steht Prinz Lir, ein kleiner und dicker Prinz, der wenig Mut besitzt und erst durch diese Bekanntschaft innerlich wachsen kann, dabei vor allem aber über sich hinaus. Der Kontrast von perfekt und nicht perfekt wurde hier als Mittel eingesetzt, das überzeugt und einem stets vor Augen bleibt, auch in der Welt, in der das Einhorn unterwegs ist. Dabei wird das Einhorn von ganz eigenen und wunderbaren Gefährten begleitet, denn Schmendrick und Molly Grue sind ebenfalls ein zweiter Blick wert. Ihr Bild präsentiert sich durchaus selbstironisch, vor allem in ihrer Darstellungsweise, sie bleiben dabei aber echt und sympathisch mit allen Fehlern, die sie haben. Menschlich eben.

Der Autor bedient sich einer sehr bildhaften Sprache voller Metaphern und Gleichnissen, die die Lebendigkeit und den Zauber der Geschichte jedoch nur noch verstärken und dennoch die Ernsthaftigkeit dieses durchaus philosophischen Werkes hervorheben. Die atmosphärische Stimmung des Buches wird auch in der Lesung wiedergegeben. Andreas Fröhlich hat eine wunderbare Märchenonkel-Stimme, die die einzelnen Situationen und Gemüter auf einmalige und sehr gefühlvolle Weise wiedergibt. Ich kann mir keinen besseren Sprecher für diese Geschichte vorstellen und muss dem Verlag wirklich ein Kompliment für diese Entscheidung aussprechen.

 

Fazit:

Alles in allem liegt mit dem Buch „Das letzte Einhorn“ keine Unterhaltungsliteratur vor, kein Werk, das man einfach lesen und beiseite legen kann, sondern an dem man noch lange festhängen – und an es denken wird. Es ist schön, das diesem Buch durch die sehr gelungene Hörbuchfassung wieder mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Man kann nur hoffen, das dieses Hörbuch viele Hörer erreicht, die dann verzaubert sein werden von der Geschichte des Einhorns, welches das letzte war, die Liebe kennen lernte und begreifen musste, dass die Sterblichkeit nun auch von ihm Besitz ergriffen hat. Denn „Einhörner können für lange Zeit ohne Rettung bleiben, doch nicht für immer“.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404232105598c9621a3
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Buch:

Das letzte Einhorn

Autor: Peter S. Beagle

Sprecher: Andreas Fröhlich Der Hörverlag, Februar 2009

Ungang: 7 CDs

Dauer: 503 Minuten

 

ISBN-10: 3867173508

ISBN-13: 978-3867173506

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 30.03.2009, zuletzt aktualisiert: 11.04.2024 20:03, 8490