Der automatische Detektiv (Autor: A. Lee Martinez)
 
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Der automatische Detektiv von A. Lee Martinez

Hörbuch

 

Rezension von Björn Backes

 

Lee Martinez gehört zu den Shotting-Stars der ausgefallenen, von Science-Fiction beeinflussten modernen Literatur. Nach seinem erfolgreichen Deutschland-Debüt „Diner des Grauens“ und dem herrlich verrückten „Die Kompanie der Oger“folgte im März dieses Jaheres mit „Der automatische Detektiv“ eine weitere Skurrile Geschichte aus dem eigenwilligen Universum des aufstrebenden Autors. Parallel zum Taschenbuch-Release ist auch eine Hörbuch-Fassung der witzigen Story um den kultivierten Roboter Mack Megaton erschienen, für die man niemand geringeren als Sprecher-Ikone Oliver Rohrbeck verpflichten konnte – und der macht gewohntermaßen wieder einen fantastischen Job!

 

Story:

Eigentlich ist Mack Megaton darauf programmiert, als Killermaschine sein Werk zu verrichten. Doch der schwergewichtige Roboter hat die Faxen dicke und ist nicht länger bereit, seine unmoralischen Aufträge auszuführen. Aus eigenem Antrieb ist es ihm gelungen, seine Codierung zu knacken und die an ihn gerichteten Befehle zu ignorieren. Damit ist er scheinbar endgültig seiner Rolle entwachsen, zumal er durch seine Anstellung als Taxifahrer auf dem besten Wege ist, die Rechte als normaler Bürger von Empire City zu erlangen. Doch dann holt ihn seine Vergangenheit wieder ein, als die benachbarte Familie Bleaker aus unverständlichen Gründen entführt wird. Mack wendet sich an die sympathische Ingenieurin Lucia und kommt mit ihr einem ziemlich vertrackten Komplott auf die Schliche. Doch das Dilemma an der Sache: Einzig und alleine ein Roboter vom Type Megatons kann die gekidnappte Familie befreien. Mack muss sich entscheiden, ob er seinem aktuellen Lebenswandel treu bleiben möchte oder doch noch einmal zur Killermaschinemutieren will…

 

Rezension:

Martinez steht für außergewöhnlichen Humor, skurrile Geschichten, irrwitzige Ideen und sehr einprägsame Figuren – da macht „Der automatische Detektiv“ keine Ausnahme. Allerdings ist der Versuch, ins Science-Fiction-Gewerbe einzudringen und dort einige moralische Fragen einzubinden, für einen humororientierten Autor wie den Texaner eine gewagte Sache. Immerhin spricht Martinez im Laufe der Geschichte bzw. der Charakterentwicklung seines maschinell-emotionalen Protagonisten einige wunde Punkte an, die unmittelbar mit den zwiespältigen Entwicklungen der modernen Forschung verknüpft sind. Und damit begibt sich der Bestseller-Schreiber auf relativ dünnes Eis.

Doch Martinez würde diesen Versuch sicher nicht riskieren, wäre er sich des Potenzials seines aktuellen Romans nicht bewusst. Dass er zuletzt das Vertrauen eines populären Sprechers wie Rohrbeck für die Hörbuch-Umsetzung gewinnen konnte, spricht sicherlich für sich.

Doch erst einmal zur Story: Martinez kreiert von Beginn an mal wieder eine sehr phantasievolle Thmenlandschaft, deren Setting nicht weniger originell ist wie der Stamm der Handlung. Ein Roboter, der keiner mehr sein möchte, eine authentische Killermaschine, die aus Überzeugung ihre Programmierung ummodelliert hat, seltsame Kumpane wie ein gesellschaftlich abgestürzter Gorilla, sozialkritische Unterhaltungen zwischen zwei Robotern: Ja, an Ideen mangelt es „Der automatische Detektiv“ definitiv nicht. Und auch die Art und Weise, wie der Plot strukturiert ist, weckt sofort Interesse. Die seltsame Charakterentwicklung des Hauptdarstellers ist dabei eines der entscheidenden Highlights, soll aber keinesfalls die ebenfalls sehr ideenreich geschilderte Kriminalgeschichte unterbuttern. Hinzu kommen die zwischenmenschlichen Nebenspielwiesen wie etwa das Verhältnis der Ingenieurin zu ihrem Schützling, die Hassliebe zwischen Mack und seinem Gegenspieler Grey und natürlich am Ende die vielen witzigen Szenen, in denen entweder spontane Situationskomik oder einfach der eine oder andere Spruch für Freude sorgen. Doch bei allem Humor geht die eigentliche Dramaturgie der Story nicht verloren, findet zwar einige kurze Tiefpunkte in den gelegentlich langatmigen Zwischensequenzen, bleibt aber in den meisten Passagen oberste Priorität in einer insgesamt sehr selbstironisch dargestellten, eigensinnigen Erzählung.

 

Rohrbecks Part ist nun der schwerste: Er muss aus dem Sammelsurium an Stimmungen eine Einheit formen, sich in unheimlich viele gänzlich anders veranlagte Gestalten hineindenken und gerade für die bizarren Momente der Geschichte die nötige Verbissenheit aufbringen, um die Lebendigkeit der Story auch über das auditive Medium an den Zuhörer weiterzugeben. Dieser Job ist dem wohlbekannten Sprecher einmal mehr wunderbar gelungen; Rohrbeck hat die Herausforderung angenommen, auch die schwierigen Phasen problemlos überstanden und sich manchmal sogar so weit aus dem Fenster gelehnt, dass er auch noch für seinen Mut belohnt gehört. Fraglos: einen besseren Mann hätte man für diese Besetzung nicht finden können!

 

Ein finales Wort noch zur Aufarbeitung: Die Soundkulisse ist wirklich prima, nicht überladen, aber auch nicht zu zurückhaltend, so dass die Atmosphäre schnell und adäquat aufbereitet ist. Im Verbund mit dem exzellenten Sprecher und der sehr guten inhaltlichen Organisation gibt es hier direkt noch einmal Beifall!

 

Fazit:

“Der automatische Detektiv“ ist das nächste Highlight aus dem Martinez-Katalog und sollte dem jungen Autor endgültig dabei helfen, in der obersten Regie der modernen Phantastik-Autoren Fuß zu fassen. Auch die Hörbuch-Fassung ist eine brillante Dokumentation seines literarischen Witzes und findet mit Justus Jonas-Sprecher Oliver Rohrbeck die bestmögliche Besetzung am Erzählerposten!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042510183312b1f509
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Hörbuch:

Der automatische Detektiv

Autor: A. Lee Martinez

Sprecher: Oliver Rohrbeck

Lübbe Audio, 17. März 2009

 

ISBN-10: 3785738757

ISBN-13: 978-3785738757

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.10.2009, zuletzt aktualisiert: 12.02.2024 15:44, 9455