Die Deutschen und die Polen – Geschichte einer Nachbarschaft
Filmkritik von Cronn
Die Geschichte der Deutschen und ihren östlichen Nachbarn, den Polen, wird von der Zeit des Nationalsozialismus stark überschattet. Fragt man den Mann auf der Straße, kann der meist sehr wenig Erhellendes über die Historie beider Länder äußern. Die meisten zeigen sich von Klischees in ihrer Urteilskraft getrübt. Von den diebischen Polen und den Nazi-Deutschen ist da oftmals leider die Rede.
Dass die gemeinsame Geschichte um ein Vielfaches mehr ist als die NS-Zeit oder die inzwischen abgedroschenen Klischees auf beiden Seiten, zeigt die Dokumentation Die Deutschen und die Polen – Geschichte einer Nachbarschaft.
Die DVD ist vom ZDF in Auftrag gegeben worden und erscheint beim Studio Hamburg als Info-Programm, wodurch sie sich als aufklärerische Sendereihe deklariert. Doch wie gelungen ist die Sendereihe, bestehend aus vier Einzelfolgen, geworden? Das soll die nachfolgende Kritik klären.
Verlagsinfo:
Bis heute wird die deutsch-polnische Geschichte oft verkürzt und entstellt als eine Geschichte von Kriegen, Teilungen und Besetzungen dargestellt. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit – und sie spiegelt vor allem die Ereignisse des 19. und 20. Jahrhunderts wider. Die früheren Beziehungen zwischen Deutschen und Polen waren meistens friedlich, geprägt von Koexistenz, Zusammenarbeit und Austausch. Dennoch werfen die deutsch-polnischen Kriege und feindlichen Auseinandersetzungen bis heute lange Schatten.
Es ist Zeit, die deutsch-polnische Geschichte aus der Fokussierung auf Ideologie und festgefahrenen Stereotypen zu befreien. Wenn wir die ganzen 1000 Jahre der gemeinsamen Geschichte nehmen, so war der Großteil dieser Zeit von nachbarschaftlicher Kooperation und einem intensiven politischen und kulturellen Miteinander geprägt.
Der offizielle Pressetext, der nahezu identisch ist mit dem Klappentext, gibt den Inhalt sehr gut wieder. Es müssen demnach keine Erweiterungen erfolgen.
Kritik:
Die Sendereihe »Die Deutschen und die Polen – Geschichte einer Nachbarschaft« war auf 3Sat im Free-TV zu sehen. Wer die Ausstrahlung verpasst hat, bekommt mit der DVD nun die Gelegenheit die Sichtung nachzuholen.
Die einzelnen Folgen erweisen sich als auf höchst angenehme Weise informativ und zugleich unterhaltsam. Die Spielfilmszenen sind mit guten Schauspielern besetzt und auch das Produktionsdesign kann sich sehen lassen. Zwischen den Szenen gibt es Drohnenflüge über historisch wichtige Städte. Dies lockert die Informationsfülle auf, sodass sich die Infos setzen lassen können, die man vorher – auch durch Aussagen von Historikern – gewonnen hat.
Auch Kartenmaterial wird in der Dokumentation gezeigt, das zudem animiert ist.
Dabei werden gerade die über lange Zeit friedlichen und gut-nachbarschaftlichen historischen Bezüge in den Vordergrund gerückt. Dennoch dürfen die Konfliktfelder vor allem des 18ten und 20ten Jahrhunderts nicht geschönt werden, und das werden sie in der Dokumentation auch nicht.
Fazit:
Daraus ergibt sich eine sehr gelungene Dokumentationsreihe, die über 1000 Jahre Geschichte zwischen Deutschen und Polen nachzeichnet. Das geschieht informativ, ohne zu stark belehrend zu wirken. Außerdem lockern Spielfilmszenen und Historikerinterviews immer wieder auf, so dass der Erzählerkommentar gelungen unterbrochen wird.
Wir wissen als Nachbarn zu wenig voneinander, Deutsche gleichermaßen wie Polen. Wenn diese DVD dazu beiträgt, Missstände in der Information und Klischees abzubauen, ist bereits ein wichtiger Schritt zu guter Nachbarschaft getan.
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