Die Legenden vom Traumhändler (Bd. 1)
 
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Die Legenden vom Traumhändler (Bd. 1)

Rezension von Martina Klein

 

"’Jedes Märchen beginnt mit der Geburt eines Kindes’...

Unter diesem Motto zieht der Traumhändler durch altbekannte Legenden und verkauft den Märchenfiguren seine Pillen, die zu sogenannten Wunschkindern heranwachsen können. Doch Vorsicht: An jeden Verkauf knüpft er eine Bedingung. Und so nehmen die Geschichten neue, absurde Wendungen und führen uns an die Abgründe menschlicher Begierden und Wünsche..."

 

Der Traumhändler verkauft also so eine Art von "Wunschkind-Pillen" - wie praktisch...! Sein Motto dabei ist wie erwähnt: "Jedes Märchen beginnt mit der Geburt eines Kindes..." Und weiter erklärt er dazu einer seiner Kundinnen: "Ich verhelfe Ihnen nur zu dem Beginn, der Rest liegt bei Ihnen..." Er kann einem also zu einem Kind ganz nach Wunsch verhelfen - bis hin zur Haarfarbe. Aber da er kein moderner Genforscher oder Klon-Spezialist ist, sondern eben der Traumhändler, macht er das wie erwähnt nicht ohne eine Bedingung...! Das Ganze hat nämlich einen Haken: Wird das Kind nicht glücklich, dann holt er den "Samen" wieder ab!

 

Soviel erst mal zur Rahmenhandlung. Darin eingebettet sind vier Märchen, vornehm bezeichnet als Akte. Der Traumhändler ist also eigentlich so eine Art von Märchenerzähler, wobei er bei den einzelnen Märchen immer kräftig mitmischt.

 

Im ersten Akt geht es um Dornröschen. Der Traumhändler verhilft der Königin, Dornröschens zukünftiger Mutter, zur lange ersehnten Tochter - eben Dornröschen! - da der König aus lauter Desinteresse an seiner Frau nicht in der Lage zu sein scheint, den Kinderwunsch seiner Frau auf andere Art und Weise zu erfüllen...

 

Gemäß dem Märchen ist Dornröschen jedoch verflucht und soll an ihrem 15. Geburtstag von einer Spindel gestochen in einen hundertjährigen Schlaf fallen. Dornröschen wächst zu einer schönen Frau heran, und der Fluch scheint sich zu erfüllen. Viele versuchen, sie zu retten, scheitern jedoch an der dornigen Rosenhecke.

 

Einem gelingt es dann schließlich doch - zumindest in seinem immer wiederkehrenden Traum...! Er macht sich auf den Weg zum Schloss. Dort findet er die Prinzessin und küsst sie wach - bisher genau wie im Märchen! Doch ab hier geht's anders weiter...

 

Außer Dornröschen ist nur noch ihr Vater im Schloss zurück geblieben. Er ist mittlerweile natürlich uralt und ziemlich verbittert. Dornröschen will das unheimliche Schloss zusammen mit ihrem Retter verlassen. Der Vater jedoch will das nicht zulassen! Warum er seine Tochter nicht gehen lassen will und kann, ist noch viel schlimmer als der Fluch von damals...! Nur soviel: Am Ende kehrt Dornröschen wieder zum Traumhändler zurück...

 

Hänsel und Gretel, der zweite Akt, verläuft auch nicht viel glücklicher...: Es verschlägt die beiden zum Haus des Traumhändlers, nachdem ihre Eltern sie (angeblich...!) im Wald ausgesetzt haben. Er hat Mitleid mit den Kindern und erlaubt ihnen, bei ihm zu bleiben, was seinem Hausgenossen gar nicht passt - dieser hasst Menschen...!

 

Um nicht mit den neuen Mitbewohnern reden zu müssen, verwandelt er sich in eine Katze. Mit einer List will er die Kinder in eine Falle locken, um dem Traumhändler ihr wahres Wesen zu zeigen. Leider fällt er dann buchstäblich selbst hinein und einen Steilhang hinunter... zumindest laut Aussage der Kinder. Am Ende bestätigt sich nämlich, was der Freund des Traumhändlers über die Menschen gedacht hat. Hänsel und Gretel sind alles andere als die lieben Kleinen aus dem Märchen...

 

Die kleine Meerjungfrau im dritten Akt ist eigentlich gar nicht klein, sondern vielmehr wunderschön und sehr sexy. Mit ihrem lieblichen Gesang bringt sie sämtliche Seeleute um den Verstand, so dass diese reihenweise auf irgendwelche Riffe auflaufen und ertrinken. Der Traumhändler will, dass sich das ändert!

 

Die Meerjungfrau ist sehr eitel und eingebildet. Der Traumhändler nutzt das aus, indem er behauptet, nur mit ihrer Schönheit und ohne ihre tolle Stimme könnte sie die Menschen nicht so einfach in den Tod treiben... Zum Beweis des Gegenteils solle sie für eine Zeit, nämlich für genau 15 Tage, auf ihre Stimme verzichten und stumm den Prinzen, der für seine Resistenz gegenüber den Reizen der Frauen bekannt ist, dazu bringen, sich in sie zu verlieben. Dafür erhielte sie sogar richtige Beine anstatt ihres Fischschwanzes!

 

Natürlich lässt sie sich in ihrer Eitelkeit darauf ein, auch wenn sie sich im Falle ihres Scheiterns in Meeresschaum auflösen würde...

 

Stumm aber mit Beinen landet sie am Hofe des Prinzen, nachdem dieser sie bewusstlos am Strand gefunden hat. Zunächst sieht es allerdings überhaupt nicht danach aus, als könnte sich sein Herz für die schöne aber kalte Meerjungfrau erwärmen. Doch dann kommt sie hinter sein Geheimnis... Und es gibt ausnahmsweise mal ein Happy End! Im Übrigen auch ganz im Gegensatz zum Originalmärchen!

 

Im letzten Akt, das unendliche Märchen genannt, geht es darum, wo genau eigentlich ein gutes Märchen anfängt und wo es aufhört.

 

Joy hat unter ihrer fiesen Stiefmutter und ihrem desinteressierten Vater zu leiden wie einst Schneewittchen, als plötzlich ein Fremder in ihrem geheimen Zufluchtsort auftaucht - nämlich der eigentliche Bewohner dieses Hauses, das ihr als Versteck vor der Stiefmutter gedient hat. Er ist auf Reisen gewesen, heißt Seth und erfindet Märchen.

 

Gemeinsam mit Joy und ihrem guten Gespür für Geschichten überarbeitet er sein neuestes Märchen, das irgendwie Joys eigener Geschichte ähnelt... Und dann erzählt er ihr noch ein weiteres Märchen... - und dieses Märchen ist eigentlich auch wieder kein Märchen sondern Seth' eigene Geschichte...

 

Während sie sich immer mehr in Seth' Märchenwelt verliert, versinkt Joys wirkliches Leben mehr und mehr im Chaos. Diese letzte Kurzgeschichte des Buches ist ziemlich grausam...!

 

Hinten im Buch gibt es dann noch einen Text von der koreanischen Autorin Jeong-A Lee selbst, in dem sie ein paar erklärende Worte zu ihrem Werk abgibt. So erklärt sie uns z.B. auch ihre Arbeitsweise. Hänsel und Gretel z.B. hat sie als Gelegenheit genutzt, den Traumhändler, der ihre erklärte Lieblingsfigur ist, mal mehr im Alltagsleben zu zeigen.

 

Dieser Nachsatz der Autorin ist sehr persönlich, so gibt Jeong-A Lee darin auch sehr viel von sich und ihren Selbstzweifeln preis.

 

Mir persönlich sind die ersten drei Märchenadaptionen etwas zu platt bzw. zu wenig tiefgründig geraten. Die letzte Geschichte allerdings, die keine bloße Adaption ist sondern aus Jeong-A Lees eigener Feder stammt, ist wirklich äußerst ergreifend und um Klassen besser als die anderen!

 

Als Manhwa aus Korea liest sich das Buch wie dort und auch bei uns üblich von vorne nach hinten und von links nach rechts. Sonst, also was die Zeichnungen und den sparsamen Erzählstil anbelangt, ist das Buch aber ein typischer Manga.

 

Die Grafik:

 

Grafisch ist dieser Manhwa sehr interessant, die Darstellungen sind sehr symbolhaft. In der Welt des Traumhändlers, die die Rahmenhandlung bildet, bestehen die Hintergründe oft nur aus Mustern. Das gibt dem Ganzen eine ganz eigene Optik.

 

Fazit:

 

Der Manhwa ist eine interessante Mischung aus Manga und Märchenbuch und wohl eher was für Mädchen. Nichtsdestotrotz ist er auch, besonders wie erwähnt zum Ende hin, sehr spannend und dramatisch. Da er insgesamt aber eher nicht so sehr tiefgründig ist, eignet er sich besonders für zwischendurch, also z.B. für die U-Bahn.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403281740169433f673
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Comic:

Die Legenden vom Traumhändler (Bd. 1)

Story & Zeichnungen:

Jeong-A. Lee

Format: Softcover, broschiert

Sprache: Deutsch

Seitenzahl: 199 Seiten

Altersangabe: ab 13

Verlag: Tokyopop

Erschienen: Mai 2007

ISBN-Code (13):

978-3-86719-071-8

ISBN-Code (10):

3-86719-071-2

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


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Erstellt: 01.11.2007, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 5181