Die Söhne von El Topo 1: Kain
 
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Die Söhne von El Topo 1: Kain von Alejandro Jodorowsky und José Ladrönn

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

1970 erschien mit „El Topo“ ein außergewöhnliches cineastisches Werk, das mithilfe des aus der Not geborenen Konzepts des „Midnight Movie“ zum Kultfilm avancierte. Trotz des Erfolgs gelang es Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Alejandro Jodorowsky nicht, mit einem fertigen Drehbuch in Hollywood einen Nachfolgefilm zu realisieren. Weil der Chilene seit den 80ern auch als Comic-Autor erfolgreich ist – etwa mit „John Difool“ oder „Die Meta-Barone“ - hat er sich nun entschlossen, die Fortsetzung als Graphic Novel umzusetzen. Der erste Teil der Reihe „Die Söhne von El Topo“ trägt den Titel „Kain“.

 

El Topo war einst ein Bandit, wurde aber dann zum Heiligen. Auf seiner Reise ließ er seinen erstgeborenen Sohn Kain zurück als dieser noch ein Kind war. Daraufhin schwor Kain Rache. Als dieser jedoch Jahre später seinen Erzeuger stellt, bringt er es nicht übers seinen Vater zu töten. Stattdessen richtet sich sein Hass nun gegen El Topos Zweitgeborenen – Kains Halbbruder Abel. Doch ein Fluch kompliziert alles.

 

Wer „El Topo“ kennt und eher wenig damit anfangen kann, sei beruhigt. Die Graphic Novel ist deutlich zugänglicher und nicht so surreal wie der Film geraten. Gleichzeitig bietet aber auch das Comic zahlreiche mystische und religiöse Bezüge – was schon das aus der Bibel entlehnte Brüderpaar Kain und Abel andeutet. Die Kenntnis des Films ist im Übrigen für die Lektüre nicht zwingend notwendig, da das Comic zu Anfang zahlreiche Szenen daraus zeigt. Nach dem Referieren der Vorgeschichte geht Autor Alejandro Jodorowsky vor allem auf die Erlebnisse der Halbbrüder Kain und Abel ein, wobei der Erstgeborene – dem Titel entsprechend – im Vordergrund steht. Die vor der Kulisse des Wilden Westens spielende Geschichte ist atmosphärisch dicht erzählt und oft gewalttätig, zuweilen aber auch poetisch. Diese Wechsel machen einen der Reize aus, die „Kain“ auszeichnet. Zudem besticht die Graphic Novel immer wieder durch epische Sequenzen, die beim geneigten Leser für Gänsehaut sorgen. Allerdings hat der erste Teil der Serie noch deutlich den Charakter einer Exposition, in der Jodorowsky die beiden ungleichen Brüder seinen Lesern vorstellt.

 

Der Film „El Topo“ beeindruckte vor allem durch seine besonderen visuellen Qualitäten. Diese bringt Zeichner José Ladrönn auch in die Graphic Novel ein. Die Bilder erinnern teilweise frappierend an die Optik des Films. Dabei beeindruckt Ladrönn nicht nur durch teilweise äußerst detailreich gestaltete Panels mit einer Vielzahl von Protagonisten. Die immer wieder großformatig gestalten Bilder erzeugen zudem immer wieder eine besondere optische Wucht, die auf das klassische Kinoerlebnis verweist. Auch die Mimik seiner Hauptfiguren gestaltet er fein und ausdrucksstark. Besonders extreme Gefühlsausbrüche – etwa die Wut von El Topo („Auge um Auge, Zahn...“) zu Beginn – erscheinen äußerst plastisch.

 

 

Fazit:

„Kain“ fängt die Stimmung von „El Topo“ gut ein, ist aber deutlich zugänglicher als der Filmvorgänger. Die vor allem auch visuell geglückte Exposition macht Lust auf eine Fortsetzung der Reihe „Die Söhne des El Topo“.

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Comic

Die Söhne von El Topo 1: Kain

Autor: Alejandro Jodorowsky

Illustrator: José Ladrönn

Panini – 64 Seiten – gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum: Februar 2017

ISBN-10: 3741600296

ISBN-13: 978-3741600296

 

Erhältlich bei: Amazon

Weitere Infos:


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Erstellt: 28.02.2017, zuletzt aktualisiert: 21.04.2024 14:11, 15406