Die Überlieferung der Welt (Autorin: Selin Visne)
 
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Die Überlieferung der Welt von Selin Visne

Rezension von Christel Scheja

 

Schon mit 13 Jahren begann die 2001 in Wien geborene und heutige Studentin Selin Visne zu schreiben, Die Überlieferung der Welt ist ihr Debütroman und entstand durch einen Wettbewerb des dtv-Verlags mit der Online-Plattform Sweek.

 

Um die Menschen zu beschützen schenkten die jungen Götter den Menschen einst die Magie und hinterließen ihnen wichtige Überlieferungen. Doch nun – viele Jahrhunderte später scheint vieles davon vergessen zu sein und die Sterblichen beginnen ihre Künste zu missbrauchen.

Die Taschendiebin Laelia kämpft um das tägliche Überleben, das ihr durch einen Unterweltboss und seine Handlanger erschwert wird. Als sich die Situation verschärft, muss das Mädchen einen Pakt mit Hadrian dem Ziehsohn ihres Feindes eingehen und das ist nicht alles. Schon bald macht ein Seher ihnen klar, dass wichtigere Aufgaben auf sie warten – und er nimmt die beiden, zusammen mit anderen unwilligen Gefährten mit auf eine lange Reise, anderen Ende nicht weniger als das Ende der alten Ordnung steht. Etwas, was andere mit allen Mitteln verhindern wollen.

 

Die junge Autorin benutzt in ihrem Debüt klassische Motive und Figuren, die sie aber abwechslungsreich zusammen mischt und so doch gelegentlich zur überraschen weiß. Denn nicht immer erfüllt sie Erwartungen. Die Chraraktere werden liebevoll ausgebaut, vor allen Hadrian und Laelia erhalten viel Raum, damit sie sich weiter entwickeln und vor allem auch Gefühle füreinander entwickeln können.

Verbindender Faden zwischen allen ist der Seher Divan, der dem Leser allerdings durch seine harsche und ungeduldige Art nicht ganz so sympathisch ist, Die restlichen Figuren wie Merla, Vena und Bacary bleiben doch eher ein wenig blass.

Interessant ist, dass hier die Magie nicht unbedingt der große Segen ist, sondern eher ein Fluch, den die Mächtigen zu ihren Gunsten ausnutzen, teilweise auch, um die eigene Macht auszubauen und ein hierarchisches System aufbauen. Andere wieder scheinen sie so zu fürchten, dass sie diese streng reglementieren und nicht zuletzt wissen auch die Helden nicht immer so ganz, was sie damit anfangen sollen. In diesen Momenten wird die Geschichte regelrecht unangenehm, schlägt aber schön in die Kerbe der Dystopien, die vom Kampf junger Leute gegen etablierte Systeme der Erwachsenen erzählen.

Die Figuren haben es auf ihrer Reise nicht immer leicht, lernen aber immer mehr Gründe kennen, welche Aufgabe sie erfüllen sollen, was auch dabei hilft, nach und nach immer mehr Vertrauen zu den anderen zu entwickeln, so dass sie besser zusammenarbeiten können.

Um der Dramatik willen werden ihnen natürlich auch jede Menge Steine in den Weg gelegt. Das führt allerdings auch dazu, dass das eigentliche Ende, der große Showdown mehr oder weniger schnell abgehandelt wird und das Buch erstaunlich offen endet.

Auch kommt der eigentliche Hintergrund hinter dem Geplänkel der Figuren viel zu kurz – manche Schauplätze kann man sich gar nicht richtig vorstellen, auch die Motive der Götter und der titelgebenden Überlieferung bleiben eher schwammig. Was bleibt ist ein zwiespältiger Eindruck, denn so gut viele Ideen auch sind, gerade zum Ende in zeigt die Umsetzung doch deutliche Schwächen, die vermutlich nicht jedem Leser gefallen werden.

 

Fazit:

»Die Überlieferung der Welt« vermischt Dystopie mit einem spannenden Fantasy-Abenteuer und lässt dabei vor allen die Figuren zur Geltung kommen. Das liest sich stellenweise sehr flüssig und spannend, nur zum Ende hin überstürzt sich die Handlung, die Autorin macht sich vieles zu einfach, sodass der Abschluss nicht ganz so zufriedenstellend ist, wie er hätte sein können – wenn er dadurch auch mehr als dem Rahmen fällt als vielen Lesern lieb sein dürfte.

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Buch:

Die Überlieferung der Welt

Autorin: Selin Visne

Taschenbuch, 445 Seiten

dtv, März 2020

 

ISBN-10: 3423718528

ISBN-13: 978-3423718523

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B07ZQ3D6V4

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

 


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Erstellt: 27.04.2020, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 18544