Esmeralda - Vergeltung (Dorian Hunter 22.2)
 
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Esmeralda - Vergeltung

Reihe: Dorian Hunter 22.2

Hörspiel

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Im 16. Jh. ergeht es der jungen Esmeralda schlecht: Sie war als Hexe angeklagt worden, doch der mächtige Inquisitor Lucerno nahm sich ihrer als Patron an – wenn sie ihre prophetischen Kräfte in den Dienst der Inquisition stelle. Indes war Esmeralda komplett ohne übernatürliche Kräfte, was Lucerno nur zu gut wusste – sie sollte bloß entsprechende Enthüllungen über seine Feinde verkünden, damit er gegen diese vorgehen konnte. Stattdessen bezichtigt sie seinen Freund dämonische Riten ausgeführt zu haben. Damit ist sie für den sadistischen Lucerno nicht nur unnütz, sie ist sogar störend und muss weg. Wird ihr Geliebter Juan Garcia de Tabera noch rechtzeitig kommen? Er ist ein Gegner der Inquisition und hat eine Truppe von Gleichgesinnten aufgestellt, die die Festung der Inquisition stürmen und alle als Ketzer eingekerkerten befreien wollen. Zeitgleich sollen die Zufluchtsorte Lucernos von Verbündeten zerstört werden. Doch was hat diese Geschichte mit Dorian Hunter zu tun? Er liegt nach seinem Zusammenbruch im Krankenhaus und träumt von sich als de Tabera. Der etwas grobschlächtige Kollege Marvin Cohen ist zu seiner Bewachung abgeordnet worden. Nicht umsonst, denn bald ereignen sich seltsame Dinge auf der Station. Und dann sind da noch Coco Zamis und Norbert Helnwein – können die beiden sich vor Olivaro verstecken?

 

Die Folge Esmeralda – Vergeltung ist der zweite Teile des Esmeralda-Zweiteilers. In der Rezension zum ersten Teil habe ich geschrieben, dass, wenn das Niveau gehalten würde, ein mittelmäßiger Plot für die Verhältnisse der Reihe herauskäme – ich bin der Ansicht, dass das Niveau gehalten wurde. Im Inquisitionsstrang gibt es noch etwa eine halbe Stunde Action: Lucerno flüchtet, de Tabera und seine Verbündeten greifen seine Zufluchtsorte und Verbündeten an. Zwar werden anscheinend zwei wichtige Dinge angestoßen – Lucerno hat noch einen wichtigen Auftrag und de Tabera bzw. Hunter lernen Lucernos Verbündeten Graf de Godoy kennen – doch insgesamt kommt mir die ganze Geschichte etwas zu mittelmäßig für einen Zweiteiler vor; man fragt sich, ob nicht hier und da etwas gekürzt die Geschichte auch auf eine CD gepasst hätte. Auch bei den beiden Handlungssträngen in der Gegenwart tut sich nicht viel – Cohen und Hunter haben eine Begegnung im Krankenhaus und Zamis und Helnwein suchen Zuflucht bei dem exzentrischen Okkultisten Rosqvana. So kommt es zu einer Laufzeit von knapp 48 Minuten. Aber auch wenn das Skript besser sein könnte, hat es doch einige herausragende Szenen. So schleicht Cohen durch die verlassene Station, trifft eine schwarz gekleidete Gestalt und führt dabei einen köstlichen 'Inneren Dialog'. Zudem bleibt bei der kurzen Spieldauer noch Platz für eine 'Hörnovelle' auf die ich am Ende eingehen will.

 

Mit neunzehn Sprechern, von denen allerdings nur vierzehn Rollen mit Namen genannt werden, liegt man im für die Serie eher niedrigem Bereich. Vom Hunter-Team sind nur Thomas Schmuckert (Dorian Hunter), Frank Gustavus (Marvin Cohen), Claudia Urbschat-Mingues (Coco Zamis) und Hasso Zorn (Norbert Helnwein) zu hören; sie machen ihre Sache gewohnt gut wobei Gustavus in der schon erwähnten Szene noch einmal besonders gut aufspielen kann. Auch Kaya Marie Möller als Esmeralda, Constantin von Jascheroff als Juan Garcia de Tabera und Volker Brandt als Inquisitor Lucero sind wieder zu hören – wiederum alles gut, diesmal gefällt mir auch von Jascheroff und Möller hat einige wirklich gute Momente. Wieder bleibt nicht viel Raum für neue Stimmen. Die sind aber bis ins Namenlose toll besetzt: Boris Tessmann und Martin May will ich hier stellvertretend nennen. Außerdem ist Ronald Nitschke wieder als politisch ambitionierter Inquisitor Diego de Deza dabei. Nitschke kann man aus Gruselreihen wie John Sinclair oder dem Gruselkabinett kennen. Hier spricht er seine noch kleine Rolle gut – und es könnte gut sein, dass er in zukünftigen Hunter-Hörspielen wieder auftritt. Wirklich beeindruckt hat mich der Auftritt des Grafen de Godoy toll interpretiert und mit unheimlichen Hall unterlegt spricht ihn ein im Booklet aus gutem Grund Ungenannter, doch wer den Sprecher schon in paar mal gehört hat, kann ihn leicht erraten. Als letztes will ich die Figur des Thören Rosqvana nennen, die vermutlich ebenfalls noch auftreten wird. Eingesprochen wird er von Lutz Riedel, einem wahren Hörspiel-Veteranen (z. B. Jan Tenner, Caine, John Sinclair usw. usf.); als Rosqvana spricht er noch unauffällig, aber ich bin mir sicher, dass er noch zeigen wird, was er kann.

Alles in Allem ist die Performance der Sprecherriege außerordentlich gut: Das dürfte schwer zu steigern sein.

 

Die Inszenierung ist wie stets sehr modern: Zwar gibt keinen Erzähler, doch gelegentlich übernimmt der Innere Monolog einer der Gegenwartsfiguren (vor allem Hunter) überleitend dessen Funktionen; gelegentlich liest sogar eine leicht stockende Stimme vor – das funktioniert verblüffend gut. Geräusche werden nie erläutert, sondern untermalend oder dramatisch genutzt. Die begleitenden Musiken sind wieder recht melodisch, besonders die Spanische Gitarre, Trommeln und Rasseln, die in den spanischen Szenen zu hören sind. Bei den Tonschichten wird es in bisschen tiefer: Es werden beinahe beständig Dialog und Geräuschkulisse gleichzeitig verwendet, häufig kommt untermalende Musik dazu; in der Cohen-Szene erzeugt der schnelle Wechsel von Sprecherdialog und 'Innerem Dialog' zudem das Gefühl einer weiteren Tonschicht. In puncto Inszenierung zeigt Marco Göllner, dass er immer wieder und hier einmal mehr mit neuen Ideen überzeugen kann.

 

Damit kurz zur 'Hörspielnovelle'. Es gibt noch einen Abschlusstrack von gut 20 Minuten, der eine kurze Geschichte erzählt: Der FBI-Agent Timothy Morton (Marco Göllner) will den gefangenen Vampirlord Bob Dinero (Gordon Piedesack) lebend nach New York überstellen, wird aber von einem Schneesturm mit ein paar Einheimischen in einer kleinen Raststätte festgehalten. Langsam eskaliert die Situation. Wunderbar spannend, voller Wendungen, wird langsam durch viele Perspektivwechsel zum Höhepunkt geführt – nicht zuletzt dank der tollen Sprecher (Bodo Wolf, Kaspar Eichel, Ulrike Möckel u.a.) dieser Bonus alleine ist die Anschaffung wert. Einfach großartig!

 

Fazit:

Der sadistische Inquisitor Lucero will gerade die störende Esmeralda beseitigen, als der Inquisitionsgegner de Tabero und seine Verbündeten mit ihrem Angriff beginnen – die Auswirkungen reichen bis in die Gegenwart. Esmeralda – Vergeltung ist ein sehr hörenswertes Hörspiel, mit hervorragender Inszenierung und einer sehr schönen Performance der Sprecherriege; nur das Script reicht trotz einiger herausragender Momente nicht an diese Spitzenleistung heran. Dafür gibt es als Bonus noch die rundum großartige 'Hörspielnovelle'.

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Hörspiel:

Esmeralda - Verrat

Reihe: Dorian Hunter 22.2

Produzent: Dennis Ehrhardt

Regie: Marco Göllner

Folgenreich, August 2013

Umfang: 1 CD

Laufzeit: ca. 68 Minuten

 

ASIN: B00CN2MPY2

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher

Thomas Schmuckert

Constantin von Jascheroff

Kaya Marie Möller

Volker Brandt

Ronald Nitschke

Frank Gustavus

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041910130437eee740
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Erstellt: 05.10.2013, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 13280