Glühsterne (Autor: Axel Kruse)
 
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Glühsterne von Axel Kruse

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Daria – jahrhundertelang war der Kontakt zu der menschlichen Kolonie abgebrochen. Nach der Wiederentdeckung geschehen rätselhafte Morde unter der menschlichen Bevölkerung: Sind die Schuldigen unter der eingeborenen Alienrasse zu suchen? Terra – der Mord an einer menschlichen Familie ist brutal, die Spur führt nach Daria. Welche Hinweise verbergen sich in der uralten Ballade über die Hauke Haien: »… wo noch niemand zuvor gewesen ist«. Der 2014 für seine Novelle »Seitwärts in die Zeit« mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnete Autor nimmt den Leser mit auf eine rasante Space-Odyssee vor dem Hintergrund einer faschistischen irdischen Gesellschaft im All.

 

Rezension:

Axel Kruse konnte nicht zuletzt in Seitwärts in die Zeit beweisen, wie gut er die Kurzform beherrscht.

In Glühsterne geht er ein bisschen weiter.

Die drei Geschichten spielen nicht nur um selben Universum, sie sind auch inhaltlich so eng miteinander verbunden, dass man sie nicht getrennt betrachten oder lesen sollte.

Die zunächst offensichtlichste Gemeinsamkeit sind die titelgebenden Glühsterne vom Planeten Daria.

In der ersten Geschichte, Ein Job in Sresa sucht der Außenweltler Leem Baldwin Arbeit in einem abgelegenen Küstenstädtchen von Daria. Dort trifft er nicht nur auf die ersten Touristen des Ortes, sondern auch auf die einheimischen stummen und vermeintlich primitiven Intelligenzen, einfach Form genannt, sondern auch auf die schöne Leda sowie auf seltsame Verbrechen, denen nach und nach Fischer zum Opfer fallen. Zum Glück hat er seinen Pudel Champ …

Im Nachwort erklärt Axel Kruse, warum er einen Ort wie Sresa zum Schauplatz wählte. Darüber hinaus stellt er uns ganz nebenbei sein Universum vor und baut bereits die düstere, von Rassismus geprägte Atmosphäre auf, die den roten Faden der drei Geschichten bildet.

Aber auch die Glühsterne finden schon ihre Erwähnung. Die als Schmuck verwendeten Steine sind Überbleibsel einer längst ausgestorbene Fischart Darias, deren Überreste in speziellen Minen geborgen werden.

Die Wiederentdeckung der Kolonie Daria bringt inzwischen nicht nur neue Einwanderer sondern auch Handelsmöglichkeiten mit Terra und den anderen Kolonien mit sich.

Im Mittelteil Glühsterne geht es dann auch zunächst um Terra. Marek t’Larien ist Beamter der Kolonialverwaltung und zuständig für eine große Zahl von Planeten. Dementsprechend bürokratisch und oberflächlich geht er auch seinem Job nach, hält sich eine Geliebte und ist mit Frau, zwei Kindern und einem wohlgeordneten Leben auf der Sonnenseite sehr zufrieden. Doch dann werden Frau und Kinder bestialisch ermordet. Die Spur führt nach Daria. Aber von offizieller Seite ist keine Hilfe zu erwarten, so nutzt er bald schon seine Stellung aus, um an Bord einer Luxusyacht nach Daria zu fliegen. Allerdings wird ihm erst allmählich klar, mit welchen Scheuklappen er bisher durchs Leben ging …

 

Die bitterböse Geschichte um Verantwortung und Rache stellt den zentralen Teil der Collage dar. Hier bündelt Axel Kruse die rassistischen Tendenzen Terras und zwingt seine Hauptfigur dazu, endlich die Augen zu öffnen vor dem, was er bisher ignorierte.

Dramaturgisch bleiben zunächst einige Punkte unklar, doch wird durch den dritten Teil des Buches bald deutlich, dass Axel Kruse sehr wohl mehr im Sinn hatte, als eine Art Romanfragment zu schreiben.

Der Titel … wo noch niemand zuvor gewesen ist bezieht sich auf eine uralte Ballade über drei Kolonialschiffe, die lange vor dem Entstehen des Liedes verunglückten.

Während eines Klassentreffens auf Luna gerät der Antiquar Bruno mitten hinein in den Krieg der Erde gegen Außenweltler und Nichtmenschen. Das faschistoide und diktatorische Regime der menschlichen Ursprungswelt fällt ihm zunächst gar nicht auf, denn er hat jahrelang am äußersten Rand der besiedelten Welten gelebt und dort draußen ist der Umgang mit Fremden verschiedener Rasse völlig normal.

Doch als die Situation eskaliert flieht er mit seiner Jugendliebe Rica und folgt den Hinweisen eines alten Klassenkameraden zu den Wurzeln der Legende der verschollenen Kolonialschiffe …

 

Zum Ende hin fügen sich die diversen Handlungsstränge der drei Geschichten zusammen und offenbaren eine Gesamtstruktur, sodass man hier nicht von einem Erzählband, sondern vielmehr von einer Roman-Collage sprechen muss.

So etwas ähnliches konnte man im Verlauf der ersten vier Babylon 5-Staffeln erleben, Kruse kürzt das auf einige wenige Aspekte und Handlungsträger ein, die Wirkung bleibt jedoch dieselbe. Wohin Hass auf Nichtmenschen führen kann, wird eindringlich dargestellt und Demut gegenüber der eigenen Stellung im Universum gefordert.

Damit hat Axel Kruse deutlich mehr als nur eine actionreiche Space Opera geschaffen.

 

Einen leider sehr traurigen Aspekt bringt das Titelbild mit sich. Am 20.05.2015 starb der Zeichner und Grafiker Crossvalley Smith. Eine seiner letzten phantastischen Cover ist also zu bewundern und auf der letzten Seite grüßt er selbst mit einem Lächeln.

 

Fazit:

»Glühsterne« von Axel Kruse ist eine Montage dreier ganz unterschiedlicher Geschichten zu einem nachdenklich stimmenden Science-Fiction Roman über Fremdenhass und Entmenschlichung.

Diskussion im Forum:

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329080515d3c97ac8
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Buch:

Glühsterne

Reihe: AndroSF 48

Autor: Axel Kruse

Vorwort: Michael Arnold

Titelbild: Crossvalley Smith

Taschenbuch, 216 Seiten

p.machinery, 15. Mai 2015

Inhalt:

<typolist>

Ein Job in Sresa

Glühsterne

… wo noch niemand zuvor gewesen ist

</typolist>

 

ISBN-10: 3957650321

ISBN-13: 978-3957650320

 

Erhältlich bei: Amazon

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329080515653a1e93
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Erstellt: 20.06.2015, zuletzt aktualisiert: 27.03.2024 18:28, 13980