Horror im Orient-Express 3
 
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Horror im Orient-Express 3

Rezension von Markus K. Korb

 

Dass sich das Rollenspiel „Cthulhu“ hierzulande einer stetig wachsenden Fangemeinde erfreut, ist vor allem der Verdienst der regen Publikationsschmiede Pegasus Press, welche sich detailliert und mit viel Fachkenntnis der Veröffentlichung von Quellen- und Kampagnenbänden zum Rollenspiel verschrieben hat.

Howard Philipps Lovecraft, der wegweisende Autor aus Providence, hätte vermutlich seine große Freude daran gehabt, mit wie viel Intensität und Enthusiasmus die Autoren von Chaosium und Pegasus Press im Geist seiner Kurzgeschichten und Novellen die Saga von den Großen Alten und dem grauenhaften Gezücht namens CTHULHU weiterspinnen, im Sinne eines Rollenspiels umgestalten und somit für die Spieler erlebbar machen.

 

In der zusammenhängenden Mega-Kampagne „Horror im Orientexpress“ bereisen die Spieler Europa und Kleinasien im luxuriösesten Zug der damaligen Zeit. Auf ihrem Weg entdecken sie allerlei Okkultes, Mysteriöses und Alptraumhaftes.

Die Spieler bereisen von London aus Paris und Frankreich, Lausanne und die Schweiz, Mailand, Venedig, Triest und Italien, Zagreb, Belgrad, Sofia und schlussendlich Konstantinopel sowie Türkei.

In den ersten beiden Bänden waren die Spieler in London unterwegs, dann in Frankreich und Schweiz, nun überqueren sie die Alpen und finden sich zunächst in Mailand, dann in Venedig wieder. Das Ende des dritten Bandes findet in Zagreb und Belgrad statt.

 

Die folgende Beschreibung und Rezension enthält Spielleiterinformationen. Sollten Sie ein Spieler des Rollenspiels „Cthulhu“ sein, dann sollten sie erst beim Punkt „Fazit“ weiterlesen, um sich nicht den Spaß an der Kampagne zu nehmen.

Vorsicht Spoiler!

 

„An die Kehle“ heißt der erste Teil des Bandes, worin die Spieler in einem degenerierten Mailand ankommen. Es wirkt wie ausgehöhlt, geistig leer, was auf den Torso des Simulakrums zurückzuführen ist, dessen Einfluss die Menschen zornig, ausgebrannt und müde wirken lässt.

An der Mailänder Scala soll eine Premieren-Aufführung von „Aida“ stattfinden, an der die Hauptattraktion die Diva Caterina Cavollaro und ihre unvergleichliche Stimme ist. Unterdessen zieht eine Okkultistenorganisation namens „Bruderschaft der Haut“ unter der Leitung von Arturo Faccia ihre dunklen Fäden. Faccia glaubt nämlich an die Saga, dass man einen Herzenswunsch erfüllt bekommt, wenn man bei einer Arie mit dem Solisten mitsingt. Um dies zu bewerkstelligen lässt er die Cavollaro entführen und nimmt ihr mittels Zauberspruch die Stimme und überträgt sie auf sich.

Am Premierenabend spitzen sich die Ereignisse zu, da auch der Torso des Simulakrums auf der Bühne zu sehen ist und Faccia ihn an sich reißen möchte.

Ein gelungenes kleines Abenteuer, ohne jedoch allzu viel Tiefe oder gar Verstörung aufzuweisen.

 

„Der Tod – und die Liebe – in Venedig“: Zur Zeit des Karnevals treffen die Spieler in Venedig ein und mischen sich unter die Maskierten. Das linke Bein des Simulakrums befindet sich dort in einem der vielen Uhrtürme als Teil einer Figur des Glockenspiels.

Gleichzeitig ist der Vampir Fenalik, der den Spielern auf Schritt und Tritt folgt, ebenfalls in Venedig angekommen und begibt sich in den Gassen auf Jagd. Seine Taten sorgen für große Unruhe unter der Bevölkerung. Auch die Faschisten sind auf den Straßen unterwegs und sorgen für Verwirrung und Verwicklungen.

Das Abenteuer ist in zwei Teile gespalten. Im ersten Teil, „Liebe in Venedig“ genannt, geraten die Spieler in Liebesverwirrungen um eine hübsche Dame, für die zwei Liebhaber sich erwärmen, wobei der eine ein junger Idealist, der andere ein grausamer Faschist ist.

Im Teil „Der Tod in Venedig“ kommen die Helden dem linken Bein des Simulakrums auf die Spur und kreuzen die Wege des Vampirs Fenalik. In einem kleinen Showdown im Inneren einer der Uhrtürme erwachen sie Figuren scheinbar zum Leben.

Ein erinnernswertes Abenteuer vor der prächtigen Kulisse des venezianischen Karnevals.

 

Mit dem Torso und dem linken Bein im Gepäck reisen die Spieler aus Venedig ab. Sie gelangen bei „Ein kalter Wind“ in die Nähe des Geistes eines Wissenschaftlers, der sie mit Informationen über den Verbleib des rechten Beines des Simulakrums bedenkt.

Dabei ist der Vampir Fenalik weiterhin auf der Spur der Spieler, beschützt sie sogar, weil er mehr und mehr auf die Erfüllung seiner Ziele hoffen kann, wenn die Spieler das Simulakrum Stück für Stück wiederfinden.

Spuk im Hotel, sowie eine gruselige Tour durch die Grotten von Postumia sind einige Passagen des Abenteuers, das als abwechslungsreich und dennoch stringent bezeichnet werden kann.

 

„Der große Zugraub“ – hier geraten die Spieler in einem optionalen Zusatzszenario in einen Bandenüberfall auf dem Balkan. Doch die Bande weiß nichts von dem Vampir Fenalik, der seine Klauen schützend über die Spieler hält.

Ein angenehm spannungsgeladenes Abenteuer volle Action.

 

In Zagreb angekommen, finden sich die Spieler in einer merkwürdig nebelverhüllten Stadt des alten Europa wider. Dies ist jedoch nur ein Traum, ausgelöst durch einen Wein, den die Spieler zu sich nehmen. Die grotesken Situationen, die ihnen begegnen sind also nicht real, aber dennoch sehr geistig verwirrend, so dass durchaus Stabilitätsverluste möglich sind.

Das Szenario wurde bewusst an die Kurzgeschichte „Das Tagebuch des J.P. Drapeau“ von Thomas Ligotti angelehnt, ein moderner Autor der Phantastik, der das Genre innovativ bereichert hat, zuletzt mit „Das Alptraum-Netzwerk“ (erschienen im BLITZ-Verlag).

Dieses Szenario begeistert mit seiner surrealen Atmosphäre, in der fast alle Dinge möglich zu sein scheinen und einem unheimlichen Fortgang der Handlung.

 

Der abschließende Teil des Bandes „Von Italien nach Zagreb“ beinhaltet detaillierte Regionalbeschreibungen für den Spielleiter, damit dieser die Kampagne so ausführlich und lebendig wie möglich zu gestalten vermag.

Hierbei wurden von der Pegasus Press die Fehler der Chaosium Ausgabe korrigiert und es zeigt sich wieder einmal, mit wie viel Intensität und Rechercheaufwand bei Pegasus Press gearbeitet wird. Der Regionalteil ist ebenso spannend zu lesen, wie der Kampagnenteil und enthält Wissenswertes über die bereisten Länder und Städte, nicht nur für Cthulhu-Spielleiter.

 

Fazit:

„Horror im Orientexpress – Von Italien nach Zagreb“ ist ein weiteres spannendes Kapitel in der Serie um den Luxuszug. Nicht nur, dass die Abenteuer aufeinander aufbauen, vermag zu fesseln, auch ihr Abwechslungsreichtum und ihre Ideenvielfalt können begeistern.

Der abschließende Teil mit den Regionalbeschreibungen macht diesen Band zu einem unverzichtbaren Werk für alle Spielleiter, die schon immer mal vorhatten, eine eigene Kampagne in den beschriebenen Ländern spielen zu lassen. Hier findet man genügend Material für eigene Abenteuer.

Die Bilder und Graphiken sind wiederum hervorragend ausgewählt und man fragt sich in der Tat, woher Pegasus Press die tollen Vorlagen erhält. Auch die Layout-Gestaltung erweist sich in ihrem Abwechslungsreichtum als modern und frisch.

Ein Muss für Cthulhu-Spielleiter mit einem Sinn für Abenteuer in Serie.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042413400928e2f90c
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Horror im Orient-Express 3

Von Italien nach Zagreb

Quellen- und Kampagnenband

Pegasus Press

Frank Heller

Thomas Ligotti

Peter Schott

u.a.

Erscheinungsdatum: Mai 2005

ISBN: 3937826289

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 18.07.2005, zuletzt aktualisiert: 16.02.2015 10:53, 670