Interview: Astrid Vollenbruch
 
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Interview mit Astrid Vollenbruch

Redakteurin: Christel Scheja

 

Fantasyguide: Bisher kennen die Leser nur deinen Namen. Aber wer ist Astrid Vollenbruch wirklich? Möchtest du dich etwas ausführlicher vorstellen?

 

Astrid Vollenbruch : Ich bin 42 Jahre alt und lebe in der Nähe von Bonn. 1986 hat es mich zum Studium hierher verschlagen. Ich habe ein paar Semester Anglistik und Keltologie studiert, dann aber hauptsächlich im Bürobereich gearbeitet. Seit 2004 bin ich freie Autorin und arbeite nebenher im Öffentlichkeitsbereich eines Hilfs- und Informationszentrums für Schwangere und Alleinerziehende. Ich bin nicht verheiratet und habe auch keine Kinder.

 

Fantasyguide: Du hast ja auch Romane für die »Drei ???«-Reihe verfasst? Welche waren das, und wie bist du dazu gekommen, sie zu schreiben?

 

Astrid Vollenbruch : Ich bin seit vielen Jahren mit dem Hauptautor der Serie, André Marx, befreundet. Im Sommer 2004 fragte er, ob ich nicht Lust hätte, mal ein Manuskript für die »drei ???« zu schreiben. Daraus entstand der »Geisterzug«. Danach kamen »Schatten über Hollywood«, »Schwarze Madonna« und »Spuk im Netz«, das allerdings im Zuge des Rechtsstreits zwischen Kosmos und Sony BMG nach einer Einstweiligen Verfügung wieder vom Markt genommen werden musste.

 

Fantasyguide: Ist es dir leicht gefallen, deine Romane in diesem sehr festgelegten Hintergrund anzusiedeln und dessen Gesetzmäßigkeiten und Einschränkungen zu berücksichtigen?

 

Astrid Vollenbruch : Eigentlich schon. Die drei Hauptfiguren Justus, Peter und Bob sind ja so klar charakterisiert, dass sie sich perfekt ergänzen und Jeder wichtige Fähigkeiten zum Lösen der Fälle beisteuern kann. Und durch den »Gebrauchtwarencenter T. Jonas« steht ihnen ein nie versiegender Quell skurriler Objekte und Rätsel zur Verfügung. Auch die wichtigen Nebencharaktere sind sehr gut und vielseitig angelegt. Ich finde es allerdings für uns heutige Autoren ziemlich schwierig, nach 140 Büchern noch mit neuen, originellen Geschichten herauszukommen.

 

Fantasyguide: Deine „Einhornzauber“-Romane gehen ja nun in eine ganz andere Richtung. Wie bist du dazu gekommen, diese phantastischen Pferdeabenteuer zu verfassen, und wen möchtest du damit besonders ansprechen?

 

Astrid Vollenbruch : Die Idee zu einer Mädchen-Einhorn-Serie gab es bei Kosmos schon länger. Sie haben mich gefragt, ob ich Lust hätte, so etwas zu schreiben, und ich habe natürlich Ja gesagt, weil Fantasy eigentlich doch viel mehr mein Bereich ist als Jugendkrimis. Ansprechen möchte ich Mädchen, die Pferde lieben, aber auch schon wissen, dass es die »heile Pferdewelt« nur in Büchern gibt. Meine Heldin Sonja ist eine Außenseiterin, die mit den Mädchen in der Schule, den Modethemen und Markenklamotten nichts anfangen kann und das auch gar nicht vorzutäuschen versucht. Sie wird auch am Ende der Serie keine Turniere gewinnen oder plötzlich zum umschwärmten Star in der Schule werden – sie geht ihren eigenen Weg.

 

Fantasyguide: Sind eigene Erfahrungen aus deiner Jugend in die Romane mit eingeflossen? Oder hast du dich auf sorgfältige Recherchen verlassen?

 

Astrid Vollenbruch : Beides. Mit zwölf, dreizehn Jahren war ich begeisterter Pferdefan, habe dann aber nach ein paar für mich traumatischen Erlebnissen mit dem Reiten aufgehört. Meine Schwester hat aber weitergemacht, ist heute Reitlehrerin und besitzt ein eigenes Pferd, und bei Fachfragen kann ich mich jederzeit an sie wenden, weil ich doch vieles vergessen habe. Und nebenher recherchiere ich im Internet.

 

Fantasyguide: Welche Quellen haben dich dabei inspiriert und warum?

 

Astrid Vollenbruch : Auf der Suche danach, wie Nachtfrost in seiner wirklichen Gestalt aussehen sollte, bin ich über diverse Friesenpferdeseiten gestolpert. Ich mag Friesen schon sehr lange, und als ich mir die Fotos angesehen habe, war klar: so musste Nachtfrost aussehen.

 

Fantasyguide: Wird es noch weitere Abenteuer geben, in denen Nachtfrost und Sonja gemeinsame Abenteuer erleben außer „Über die Nebelbrücke“ und „Die weißen Schwestern“, die ja schon erschienen sind?

 

Astrid Vollenbruch : Im Moment arbeite ich an Band 3: »Die zerbrochene Stadt«, der im Herbst erscheinen soll. Danach sind noch zwei weitere Bände geplant; wie es anschließend weitergeht, kann ich noch nicht sagen.

 

Fantasyguide: Was hat dir beim Schreiben besonderen Spaß gemacht? Welche Szenen gefallen dir am besten und welche Figuren aus deinen Romanen liegen dir am meisten am Herzen?

 

Astrid Vollenbruch : Am liebsten schreibe ich die Szenen mit Sonja und ihrer Familie. Besonders Paul, der jüngere Bruder, macht mir sehr viel Spaß, obwohl ich ganz froh bin, dass er nicht mein Kind ist. Ich mag auch Philipp, den älteren Bruder, der für Sonja beinahe ein Elternersatz ist. Und natürlich mag ich Sonja und Melanie, deren Freundschaft immer wieder auf die Probe gestellt wird.

 

Fantasyguide: Spielen die „Einhornzauber“-Romane in einem vorgegebenen Universum oder hattest du dabei eher freie Hand?

 

Ich habe dem Verlag vorgeschlagen, die Serie in meiner eigenen Fantasywelt Araun spielen zu lassen. Damit war man einverstanden, und ich habe jetzt beim Schreiben völlig freie Hand. Auf diese Weise kann ich jetzt Motive verwenden, an denen ich schon seit über zwanzig Jahren herumbastle.

 

Fantasyguide: Welche literarischen, historischen oder mythischen Quellen haben dich beim Schreiben inspiriert? Lässt du auch eigene Erfahrungen und Erlebnisse einfließen?

 

Astrid Vollenbruch : Ich habe dem schwarzen Einhorn einige Eigenschaften mitgegeben, die Einhörnern auch in der Mythologie nachgesagt werden, also zum Beispiel die Fähigkeit, Wunden durch Berührung mit dem Horn zu heilen oder vergiftetes Wasser zu reinigen. Außerdem leihe ich mir gelegentlich noch andere Sagenwesen aus.

In Sonjas und Melanies Erlebnissen auf dem Waldhof und im Reitstall Kochmann habe ich ein paar eigene, eher unerfreuliche Erfahrungen verarbeitet. Kann sein, dass es wirklich solche idyllischen Reitstallgemeinschaften gibt wie zum Beispiel in »Bille und Zottel« - bei uns gab es das leider nicht.

 

Fantasyguide: Gibt es weitere Veröffentlichungen von dir, die nichts mit den Romanen für den Kosmos-Verlag zu tun haben? Inwieweit konntest du damit bereits Erfolge verzeichnen?

 

Astrid Vollenbruch : 1982 habe ich mal für Wolfgang Hohlbein ein Buch illustriert. Es hieß »Die Stadt der schwarzen Krieger«. Wie erfolgreich das Buch war, weiß ich nicht; jedenfalls sind danach irgendwie keine weiteren Angebote auf mich niedergeregnet.

 

Fantasyguide: Die Karte aus „Einhornzauber“ stammt ja von dir. Bist du auch als Künstlerin tätig? Hast du neben dem Schreiben auch noch anderes gemacht?

 

Astrid Vollenbruch : Ich habe sehr viel gezeichnet, aber immer nur für mich privat, niemals professionell. Bis auf die Ausnahme 1982. Und ich habe mal ein paar Katzenzeichnungen auf Flohmärkten verhökert. Ansonsten macht mir Webdesign sehr viel Spaß, aber da fehlen mir die nötigen Kenntnisse, um tatsächlich Ergebnisse abzuliefern, die auch bezahlt werden.

 

Fantasyguide: Welche Projekte hast du bereits bei Verlagen eingereicht, in Arbeit oder willst du in nächster Zeit in Angriff nehmen?

 

Astrid Vollenbruch : Ich bin im Moment mit »Einhornzauber« und den »Drei ???« ganz gut ausgelastet. An andere Verlage werde ich erst dann etwas schicken, wenn ich etwas Brauchbares vorzuweisen habe. Natürlich habe ich diverse Projekte in der Schublade, aber davon ist nichts fertig.

 

Fantasyguide: Hast du einen literarischen Traum? Oder ein Projekt, dass dir mehr als alles andere am Herzen liegt?

 

Astrid Vollenbruch : Ich möchte meinen Fantasyroman »Rabenzeit« fertigbekommen. Aber darüber erzähle ich jetzt nichts, es ist alles noch nicht spruchreif.

 

Fantasyguide: Wie beurteilst du die derzeitige Situation der deutschen Fantasy, sowohl im Erwachsenen als auch im Jugendbuch-Bereich? Und was wünschst du dieser für die Zukunft?

 

Astrid Vollenbruch : Ich verfolge die aktuelle Situation nicht bewusst, aber ich glaube, dass sich im Jugendbuchbereich erheblich mehr tut als im Erwachsenenbereich. Für Jugendliche gibt es phantastische und fantasievolle Geschichten, zum Beispiel von Kai Meyer, während sich die Erwachsenenfantasy auf Tolkienklone und Rollenspielgeschichten eingeschossen hat. Das ist keine »Fantasy« mehr. Es werden zu viele Bücher auf den Markt geworfen, die auf der Tolkien- und Narniawelle mitschwimmen und Geld abschöpfen sollen. Ich hoffe, dass trotzdem auch eigenständige Geschichten eine Chance haben. Es ist so langweilig, mit dem Strom zu schwimmen.

 

Fantasyguide: Hast du eine eigene Webseite? Und wenn ja, welche Informationen können die Leser dort zusätzlich finden?

 

Astrid Vollenbruch : Auf www.astridvollenbruch.de habe ich die Welt Araun ein wenig ausführlicher vorgestellt. Außerdem gibt es dort weitere Infos zum Einhornzauber, zu Rabenzeit und meinen »Drei ???«-Büchern, ein paar Kurzgeschichten und Gedichte, Galerien mit Zeichnungen und Comics, ein Forum und noch ein paar Kleinigkeiten, in denen man herumstöbern kann.

 

Fantasyguide: Vielen Dank für das freundliche Gespräch. Ich wünsche dir für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg!

 

Astrid Vollenbruch : Danke schön!

 

 

Dieses Interview mit Astrid Vollenbruch führte Christel Scheja im Februar 2007 per Email.

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Erstellt: 20.02.2007, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 3516