Interview: Tina Alba
 
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Interview mit Tina Alba

geführt von Christel Scheja

 

Die 1971 geborene und heute mit ihrem Mann, zwei Katzen und einem Aquarium voller Buntbarsche in Emden lebende Tina Alba ist eigentlich Biologin . Als Ausgleich zu ihrer wissenschaftlichen Arbeit schreibt sie schon lange Geschichten, Gedichte und Lieder mit mystischem, magischen aber auch romantischen Inhalt, die überwiegend im Bereich der Fantasy angesiedelt sind.

 

Dabei fließen sehr oft auch homoerotische Elemente in ihre Geschichten mit ein, bleiben aber immer eher gemäßigt. So wie auch ihr erster Roman „Feuersänger“.

 

 

 

 

Fantasyguide: Bisher wissen die Leser nicht viel über dich. Gibt es Dinge, die du noch über dich erzählen möchtest, wie zum Beispiel mehr über deine Hobbys?

 

Tina Alba: Tja, wo fange ich da an? Nicht, dass ich mich für so einen wahnsinnig interessanten Menschen halten würde – mit Selbstdarstellungen tue ich mich einfach schwer. Aber versuchen wir’s. Ich bin vierzig Jahre alt, verheiratet und auf eigenen Wunsch kinderlos, liebe Tiere, ganz besonders Katzen. Katzen zu beobachten ist wunderbar, ihnen zuzusehen, wie sie ganz entspannt irgendwo herumliegen oder ausgelassen spielen ist für mich wie Urlaub. Übrigens – die Eleganz der Katzen, ihre Fähigkeit, ganz still da zu sitzen wie Statuen oder sich so leise zu bewegen, dass man sie kaum bemerkt hat mich unter Anderem zu den Nithyara inspiriert.

Ich arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Hochschule und spiele an den Wochenenden in einer Gemeinde „auf dem Land“ die Orgel. Da kommen wir schon zu meinem zweitliebsten Hobby neben dem Schreiben: Musik. Ich spiele Klavier, Kirchenorgel und Blockflöte, bin in der Filk-Szene aktiv, schreibe seit einigen Jahren eigene Songs (wer mag kann sich zugegeben ziemlich grottige Aufnahmen auf www.aryana-filk.de anhören) und habe zusammen mit fünf guten Freunden die Band „geBORGt“ gegründet, mit der wir bereits zwei CDs aufgenommen haben. Unsere Lieder handeln von eigenen Erlebnissen, Büchern, die wir gelesen haben und die bleibenden Eindruck hinterließen, und vor allem von Rollenspielcharakteren.

Womit wir bei Hobby Nummer 3 angekommen wären: ich bin leidenschaftliche Fantasy-Rollenspielerin und treffe mich regelmäßig mit Freunden zu gemütlichen Spielrunden. Früher habe ich auch sehr viel gezeichnet, aber mir fehlen Lust und Ausdauer zum üben, also wurde ich nie besser und steckte das Zeichnen dann irgendwann auf – mit Worten malen kann ich einfach besser als mit einem Stift.

Und natürlich gibt es da immer noch Hobby Nummer 4: lesen. Es gibt kaum ein Buch, das vor mir sicher ist, ich lese alles. Fantasy, Krimi, Romance, Thriller – Hauptsache, die Geschichten sind spannend und die Charaktere authentisch. Wobei mir glaubwürdige Charaktere immer noch wichtiger sind als eine actionreiche Handlung.

 

 

Fantasyguide: Wann hast du mit dem Schreiben angefangen? Wann kam dir die Idee zu „Feuersänger“? Gibt es Vorgeschichten und Entwürfe zu den Nithyara und ihrem Lebensraum oder wurden die Welt und ihre Völker/Figuren aus einer spontanen Idee geboren?

 

Tina Alba: Mit dem Schreiben angefangen habe ich schon sehr früh. Ich bin mit 14 Jahren mit Fantasy-Rollenspielen in Kontakt gekommen und habe seitdem immer irgend eine Spielrunde am Laufen gehabt, zuerst nach MERS-Regeln, später nach „Midgard“. Meine Charaktere waren mir immer wichtig, ich habe schon von Anfang an ihre Hintergründe aufgeschrieben und häufig die Spielrunden als Chronistin begleitet, indem ich meine Charaktere Tagebuch führen ließ.

Auch „Feuersänger“ ist einem Rollenspiel entsprungen. Dass daraus irgendwann einmal ein Roman werden würde, war damals allerdings noch nicht geplant. Die erste Idee zu den Nithyara kam mir, als ich als Spielleiter vor der schweren Aufgabe stand, eine Folterszene zu meistern.

Ich wollte mal weg von all dem „üblichen“ Zeug wie heiße Eisen, Streckbänke, Schläge oder Daumenschrauben, und ganz spontan entwickelte ich also diese elfenhafte Rasse, die die angeborene Fähigkeit haben, mit ihrer Berührung allein Schmerz zu erzeugen.

Meine beste Freundin, deren Charakter unter der Folter zu leiden hatte, fand den ersten „Urnithyara“ so faszinierend, dass wir gemeinsam begannen, dieses Volk weiter auszuarbeiten, Kultur und Hintergrund auszubauen und die Philosophie der Nithyara festzulegen. Klar, dass dabei immer neue Nithyara-Charaktere entstanden, bis schließlich Feuersänger „geboren“ wurde.

Große Inspiration für Aussehen und Lebensraum der Nithyara waren die „Elfquest“-Comics von Wendy und Richard Pini, die ich sehr liebe und immer wieder gern lese. Für den Körperbau standen die schlanken, zerbrechlichen Gleiter Pate, für die Seelennamen die Wolfsreiter.

Nach und nach entfernten sich die Nithyara aber immer mehr von ihren Elfquestvorbildern (sie haben z.B. fünf Finger). Die Ideen für ihre Kultur und ihre Religion waren dann doch eher spontane Einfälle, die aber auch über die Jahre zu einem „logischen“ Gebilde ausgebaut wurden.

Den „Nachtschatten“, meinen geliebten unmöglichen Chaosgott, gab es ebenfalls schon sehr lange, denn wir waren sicher, dass Nithyara als ziemlich chaotisch einzustufen sind. Also bekamen sie ein Götterpaar an die Hand, den dunklen Nachtschatten mit seinem schrägen Sinn für Humor und die etwas sanftere, aber nicht weniger chaotische Sternenherrin.

 

 

Fantasyguide: Wann und wie bist du erstmals auf die Idee gekommen, deine Manuskripte an einen Verlag zu senden?

 

Tina Alba: Ganz ehrlich? Mit dem Wort „Ende“ unter dem Feuersängermanuskript, denn „Feuersänger“ ist tatsächlich der erste längere Roman, den ich faule Socke auch tatsächlich fertiggeschrieben habe. Angetrieben hat mich dazu der vierzigste Geburtstag der Freundin, die mir so sehr mit den Nithyara geholfen hat. Ich wollte ihr das Buch schenken und darum musste es natürlich auch fertigwerden.

Eine Weile später fand ich dann eine passende Ausschreibung des Blitz-Verlages im Autorenforum „Tintenzirkel“ (www.tintenzirkel.de) und habe einfach mal die verlangte Leseprobe und das Exposé hingeschickt, ohne groß etwas zu erwarten. Als dann die Meldung kam, man würde sich gern mal das ganze Manuskript ansehen, bin ich natürlich wie ein Irrwisch durch die Bude getobt. Als DANN auch noch eine Weile später die Zusage und der Vertrag eintrudelten, wusste ich gar nicht mehr wohin mit mir.

Inzwischen habe ich einen weiteren Roman veröffentlicht („Im Fischernetz“, Homoerotik-Heftroman bei Banzini) und schon das nächste Buch in der Schublade – wenn man einmal Glück gehabt hat, will man das wieder und wieder fühlen. Es ist einfach toll, den eigenen Namen oder in meinem Fall das eigene Pseudonym auf einem richtigen Buchdeckel zu sehen.

 

 

Fantasyguide: Welche Autoren oder Romane, Spiele und Filme, haben dich besonders inspiriert und sind bewusst oder unbewusst in „Feuersänger“ mit eingeflossen?

 

Tina Alba: „Elfquest“ habe ich oben ja schon genannt. Ich lese gern Comics und Mangas, wenn die Zeichnungen mich ansprechen, und bei meinem „Hobby“, der Homoerotik, natürlich am liebsten, wenn auch ein bisschen Shonen Ai mit drin ist. Ich liebe zum Beispiel „Seimaden“, „Gorgeous Carat“ und „Cantarella“ von You Higuri oder „RG Veda“ von Clamp. Meinen Nachtschatten stelle ich mir immer ein bisschen vor wie Laures aus „Seimaden“, allerdings ohne doofe Ohren. 

Was das Düstere angeht, dunkle Schicksale, das Verzweifeln am eigenen Weg, da hat mich Lynn Flewelling mit ihrer Tamír-Trilogie und ihren Nightrunner-Romanen jede Menge gelehrt. Mein Tipp für alle, die auf spannende, anspruchsvolle Fantasy stehen – unbedingt lesen. Natürlich muss ich auch den Herrn der Ringe erwähnen, denn ohne ihn wüsste ich bis heute nicht, dass es soetwas wie Elben/Elfen überhaupt gibt.

Im Grunde lasse ich mich für meine Schreiberei von allem inspirieren, was mich umgibt, also nicht nur Bücher, Comics und Filme, auch die Natur, die Tiere. Ich liebe dunkle Wälder, sie haben so etwas Mystisches und geheimnisvolles an sich, und ich finde Höhlen faszinierend, obwohl ich mich noch nie in eine hinein getraut habe.

Darum leben auch meine Nithyara entweder in Wäldern oder in Höhlen. Ich halte mich selbst für sehr naturverbunden, darum sind auch viele meiner Charaktere naturverbunden. Das einzige, was ich nicht bin, ist mutig und stark – da sind meine Charaktere auch mal all das, was ich nicht bin.

 

 

Fantasyguide: Wie sieht es mit eigenen Erfahrungen und Erlebnissen oder Personen aus deinem Umfeld aus? Ist davon ebenfalls einiges eingeflossen, und waren vielleicht sogar reale Menschen die Vorlage für eine Person aus dem Roman?

 

Tina Alba: In schweren Zeiten hat mich meine hausgemachte Nithyara-Philosophie immer „hochgehalten“. Die Nithyara entstanden, als ich selbst in einer ziemlich blöden Zeit festsaß – drohende Arbeitslosigkeit, lausig geringes Einkommen, irgendwie nie genug Geld da und immer am Knapsen, Krankheit in der Familie.

„Die Sterne scheinen immer, auch wenn man sie hinter Wolken verborgen sind“ – ein sozusagen klassischer Nithyaraspruch, wenn man mal nicht mehr weiter weiß. Ebenso die Nithyaravariante von „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ – „Schmerz ist nur Schmerz. Er hat nur die Macht über dich, die du ihm selbst gewährst“. Mein Wahlspruch, wenn ich mir mal wieder sagen muss: Da musst du durch.

Reale Menschen habe ich mir zumindest nicht bewusst als Vorbild für die Figuren aus „Feuersänger“ gegeben. Dazu sind die Nithyara zu sehr „Fiktion“. Ich habe mal darüber nachgedacht, mit wem ich Feuersänger wohl besetzen würde, wenn es einen Film über ihn geben würde. Und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich einen Film über die Nithyara am liebsten genauso gemacht sehen würde wie „Avatar – Aufbruch nach Pandora“. Denn ein Mensch kann sich nie so bewegen, wie ich es mir für einen Nithyara vorstelle. Es sei denn, man kreuzt Menschen mit Katzen, dann könnte es vielleicht funktionieren. 

 

 

Fantasyguide: Gibt es irdische oder erfundene Kulturen an die du dich bei der Entwicklung der Nithyara und ihrer Welt angelehnt hast? Welche Recherchen hast du betrieben, um alles möglichst glaubwürdig und auch für kritische Leser nachvollziehbar zu gestalten?

 

Tina Alba: Ich gebe zu, ich habe für Feuersänger sehr wenig recherchiert, sondern eher einfach die Augen geschlossen und mir meine eigene Welt geträumt. Zu den Nithyara, ihrer Art zu jagen und im Einklang mit der Natur zu leben, haben mich die auch heute noch so lebenden Naturvölker inspiriert.

Von den Indianern haben sie ihren Respekt vor dem erlegten Wild. Sie danken der Beute, denn sie hat für sie ihr Leben gegeben. Sie leben im Wald, vom Wald und mit dem Wald wie die Völker Amazoniens. Sie nehmen nur das, was sie zum Leben brauchen. Nithyara kennen kein Geld, sie treiben untereinander und mit anderen Völkern Tauschhandel und helfen sich gegenseitig.

Kinder sind Kinder des Stammes und Kinder sind heilig – niemals würde ein Nithyara einem Kind etwas antun. Ihre Zähigkeit und ihren Überlebenswillen und die Fähigkeit, ganz in sich selbst zu ruhen, das haben sie ein wenig von den Aborigines. Ich habe mir Feuersängers Zeiten, in denen er allein war, immer ein wenig wie einen „Walkabout“ der australischen Ureinwohner vorgestellt. Eine Reise, um die eigene Schwäche zu überwinden und am Ende sich selbst zu finden – und vielleicht darüber zu staunen, wer „man selbst“ denn eigentlich ist.

Viel von der Nithyarawelt und dem „Drumherum“ existiert nur in meinem Kopf und daher ist einiges für den kritischen Leser nicht so leicht nachvollziehbar. Vielleicht liegt da eine kleine Schwäche meines Romans.

Um Kampfszenen möglichst richtig darzustellen, habe ich mir immer wieder Kampfszenen in Büchern durchgelesen und in Filmen angesehen, um mich auf die einzige Kampfszene im ganzen Buch vorzubereiten – und finde sie immer noch eher schwach. Irgendwie liegt mir Action nicht so.

 

 

Fantasyguide: Welchen Stellenwert hat für dich die Homosexualität in „Feuersänger“. Ist sie nettes Beiwerk oder dient sie einem höheren Zweck?

 

Tina Alba: Es ist einfach etwas, was bei den Nithyara dazugehört. Nithyara sind, was Körperliches und Sexuelles angeht, sehr frei. So etwas wie Prüderie oder Scham aufgrund von Nacktheit kennen sie genauso wenig wie Beziehungen zu nur einem einzigen Partner oder gar so etwas wie Ehe.

Natürlich gibt es bei den Nithyara genau wie bei Menschen auch verschiedene Präferenzen, was den Partner angeht, und es gibt Nithyara, die sich lebenslang binden – und eben die, die es nicht tun. Feuersänger ist ganz klar homosexuell, Silbersang ebenso, wobei die anderen männlichen Charaktere und auch alle vorkommenden Frauenfiguren hetero, vielleicht bi, sind. Einem höheren Zweck dient die Homoerotik in Feuersänger nicht – es sei denn, die sexuelle Freizügigkeit dieses Volkes darzustellen geht als höherer Zweck durch. 

Wobei es den Nithyara nie nur um den Sex geht, wenn sie zusammen sind. Es geht ihnen auch um die geteilte Wärme. Nithyara sind nicht gern allein, sie brauchen die Nähe der anderen und hin und wieder eine Berührung. Allein sein ist für jeden Nithyara die härteste aller Prüfungen.

 

 

Fantasyguide: Was ist dir beim Schreiben von Feuersänger wichtig gewesen - eine abenteuerliche und dramatische Handlung zu entwerfen oder mehr das Ambiente und die innerliche Entwicklung der Figuren darzustellen?

 

Tina Alba: Die Charaktere standen immer im Mittelpunkt. Ich habe „Feuersänger“ immer scherzhaft als einen „Phantastischen Entwicklungsroman“ bezeichnet. Mir war es wichtig, den Lesern die Nithyara nahezubringen, ohne dass sie denken, die Nithyara seien aufgrund ihrer Freizügigkeit, ihrem Verhältnis zu körperlichem Schmerz, ihrer Sinnlichkeit und ihrem geradezu süchtigen Suchen nach Nähe „pervers“.

Ich wollte „mein“ Volk zeigen, wie es ist, wie es lebt, was es liebt, was es fürchtet und hasst, was ihm gefährlich werden kann, wie es sich rettet. Ich wollte Feuersängers Charakter zeigen und ihn ganz, ganz tief in die Krise und wieder heraus führen, und ich wollte, dass der Leser immer ganz nahe an ihm dran ist. Darum habe ich auch darauf verzichtet, aus mehreren Perspektiven zu erzählen und habe Feuersänger selbst als personalen Erzähler gewählt.

 

 

Fantasyguide: Welche Figuren und Szenen aus „Feuersänger“ magst du am liebsten? Was war schwierig zu schreiben und was würdest du im Nachhinein doch noch ändern wollen?

 

Tina Alba: Feuersänger ist mein erklärter Liebling, dicht gefolgt von Silbersang und Sternenglanz auf ungefähr derselben Stufe. Wenn alles glattgeht, sollen Silbersang und Sternenglanz auch noch eine eigene Geschichte bekommen, sozusagen ein „Prequel“ zu Feuersänger, das dort enden soll, wo Feuersänger seinen Platz im Clan der beiden findet und Sternenglanz sein Lehrer wird.

Die Szene, die mir beim schreiben handwerklich am schwersten gefallen ist, war der Kampf gegen die Nachtelfen im Wald. Trotz meiner „Studien“ an Filmen und Schlachtenbeschreibungen in Büchern kam ich damit nicht wirklich gut zurecht. „Action“ liegt mir einfach nicht und Schlachten-/Kampfbeschreibungen gleich gar nicht.

Emotional hat mich natürlich die Sterbeszene am meisten mitgenommen, ich will hier jetzt nicht zu deutlich darauf eingehen, wer stirbt, aber es wird jemand sterben, der nicht nur eine Randfigur ist, und das hat mehrfach weh getan. Beim schreiben, beim überarbeiten und im Lektorat.

Was ich noch ändern würde ist, was in einigen Rezensionen schon anklang – ich würde versuchen, ein bisschen mehr auf die „Welt draußen“ einzugehen und wenigstens am Rande das Verhältnis der Nithyara zu anderen Völkern beschreiben.

Einige Szenen würde ich inzwischen anders, kürzer oder gar nicht schreiben, und einiges an Formulierungen hat mir beim noch mal lesen tatsächlich die Fußnägel hoch gerollt. Ich merke doch, dass zwischen der Endfassung von Feuersänger und „heute“ fast zwei Jahre liegen, in denen ich mich schriftstellerisch weiterentwickelt und ich darf auch sagen, verbessert habe.

 

 

Fantasyguide: Gibt es neben „Feuersänger“ weitere Veröffentlichungen und wenn ja welche?

 

Tina Alba: Ja – einen Kurzroman und Anthologiebeiträge. Mein ebenfalls homoerotischer Kurzroman „Im Fischernetz“ ist letztes Jahr in der Edition Banzini erschienen und erzählt die Geschichte eines entflohenen Sklaven, der in einer alten Ruinenstadt auf einen merkwürdigen jungen Mann trifft, der sich als ein Gestaltwandler entpuppt.

Die Kurzgeschichte „Zauberland“ erschien bei Lerato in der Anthologie „Naturgewalten“, die Kurzgeschichte „Harfenklang“ bei Candela in der Anthologie „inter mundos – Geschichten zwischen den Welten“.

Beide Kurzgeschichten erschienen unter meinem Realnamen Kristina Siers. Im Lyrikband „Balladen und Bänkelsänger“ bin ich mit dem Gedicht „Der Fluch von Godwald“ dabei.

 

 

Fantasyguide: Hast du ein Projekt, das dir besonders am Herzen liegt und welches du gerne irgendwann einmal für einen Verlag umsetzen würdest?

 

Tina Alba: Oh ja. Da gibt’s mehrere. Das mir wichtigste ist ein als Trilogie angelegtes Fantasyprojekt, das im Moment unter dem Arbeitstitel „Die Chroniken von Traverra“ läuft. Die Geschichte steht – mal wieder aus einem Rollenspiel mit meiner besten Freundin entwickelt – im Grunde komplett und müsste nur aufgeschrieben werden.

Allerdings ist das Ganze zur Zeit sowohl mir als auch meiner Freundin, die ich dafür als Co-Autorin dringend bräuchte, noch deutlich „zu groß“.

Uns fehlt beiden die Zeit, uns wirklich damit auseinanderzusetzen und zu schreiben, und WENN wir „Traverra“ wirklich irgendwann einmal veröffentlichen sollten, soll es auch „vernünftig“ sein, handwerklich solide, polytechnisch und von den Charakteren her durchdacht und ohne zu viel Storyballast, der sich über mehrere Jahre Rollenspiel mit immer denselben Charakteren einfach ansammelt.

Das zweite ist eine Art gesellschaftskritische Fantasygeschichte, die ich zurzeit plotte und in der es um Glaubensfragen, „Hexerei“, Verfolgung Andersdenkender und Kontrolle durch eine monotheistische Religion gehen soll. Meine kleine private Abrechnung mit der Hexenverfolgung sozusagen.

 

 

Fantasyguide: Hast du eine eigene Webseite? Und wenn ja, welche Informationen können die Leser dort finden?

 

Tina Alba: Im Netz bin ich zu finden unter www.aryana-filk.de, die Seite ist allerdings alles andere als aktuell und dringend überholungsbedürftig. Ich hoffe, ich finde bald mal Zeit, daran etwas zu ändern.

Die aktuellste Information ist glaube ich, auch schon wieder über ein Jahr alt. Auf der Webseite finden sich Informationen über mich, zu meinen Filk-Projekten, Aufnahmen und Texte meiner Lieder und Leseproben aus angefangenen phantastischen Geschichten. Wie gesagt, alles zurzeit wenig aktuell. Lesen auf eigene Gefahr.

 

 

Fantasyguide: Wie beurteilst du die derzeitige Situation der deutschen Fantasy? Und was wünscht du dieser für die Zukunft?

 

Tina Alba: Ich glaube immer noch, dass Fantasy in Deutschland einen schweren Stand hat. Oft ist es mir selbst passiert, dass ich mich als Leser und Schreiber von „Unterhaltungsliteratur“ von den Freunden sogenannter „Hochliteratur“ belächelt gefühlt habe.

Fantasy, so denken immer noch viele Menschen um mich herum, ist etwas für Kinder, etwas für Träumer, ist Realitätsflucht, packt keine „echten“ Probleme an, ist eben „nur“ unterhaltend und hat angeblich keinen literarischen Anspruch – und dem möchte ich einfach vehement widersprechen, denn ich finde schon, dass es sowohl literarisch als auch inhaltlich anspruchsvolle Fantasy gibt.

Als Beispiele nenne ich nur mal wieder den Klassiker „Der Herr der Ringe“ und meine über alles geliebte „Tamír-Trilogie“, die zum einen bis in die Abgründe der menschlichen Seele abtaucht und mit so interessanten Themen wie einem in eine Männerrolle gezwungenen Mädchen, Bruder/kindesmord und Wahnsinn spielt.

Ich kann dazu nur sagen, dass ich mich lieber mit einem Fantasy-Roman beschäftige, der vielleicht auf seine Weise Drogenprobleme, Familienproblematiken, Andersartigkeit, Themen wie Krieg oder Religion beispielhaft aufbereitet, als das Hunderttausendste in unserer eigenen Welt angesiedelte „Problembuch“.

Was ich mir wünsche – ich wünsche mir, dass Fantasy-Autorinnen und Autoren als ernsthaft arbeitende Autoren wahrgenommen werden. Dass es Newcomern ein bisschen leichter gemacht wird, einen Fuß in die Tür zu bekommen, sei es nun bei Verlagen oder bei Agenturen.

Durch meine Forenarbeit kenne ich so viele wirklich talentierte Schreiberinnen und Schreiber, denen es noch nicht gelungen ist, irgendwie mit dem, was sie schreiben, auf einen grünen Zweig zu kommen, und das finde ich unglaublich schade. Denn es gibt unheimlich viele wunderbare Geschichten, die irgendwo in Schubladen und auf Festplatten herum modern und nicht gelesen werden.

Manch einer landet dann in seiner Verzweiflung bei unseriösen Verlagen, die sich ihre Arbeit bezahlen lassen, oder wundern sich, dass niemand ihre BoD-Romane kauft.

Es gibt schon so viel Aufklärung zum Thema Druckkostenzuschussverlage, aber ich denke, da ist noch viel mehr möglich und es sollte noch viel mehr getan werden, um gerade junge und unerfahrene Autoren vor unseriösen Verlagspraktiken zu schützen.

Und was ich jedem angehenden Autor mit auf den Weg geben möchte: Niemals aufgeben. Niemals kapitulieren. Irgendwann wird es den Lektor, den Agenten, die Verlegerin, den Verlag geben, der ganz genau DIE Geschichte haben möchte, die DU in der Schublade liegen hast.

 

Thalan’zhe Hai’re – mögen Euch die Sterne leuchten!

 

 

Fantasyguide: Vielen Dank für das freundliche Gespräch. Ich wünsche dir für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg!

 

Tina Alba: Vielen Dank auch Dir, liebe Christel, dass Du es mir ermöglicht hast, ein bisschen über mein Buch und mich zu plaudern! Hat Spaß gemacht!

 

Dieses Interview mit Tina Alba führte Christel Scheja im Mai 2011 per Email

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032810144408eaa780
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Medium:

Feuersänger

Autorin: Tina Alba

gebunden, 532 Seiten

Blitz, erschienen März 2011

Titelbild von Ralf G. Kretschmann

ISBN-10: 3898402940

ISBN-13: 978-3898402941

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.06.2011, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 11843