Kolumne: Das gute Buch
 
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Kolumne: Das gute Buch

Autor: Ralf Steinberg

 

Vor Jahren begann ich, mir all jene Klassiker der SF nachzukaufen, die mir durch die Geburt in der DDR durch die Lappen gegangen waren, da sie dort nicht verlegt wurden. Entsprechende Listen, die darüber Auskunft gaben, welche Werke es zu Klassikern geschafft haben, konnte ich zur Genüge finden. Beim Erwerb der zumeist nicht mehr im Handel erhältlichen Werke half mir damals ein noch recht junges Unternehmen für Internet-Auktionen. Meine Taktik war simpel: Nie mehr als 3 DM pro Buch inklusive Porto und Verpackung.

Es funktionierte. Alte Moewig und Heyne Bände füllten meine Regale. Doch mit dem Lesen stieg der Anspruch nicht nur in Bezug auf den Inhalt. Immer mehr störten mich Kaffeeflecke, gelbes Papier, zerfledderte Umschläge und willkürliche Titelillustrationen.

Doch auch gelegentliche Neuausgaben sahen in der Regel nicht besser aus und recht bald reifte in mir die Erkenntnis, dass Klassiker auch ordentliche Editionen verdienten. Doch hier schienen die Verlage eine andere Markterwartung zu haben.

Die glückliche Wende kam, als ambitionierte Kleinverlage begannen, mit höherwertigen und entsprechend teureren Ausgaben jene Nischen abzuschöpfen, in der auch ich nun gelandet war. Ich begann Bücher sehr gezielt zu kaufen, und der Preis ist nun eine unter vielen Kriterien, zwar hoch aber in der Regel angemessen und zudem wohl auch kostendeckend.

 

So sitze ich hier nun an meinem Weihnachtswunschzettel, erwäge, was der Weihnachtsmann wohl für ein Budget neben meinem Namen stehen hat und frage mich, was eine Aufhebung der Buchpreisbindung wohl für mich bedeuten würde.

Käme ich besser dabei weg? Würde es weniger gute Bucheditionen geben, oder gar mehr? Würden die Verlage auf Neuausgaben verzichten und stattdessen auf durch Zeitablauf lizenzfreie Uralt-Ausgaben zurückgreifen?

 

Dem Weihnachtsmann jedenfalls schreib ich ein Buch auf, dessen Coverbild zum Inhalt passt, dessen Anmerkungen den Klassiker ausführlich beleuchten, mit sorgfältig ausgewählten Innenillustrationen, sachkundiger Übersetzung, fehlerfrei in Satz und Wort, haltbarer Bindung und dessen Preis gebunden ist. Mit ISBN sollten seine Helfer den Titel schnell genug finden, bestimmt ist der Weihnachtsmann schon lange Prime-Kunde. Oder kann sich jemand vorstellen, dass er die Weihnachtswichtel tatsächlich in schützenswerte Buchläden schickt, um dort dann meinen Nischentitel auch bloß bestellen zu lassen?

Auf jeden Fall hoffe ich, dass der Weihnachtsmann das gute Buch nicht für sich behält!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041906575480387917
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Erstellt: 03.12.2007, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 18:51, 5419