Kolumne: Hantwergszeuch
 
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Kolumne: Hantwergszeuch

Autor: Holger M. Pohl

 

Früher, for langer langer Zeid, als das Interned noch nicht erfuhnden war und mann im Wesentlichen dass, was mann laß noch in der einen oder anderen Vorm auf Papier gedruhckt vor sich hatte, da wahr es ungleich schwehrer, der Öffentlichkeit ein Werk näher zu bringen. Heute stehllt man es ruckzuck online und hat – teoretisch – eine Leserschaft die nach Millionen zählt.

Doch so wie manche befürchten das das Interned zur Verroung der Sitten beiträgt zum Verfall der echten zwischenmenschlichen Komunikation so kann man auch befürchten das das Interned zum Nidergang der Schreibkultur beiträgt.

 

Die Frage ist dabei nicht, dass jeder Schreiber ein Goethe, Lessing oder zukünftiger Literaturnobelpreisträger sein muss oder gar der Gewinner eines deutschen Phantastikpreises. Nein, Schreiben macht Spaß und es ist unvergleichlich kreativ. Daher ist es uneingeschränkt begrüßenswert, wenn jemand versucht zu schreiben. Aber nicht jeder Versuch sollte online gestellt werden. Und vor allem nicht jeder erste Versuch.

Weniger, weil ich die Geschichte so miserabel finde – die Geschmäcker sind Gott sei Dank verschieden –, sondern weil ich bedauerlicherweise viel zu oft etwas begegne, was ich im ersten Absatz versucht habe wiederzugeben: manche der Schreiber beherrschen einfach nicht im mindesten ihr Handwerkszeug, nämlich so etwas banales und unwichtiges wie Rechtschreibung und Grammatik.

 

Mich stört es schon, wenn in Forenposts keine Rücksicht auf Rechtschreibung und Grammatik genommen wird. Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, dass man dort einfach schreibt wie einem die bekannte Schnabel gewachsen ist. Ich habe mich auch an Abkürzungen wie „iwie“ oder anderes gewöhnt. Ich habe mich sogar daran gewöhnt, dass die heiß ersehnte allgemeine Kleinschreibung in Foren längst Einzug gehalten hat. In Foren ist das und anderes Usus, ob es mir gefällt oder nicht.

Doch diese Gewöhnung hindert mich nicht daran, meine Beiträge nach bestem und erlerntem Wissen und Gewissen zu verfassen. Man könnte es auch den täglichen Übungsumgang mit dem Handwerkszeug nennen. Denn Übung macht den Meister. Und bei den permanenten Änderungen der Regeln kann Übung nie schaden. Aber das ist jedermanns respektive jederfraus eigene Sache.

 

Forenposts sind das eine … aber das andere sind jene Schreibversuche die hoffnungsfrohe Schreiberinnen und Schreiber der Allgemeinheit zur Kenntnis bringen.

Wenn ich eine Geschichte zu lesen beginne und in den ersten 10 Zeilen mindestens ebenso viele Rechtschreib- und/ oder Grammatikfehler finde, dann ist die Geschichte für mich sehr schnell Geschichte. Bei vielen dieser Schreiber ist deutlich festzustellen, dass dieser mangelhafte Umgang mit der deutschen (Schrift-)Sprache, dem Handwerkszeug, kein Stilmittel ist, sondern dass es sich entweder um Unvermögen (schlimm) oder Oberflächlichkeit (noch schlimmer) handelt.

Warum glauben diese Schreiber, dem Leser etwas zumuten zu können, was sie selbst in einem richtigen Buch nicht akzeptieren würden? Viele dieser Schreiber wünschen sich dann noch ein Feedback. Selbstverständlich eines, das sich einzig und ausschließlich mit ihrer Geschichte beschäftigt. (Natürlich lässt man sich auch gerne ein Korrekturfeedback geben … aber das ist etwas anderes und hat ja nichts mit der Geschichte zu tun ...)

 

Das erste Feedback, das ich in diesem Fall geben würde – so ich eines geben würde – wäre ganz sicher nicht auf die Geschichte bezogen. Rechtschreibung und Grammatik gehören nun mal zum Handwerkszeug eines Schreibers. Sie lassen sich nicht ganz so einfach von der Tätigkeit des Schreibens trennen, wie manche es gerne hätten. Mein Feedback an solche Schreiber würde daher lauten: lernt schreiben!

Natürlich kann ein Rechtschreib- oder Grammatikfehler immer mal vorkommen. Das passiert jedem und ich nehme mich keinesfalls aus. Nobody's perfect und ich bin so wenig perfekt wie alle anderen. Doch zwischen „Das passiert“ und „kann es nicht anders“ ist ein kleiner, aber entscheidender Unterschied. Mich ärgert jeder Fehler, den ich in meinen Texten entdecke und den ich nicht mehr korrigieren kann, maßlos. Ich verbessere manchmal noch Tage alte Posts, für die sich ansonsten niemand mehr interessiert.

 

Schreiben ist kreativ. Doch sollte diese Kreativität in die Geschichte fließen und nicht in den großzügigen Umgang mit den Regeln der deutschen Rechtschreibung und Grammatik. Das ist nicht kreativ. Das ist einfach mangelhafter Umgang mit dem Handwerkszeug.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240418192601e4f995cf
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Erstellt: 18.07.2010, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 18:51, 10752