Kolumne: Trivialitäten
 
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Kolumne: Trivialitäten

Autor: Holger M. Pohl

 

„Was immer Du schreibst – schreibe kurz und sie werden es lesen, schreibe klar und sie werden es verstehen, schreibe bildhaft und sie werden es im Gedächtnis behalten.“

Eine Anleitung zur Unterhaltungsliteratur oder gar Trivialliteratur? Wir werden sehen…

 

Allenthalben stoße ich auf Aussagen von Autoren, die sich darüber beklagen, dass der Phantastik-Leser nichts verstanden hat von dem, was sie schreiben; dass der Phantastik-Leser einfach nicht reif genug für gehobene Literatur ist; dass der Phantastik-Leser literarischen Leistungen nicht gewachsen scheint…

 

Nun, was will man dazu sagen? Das kann einem in allen Literatur-Genres begegnen. Es sei hier die Gegenfrage erlaubt. Hat der Autor nicht verstanden, was er wann für wen schreibt? Oder um es anders zu formulieren: wenn ich den Eindruck bekommen oder mir bestätigt wird – durch Feedbacks, Kommentare, Rezensionen usw. – dass mein Werk nicht verstanden wurde, sollte ich dann nicht zuerst einmal überlegen ob es an MIR liegt, dass es nicht verstanden wurde? Habe ICH für den falschen Leserkreis – neudeutsch: Zielgruppe – geschrieben?

 

Phantastik-Leser sind weder besser noch schlechter als andere. Sie sind auch in keinem Fall dümmer oder unreifer. Sie sind wie alle anderen, mit ihren Vorlieben und Abneigungen, mit ihren Stärken und Schwächen.

 

Nein, es ist einfacher all jene zu verdammen, die nicht verstanden haben, was ich meine – anstatt mit dem Verdammen erst mal bei mir selbst anzufangen. Amüsant ist dabei, dass diese Autoren auch die triviale Mainstream-Literatur verdammen…sich aber selbst letztendlich dermaßen trivial verhalten, indem sie zuerst einmal den Fehler bei anderen suchen, statt bei sich selbst.

 

Wenn ich will, dass ich von vielen verstanden werde, dann muss ich so schreiben, dass mich viele verstehen. Ich muss dann eben gewöhnlich schreiben, einfach, verständlich. Es wäre vermessen zu erwarten, dass ein Hochliteratur-Text viele anspricht und dann auch noch was erreicht. Das kann vorkommen, die Regel ist es nicht. Wenn ich bei der Mehrheit – oder der Masse, so wenig ich das Wort auch mag – etwas erreichen will, dann muss ich mich auf die Mehrheit einstellen. Sie wird sich nämlich garantiert nicht auf mich einstellen. Das ist eine triviale Erkenntnis. Das war schon immer so.

 

Natürlich haben wir Autoren in aller Regel eine Idee, aus der wir eine Geschichte entwickeln, die wir anschließend der Welt zur Kenntnis bringen wollen. Natürlich haben wir ganz bestimmte Vorstellungen, was wir mit unserer Geschichte sagen und vielleicht erreichen wollen. Natürlich ist es ein überaus löbliches Ansinnen, dass unsere Geschichte nicht einfach nur dazu dienen soll, andere zu unterhalten, sondern dass wir auch etwas bewegen wollen – in die eine oder andere Richtung. Natürlich wollen wir die Geschichte so gut, so perfekt, so gelungen wie nur irgend möglich schreiben.

 

Doch ich sollte letztlich auch überlegen, an wen ich meine Geschichte richte. Und daran sollte ich die Art und Weise, wie ich meine Geschichte erzähle, ausrichten. Und hinterher nicht darüber jammern und klagen, dass der eine oder die andere meine Geschichte nicht verstanden hat. Einfach deswegen nicht, weil sie nicht für ihn geschrieben wurde. Weder inhaltlich noch stilistisch noch in der Form.

 

Das eingangs angeführte Zitat mag im weitesten Sinne als eine Anleitung zur Unterhaltungsliteratur oder gar Trivialliteratur gelesen werden. Letztlich sagt es aber nichts anderes, als dass ich so schreiben sollte, dass jene mich verstehen, von denen ich verstanden werden will.

 

Es stammt übrigens von Joseph Pulitzer…genau, das ist derjenige, nach dem der Pulitzer-Preis benannt ist.

 

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Erstellt: 15.10.2007, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 18:51, 5072