Kolumne: Werbepause!
 
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Kolumne: Werbepause!

Autor: Holger M. Pohl

 

Wer etwas produziert und dann an die Frau respektive den Mann bringen möchte, der muss dafür sorgen, dass sein Produkt bekannt wird. So etwas nennt man Werbung. Doch - auch wenn ich kein Werbefachmann bin - ich weiß, dass Werbung nicht gleich Werbung ist. Es gibt gute und schlechte Werbung, richtige und falsche Werbung, aufdringliche und weniger aufdringliche Werbung, Werbung, über die jeder spricht, und Werbung, die keiner kennt.

Wir alle kennen das spätestens seitdem die privaten Fernsehsender rund um die Uhr mit irgendwelchen Werbeblöcken unseren Sehgenuss trüben.

 

Aber von Fernsehwerbung möchte ich nicht reden. Dafür umso mehr für Werbung für Bücher, genauer gesagt für schriftstellerische Ergüsse. Es ist ja nicht alles ein Buch, wofür ein Autor wirbt. Häufig, sehr häufig sind heute E-Books dabei. Ich unterstelle jetzt einfach mal, dass jeder weiß, dass ein Buch etwas anderes ist als ein E-Book.

 

Autorinnen und Autoren als Produzenten einer Ware - und ja, auch ein Text ist eine Ware - sind auf Werbung angewiesen. Mit sehr viel Glück (welches die meisten von uns selten haben werden) übernimmt das zu einem Großteil der Verlag. Je größer der Verlag, desto größer das Werbebudget. Die Werbemaßnahmen sind dann entsprechend umfangreich. Ein kleiner Verlag muss da kleinere Brötchen backen und ist auf die Mitarbeit des Autors angewiesen. Wer ohne Verlag veröffentlicht, muss eben alles selbst machen.

 

Lassen wir nun einmal die Werbung durch die Verlage außen vor (in der Hoffnung, dass sie wissen, was sie tun) und betrachten wir das, was wir Autoren tun (können), dann zeigt sich: viele, sehr viele sind so wenig Werbefachmann wie ich. Muss man ja auch nicht unbedingt sein, um Werbung zu machen. Die Frage, wann man aber wo wie Werbung macht, sollten sich die Produzenten trotzdem stellen. Denn wie gesagt, nicht jede Werbung ist gut, richtig, unaufdringlich oder wirksam.

 

Viele Autoren, die nach einem Verlagsvertrag schielen, übersehen nämlich schon den allerersten Werbeblock: den ersten Leser - wie ich ihn nenne - zu überzeugen, mein Produkt zu erwerben. Dieser erste Leser ist nicht ein Leser aus dem Umfeld des Autors, das in der Regel sowieso alles gut findet, was der Autor so aus der Tastatur fließen lässt. Der erste Leser ist in dem Fall der Lektor (das kann, muss aber nicht immer auch der Verleger selbst sein). Wenn ich nämlich sehe, welche Leseproben in der einen oder anderen Facebook-Gruppe in der Hoffnung hochgeladen werden, ein Verlag möge “Heureka” rufen, dann muss ich sagen: Die erste Werbung ging gleich mal voll daneben. Manche dieser Leseproben mögen durchaus Potential haben, das sei unbestritten, aber Werbung für den Autor und sein Produkt ist es nicht. Warum also sollte ein Verlag etwas in dieses Produkt investieren, und sei es nur mehr Zeit als erforderlich?

Gerade als Neuling sollte ich daher darauf achten, dass meine erste (Be-)Werbung so gut als möglich ist. Denn wer geht schon in schmuddeligen Jeans zum Bewerbungsgespräch? Nicht umsonst gibt es den Spruch: Es ist der erste Eindruck, der zählt. Welchen Eindruck wird ein Verlag bekommen, wenn eine Leseprobe voller handwerklicher Mängel ist (und die dann noch mit beleibten Totschlagargumenten verteidigt werden) und die gleich im ersten Satz, im ersten Absatz, zu finden sind – ohne dass man lange suchen muss?

Natürlich wird bei näherem Kennenlernen der erste Eindruck manchmal revidiert. Aber Hand aufs Herz: wie oft geschieht das?

 

Sobald das Werk dann in irgendeiner Form veröffentlicht ist, scheint es vielen AutorInnen ein probates Werbemittel zu sein, jedes erreichbare Forum mit einem Werbethread zu überschwemmen (am besten noch mit dem in den Vordergrund gestellten Hinweis darauf, welch tollen 5*-Rezensionen das Werk auf Amazon erhalten hat).

Nun, Foren sind eine Community. Oder auf Deutsch: eine Gemeinschaft. Sie haben sich entwickelt und haben ein Eigenleben. Eine kleine, mehr oder weniger heile virtuelle Welt für sich. Und wie auch außerhalb dieser virtuellen Welt, so ist dieses Eigenleben bestimmten Regeln unterworfen. Den durch die Moderatoren und Administratoren aufgestellten Forenregeln etwa. Oder ungeschriebenen Gesetzen, wie beispielsweise der Tatsache, dass es doch einfach höflich wäre, sich auf irgendeine Art und Weise zunächst einmal ins Forenleben einzubringen, ehe man einen Werbethread als ersten (und oftmals einzigen) Beitrag hinausposaunt. Bezeichnen wir es als Werbung der weniger guten Art, dazu aufdringlich und in der Regel unwirksam. Wie Reaktionen der Alteingesessenen oft genug zeigen. Als Zugezogener, der gleich sein großes Mundwerk aufreißt, hat man es überall schwer. Nicht nur im wirklichen Leben.

Denn erstaunlich - oder eher nicht erstaunlich - ist nämlich, dass AutorInnen, die am Forenleben regelmäßig teilnehmen, erheblich weniger Gegenwind ins Gesicht bläst, wenn sie dann doch einmal Werbung für eines ihrer Werke starten. Woran das wohl liegen mag?

 

Andere Autoren lassen keinen Tag vergehen, an dem sie nicht jede erreichbare Facebook-Gruppe (und hier insbesondere Autoren-Gruppen) mit einem Link (und dem Verweis auf die ach so tollen 5*-Rezensionen) beglücken.

Abgesehen davon, dass es aufdringlich ist (weil auch manche Gruppen ziemlich deutlich in den Gruppenregeln stehen haben: KEINE WERBUNG!) stellt sich natürlich die Frage: wie wirksam ist Werbung in einer Autorengruppe? Ja, auch wir Autoren sind Leser, aber sind die geschätzten Kolleginnen und Kollegen tatsächlich die angestrebte Zielgruppe? Und vielleicht sollten sich diese AutorInnen einmal überlegen, warum Verlage so wenig Werbung in den Gruppen auf Facebook machen. Und zwar nicht nur die Großen der Zunft nicht, sondern auch sehr viele kleine Verlage nicht. Das könnte einen Grund haben und vielleicht etwas über die Wirksamkeit von Werbung auf Facebook aussagen. Welcher Grund das wohl sein könnte?

 

Diesem Vorgehen artverwandt ist die Penetranz-Werbung: Ich poste oft genug und dann wird es schon bemerkt werden. Und wenn mein Post nach unten verschwindet, dann poste ich eben gleich noch mal. Oder kommentiere mich selbst, damit ich wieder sichtbar werde. Kennt ihr nicht? Nun ja, manche Sternen-Pferde – aber nicht nur die – galoppieren eben im Kreis herum und denken, wenn sie sich oft genug zeigen, wird schon jemand auf sie wetten. Wetten dass …? das aber nach hinten losgeht? Denn was man zu oft wahrnimmt, was einem zu oft auf aufdringliche Art und Weise nahe gebracht wird, nervt irgendwann nur noch. Kennt doch jeder! Man nimmt sie nicht mehr wirklich wahr … oder nutzt die Gunst der Stunde und schaltet um. Daher einfach die Frage: was soll Penetranz bewirken außer Genervtheit?

 

Ganz beliebt grundsätzlich - und wie ich auch schon erwähnt habe - sind die Hinweise auf wunderbare 5*-Rezensionen z. B. bei Amazon.

Ja, Amazon-Rezensionen können etwas aussagen. Manchmal auch die Tatsache, dass der Rezensent genau dieses Werk für Wert befand, seine erste (und manchmal auch letzte) und dazu noch eine Höchststerne-Rezension abzugeben. Ob der Autor respektive die Autorin sich einen Gefallen damit tun, mit diesen Rezensionen zu werben, das möchte ich einmal dahin gestellt lassen. Doch das Misstrauen vieler gegenüber solcher Rezensionen gerade bei unbekannten Autoren, gerade bei deren ersten Werken, kann ich irgendwie schon verstehen. Werbung mit Amazon-Rezensionen vergleiche ich mittlerweile mit Werbung von Auto-Herstellern, die auf einen Gelben Engel des ADAC verweisen. Anders gesagt: ich empfinde ihnen gegenüber eine gesunde Skepsis und verifiziere sie. Bei Büchern etwa über Blogs, Foren, Websites. Wie ich wohl auf diesen Gedanken komme?

 

Fünf Beispiele, die zeigen, dass Werbung nicht gleich Werbung ist. Muss man aber deshalb gerade als unbekannter Autor auf Werbung verzichten? Nein, natürlich nicht! Werbung für das eigene Werk muss sein und ist völlig legitim! Doch gerade wenn man kein Werbefachmann ist, sollte man sich vorher einerseits reiflich überlegen, wann man wo wie Werbung machen möchte. Und andererseits gibt es genügend Kolleginnen oder Kollegen, die einmal vor demselben Problem standen und einen guten, richtigen, unaufdringlichen und wirksamen Weg gefunden haben. Vielleicht sollte man eben Foren oder Autoren-Gruppen bei Facebook nicht sofort dazu nutzen Werbung zu machen, sondern erst einmal dazu, Tipps und Hinweise dieser Kolleginnen und Kollegen einzuholen. Ab und zu soll es tatsächlich so sein, dass AutorInnen nicht sofort in jeder anderen Autorin, jedem anderen Autor eine Konkurrenz sehen. Es geht das Gerücht, dass wir von der schreibenden Zunft tatsächlich so etwas wie Hilfsbereitschaft kennen. Man sollte nur nach Werbemöglichkeiten fragen - und nicht gleich Werbung posten. Beim Fernsehen gibt es die Fernbedienung zum wegzappen. Am Rechner, beim Notebook, Netbook, Tablet ... vielleicht das Scrollrad der Maus oder ein Touchpad …

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032907314178bd9c76
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Erstellt: 26.04.2014, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 18:51, 13528