Necrophobia – Die besten Horrorgeschichten 3
 
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Necrophobia – Die besten Horrorgeschichten 3

Hörbuch

 

Rezension von Chris Schlicht

 

Da unten ist nichts, von David H. Keller, 1952, gelesen von Udo Schenk

 

Die Schrecken der Kindheit, hier leben sie wieder auf. Wie war das mit dem Monster unter dem Bett?

 

Ein kleiner Junge wehrt sich heftig gegen den Aufenthalt in der Küche, weil dort eine schwere Tür einen Kellerzugang verschließt. Er betritt die Küche nur, wenn diese Tür verschlossen und verriegelt ist, ja er stopft sogar die Ritzen unter der Tür mit Papier und Stofffetzen zu. Steht die Tür offen, weil seine Eltern etwas aus dem Keller holen, ist der Junge nicht in die Küche zu bewegen. Er wehrt sich mit Händen und Füßen.

 

Sein Vater, der ‚einen Mann aus ihm machen will’, geht zunächst zu einem Arzt mit dem Jungen, doch mehr als ‚da unten ist etwas’ bekommt auch der nicht aus dem Kind heraus. Er empfiehlt, den Jungen in der Küche bei offener Kellertür einzusperren und die Tür so zu befestigen, dass sie nicht verschlossen werden kann.

 

Als er einem Kollegen begegnet, der das für keine gute Idee hält, weil Kinder doch offensichtlich ein Gespür für Dinge haben die Erwachsene nicht mehr wahrnehmen, besucht er die Leute noch einmal, um das Experiment zu verhindern, doch die haben es schon durchgeführt. Sie haben von ihrem Sohn nur einen Schrei gehört, und dann nichts mehr. Sie finden den Jungen tot und verstümmelt in der Küche...

 

 

 

Zart wie Babyhaut, von F. Paul Wilson, 1991, gelesen von Marie Bierstedt

 

Was ist an dieser Geschichte eigentlich Horror? Zwar werden hier menschliche Abgründe beschrieben, wie sie sicher vorkommen können, aber Horror will nicht wirklich aufkommen, eher Ekel. Ein Psycho-Kammerspiel wäre vielleicht die bessere Bezeichnung.

 

Eine sehr modebewusste Frau sieht bei einer Freundin eine ungewöhnliche Handtasche. Ein Accessoire, das extrem auffällt und nur die reichsten der Reichen besitzen. Um in diesem exklusiven Club akzeptiert zu werden, würde die Frau alles tun und will auch so eine Handtasche... aus Fötenleder.

 

Als sie schließlich eine hat, wird ihr, selbst Mutter, bewusst, was sie da unbedingt haben wollte. Eine Tasche aus der Haut ungeborener Kinder. Und da hat ihr Mann eine ganz eigene Meinung zu. Zuerst will sie die Tasche zurückgeben, aber je mehr Damen der hohe Gesellschaft ihr plötzlich in der Stadt freundlich zulächeln, als sei sie eine von ihnen, verliert sie alle Skrupel.

 

 

 

Necropolis – Das Reich der Toten, von Clark Ashton Smith, Weird Tales 1932, gelesen von Reinhard Kuhnert

 

Sehr klassisch in jeder Hinsicht, die Sprache, die Thematik, ein Genuss für Lovecraft-Fans, auch der Erzähler passt perfekt.

 

Zwei Zauberer, von den Lebenden vertrieben wegen der Schrecken, die sie mit ihren Totenbeschwörungen erzeugten, ziehen durch die Welt und kommen in eine gewaltige Totenstadt. Nach und nach erwecken sie dort alle Toten, vom einfachsten Diener bis zum edelsten Herren und lassen sich von diesen bedienen. Doch eines Tages kehrt ein Rest Bewusstsein in die Gedanken eines der wieder auferstandenen Toten zurück. Er will die ewige Ruhe seines Volkes wieder herstellen und sucht Rat bei einem der ältesten Toten. Dieser kennt eine Legende und die beiden toten Verschwörer setzen ihr Wissen in die Tat um. Der Fürst zerstückelt die beiden Nekromanten mit einem Schwert, verhindert aber, dass sie sterben. Dann führt er die Seinen in ein ewiges Feuer und alle stürzen sich in einen erneuten Tod, während die Nekromanten vergeblich diese Erlösung suchen.

 

 

 

Die langweiligste Frau der Welt, von Christopher Fowler, 1995, gelesen von Arianne Borbach

 

Der Schrecken kommt langsam, aber gewaltig und am Ende bleibt die Frage: Hat sie, oder hat sie doch nicht. Wird sie, oder wird sie nicht?

 

Eine Frau erzählt von ihrem langweiligen Dasein. Eine ganz normale Ehefrau, Hausfrau und Mutter, mehr ist da nicht in ihrem Leben. Oder doch? Hegt sie wirklich diese wahnsinnigen Mordgedanken, hat sie diese etwa schon durchgeführt, oder sind das nur Gedankenspiele?

 

 

 

Die graue Madonna, von Graham Masterton, 1995, gelesen von Till Hagen

 

Der Grusel könnte perfekt sein, leider wird aber schon zu früh klar, was den Schrecken bewirkt. Es wird zu vorhersehbar, als das man am Ende wirklich überrascht und erschreckt ist.

 

Ein Mann auf Spurensuche durch Brügge, eine Stadt voller Statuen. Seine Frau wurde Jahre zuvor bei einer Reise durch Europa in dieser Stadt ermordet, dabei hatten sie sich eigentlich erholen wollen. Erholen von den Strapazen einer abgebrochenen Schwangerschaft, weil das Kind bereits im Mutterleib schwere Schäden aufgewiesen hatte. Als der Mord geschah, hatten Zeugen seine Frau gesehen, wie sie mit einer Nonne in grauer Ordenstracht stritt, aber es gab nirgendwo einen Orden, der graue Tracht hat und so blieb der Fall ungelöst. Der Mann macht einen der Zeugen, einen Kutscher ausfindig und der erzählt ihm eine verworrene Geschichte über die Statuen der Stadt und zeigt dem Mann eine ganz besondere: Eine Jungfrau Maria, die genau an dem Platz in einer Mauernische steht, an der er die Frau damals mit der vermeintlichen Nonne streiten sah.

 

Der Mann glaubt ihm nicht, bemerkt aber plötzlich eine Gestalt, die wie eine Nonne gekleidet ist und folgt ihr. Hinauf auf den höchsten Turm der Stadt, wo er dann seinen tödlichen Irrtum bemerkt. Die Polizei steht vor einem Rätsel, als sie den zerschmetterten Körper des Mannes finden, zusammen mit den Trümmern einer tonnenschweren Granitfigur...

 

 

 

Fazit:

Die einzelnen Geschichten sind von Art und Erzählstil extrem unterschiedlich und können daher nicht alle gleichermaßen fesseln, denn das ist abhängig von den Vorlieben des Hörers. Dadurch ist der Grusel auch entsprechend schwach, denn man ist versucht, weiter zu zappen, die Stories, die nicht wirklich interessieren einfach zu überspringen. Aber man kauft eine solche Doppel-CD nicht wegen einer einzigen Geschichte, die vielleicht interessieren könnte. Jemand, der Clark Ashton Smith hören will, weil der als Zeitgenosse und Freund von H. P. Lovecraft eine ähnlich epische Sprache für seine Erzählungen verwendet und den gleichen hintergründigen Grusel verursacht, zum Beispiel, der wird mit den modernen Sachen nicht ganz glücklich werden.

 

Dafür sind die Sprecherrollen wirklich perfekt besetzt, wie immer bei LPL. Marie Bierstedt kauft man von der ganzen Art zu sprechen die Rolle der mode- und anerkennungssüchtigen Frau jederzeit ab. Ebenso spricht auch Arianne Borbach die langweilige Frau ganz wundervoll. Man kann sich so richtig vorstellen, wie sie in einen Sessel gefläzt herum hängt, mit einer Kaffeetasse spielt und gelangweilt plaudert.

 

Die Geschichten haben für sich genommen durchaus einen hohen Anspruch und lassen auf die ein oder andere Art ganz sicher effektvolle Gänsehaut entstehen – sie passen / gehören nur leider nicht zusammen auf eine CD. Die Auswahl der Geschichten sollte sich etwas mehr an Themen oder Erzählweise orientieren, so wie es beispielsweise mit den Hörbüchern H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens gemacht wurde. Das funktioniert – so wie auf Necrophobia 3 eher nicht.

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Hörbuch:

Necrophobia – Die besten Horrorgeschichten 3

2LPL-Records, 2007

Umfang: 2 CDs

Laufzeit: 144 Minuten

 

ISBN 978-3-7857-3204-5

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 29.06.2007, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 4330