Providence Bd. 2 (Autor: Alan Moore, Zeichner: Jacen Burrows)
 
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Providence Bd. 2

Rezension von Ingo Gatzer

 

Mit „Providence 2“ setzt Star-Autor Alan Moore („V wie Vendetta“, „Watchmen“) die phantastische Reise durch das Universum des legendären Horror-Schriftstellers Howard Philips Lovecraft fort. Die zeichnerische Gestaltung übernimmt ein weiteres Mal Jacen Burrows. Der zweite Sammelband der Reihe umfasst die Folgen fünf bis acht der Reihe, die ursprünglich zwischen August 2015 und März 2016 erschienen.

 

Robert Black intensiviert die Nachforschungen zu seinem geplanten Buch über die esoterischen Anschauungen Neuenglands. Diese führen ihn zunächst nach Manchester, wo er auch gleich wieder auf die Spuren des geheimnisvollen Ordens Stella Sapienta stößt. Auf seinen Reisen wird der ehemalige Zeitungsreporter immer wieder mit phantastischen Dingen konfrontiert, die er mühsam rational zu erklären versucht.

 

Erneut spielt Alan Moore gekonnt mit Motiven und Versatzstücken aus dem Oeuvre von Lovecraft. Deswegen sollten sich Leser auch mit den Vorlagen – und am besten auch mit dem ersten Sammelband „Providence“ – auskennen, um auch die subtilen Andeutungen zu würdigen. Insgesamt sind die Bezüge weniger stark auf einzelne Werke festgelegt als im ersten Sammelband, sondern vielschichtiger. „Die Ratten im Gemäuer“, „Die Farbe aus dem All“ oder „Das Ding auf der Schwelle“ sind nur einige Werke des „Einsiedlers aus Providence“ auf die Moore mal mehr, mal weniger deutlich Bezug nimmt. Während die erste Geschichte vor allem durch das Verschwimmen der Grenzen zwischen Traum und Realität gefällt, bietet die zweite Story ein Horror-Erlebnis der besonderen Art, wobei ein Lovecraftsches Motiv mit einer überraschenden Wendung geschickt weiter gesteigert wird. Der hier gezeigte Höhepunkt ist wohl auch der Grund, warum Panini die Lektüre erst „ab 18 Jahren“ empfiehlt. Die dritte Folge ist sichtlich „Pickhams Model“ verpflichtet und auch hier gelingt es dem Autor, das Grauen gegenüber der Vorlage noch zu intensivieren. Im letzten Teil, der auch eine phantastische Traumreise zeigt, lässt Moore Lovecraft als Figur sogar direkt auftreten. Insgesamt zeigt sich Moore wieder einmal als intimer Kenner der Vorlagen und zeigt, wie der Lovecraftsche Horror im 21. Jahrhundert aussehen könnte. Dabei rückt auch die – bei den Vorlagen bestenfalls latent vorhandene – Sexualität stärker in den Vordergrund. Zugleich deutet Moore weitere Interpretationsmuster – etwa in Bezug auf das Un(ter)bewusste oder die freudianische Traumtheorie – unaufdringlich an, die unter der phantastischen Oberfläche des Grauens lauern.

 

Wie bei den ersten vier Folgen beschließt jede Comic-Episode ein ausführlicher Tagebucheintrag der Hauptfigur. Diese Ausführungen sind immer dann besonders lesenswert und aufschlussreich, wenn sie Lücken des Comics füllen oder eine von den Bildern abweichende Perspektive von Robert Black aufzeigen. Einige Passagen, in denen Moore Black nur Bekanntes umständlich referieren lässt, sind allerdings etwas zu umfangreich geraten und dürften auf so manchen Leser etwas zu langatmig wirken.Wer hier durchhält, wird allerdings mit interessanten Einsichten belohnt.

 

Die Zeichnungen von Jacen Burrows sind insgesamt ein weiteres Mal höchst ansprechend und sehr stimmig geraten. Auch wenn der Anfang – die ersten vier Panels zeigen den wenig abwechslungsreich anmutenden Blick durch die Windschutzscheibe eines Autos – etwas langweilig wirkt, läuft der Zeichner später zu großer Form auf. Besonders bemerkenswert sind etwa die Darstellungen der Ereignisse, die Robert Black in einem Buch liest. Hier deutet Burrows den Übergang von der Realität zur schriftlich fixierten Geschichte geschickt durch die Spiegelung der gedruckten Worte in Blacks Brille an und lässt dann einen – Lovecraftkennern nur allzu bekannt anmutenden – verrückten Araber zwischen den Zeilen erscheinen. Auch die Darstellung der Traumreise im vierten Teil ist optisch beeindruckend gelungen.

 

Fazit:

Wer bereits den ersten Sammelband mochte, wird auch von „Providence 2“ begeistert sein. Alan Moore gelingt es, die Vorlagen des großen H. P. Lovecraft immer wieder zu intensivieren sowie das dort evozierte Grauen weiter auf die Spitze zu treiben und Jace Burrows liefert dazu absolut stimmige Bilder, auf denen es immer wieder einige Dinge zu entdecken gibt.

 

 

 

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Graphic Novel

Providence Bd. 2

Autor: Alan Moore

Zeichner: Jacen Burrows

Panini, Juli 2016

Broschiert, 180 Seiten

ISBN-10: 3957987199

ISBN-13: 978-3957987198

 

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 21.07.2016, zuletzt aktualisiert: 11.04.2024 08:09, 14725