Saat der Zerstörung (Hellboy 1 & 2)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Saat der Zerstörung

Reihe: Hellboy 1 & 2

Hörspiel

 

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Im Winter 1944 wird auf der schottischen Insel Tarmagant das Projekt "Ragnarök" von den Nazis ausgeführt, um die drohende Kriegsniederlage noch einmal abzuwenden. Der russische Magier Rasputin führt das Ritual aus – anscheinend erfolglos. Hatte die Anwesenheit der US-Soldaten und Agenten der B. U. A. P. – Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen – sich störend ausgewirkt? Jedenfalls entdecken sie eine kleine rothäutige Kreatur mit einer mächtigen Steinfaust. Professor Broom nimmt sich des Kleinen an und nennt ihn "Hellboy". Sechzig Jahre später ist aus Hellboy der härteste Ermittler der B. U. A. P. geworden und sein Vater ein sehr angesehener Gelehrter. Obschon Broom mittlerweile steinalt ist, gelingt es den Brüdern Cavendish ihn davon zu überzeugen, sich an einer anstrengenden Expedition in die Arktis zu beteiligen. Die Expedition entdeckt etwas Grauenvolles. Etwas Grauenvolles, mit dem sich die B. U. A. P. wird auseinandersetzen müssen.

 

Saat der Zerstörung ist die zweiteilige Hörspiel-Adaption des gleichnamigen Comics von Mike Mignola. Vielleicht noch bekannter ist die Verfilmung des Stoffes von Guillermo del Toro – hier ein wichtiger Hinweis: Das Hörspiel orientiert sich am Comic und unterscheidet sich damit deutlich vom Film. Der zentrale Plot des Hörspiels ist ein typischer Horror-Thriller. Am Anfang steht ein Rätsel: Was geschah mit Professor Broom? Dann werden Ermittlungen angestellt, die bald zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Bösewichten führen. Entsprechend sind auch die zentralen Spannungsquellen das Rätsel und die direkten Bedrohungen, die hier durch Kämpfe gelöst werden. Hinzu kommt noch das (leichte) Grauen, das aus den monströsen Feinden und schrecklichen Ereignissen erwächst.

Doch Saat der Zerstörung ist auch der erste Teil einer Serie, die vom Setting her zur Dark Fantasy zu rechnen ist, und so vergeht einige Zeit mit der Vorstellung des Personals: Da ist zunächst Hellboy, der rothäutige Riese mit der Steinfaust. Der Dämon wurde von Rasputin für die Apokalypse beschworen. Hinzukommen noch Abe Sapien, ein uralter und blitzschneller blauhäutiger Fischmensch, und Liz Sherman, eine hübsche junge Frau. Die Pyrokinesin hat nicht nur ein feuriges Wesen, sondern auch emotionale Probleme. Sie werden verschiedentlich in Rückblenden eingeführt. Hier entsteht Spannung aus dem Staunen ob der seltsamen Geschöpfe.

Damit zu einer ambivalenten Spannungsquelle: Der Handlungsaufbau ist sehr verschachtelt und aufgrund der vielen Sprecher und z. T. abrupten Szenenwechsel nicht immer leicht zu verfolgen. Dieses bremst auch den Plotfluss, doch wenn man alle wichtigen Elemente in der ersten Geschichte unterbringen will – und schließlich ist dieses die Adaption eines bestehenden Werkes – wird man entweder einen unglaublich langen Infodump an den Anfang stellen müssen oder eben den Plotfluss mit vereinzelten Einsprengseln etwas bremsen. Letzteres gefällt mir besser.

Als letzte Spannungsquelle sei noch der Humor genannt. Hellboy ist wie die titelgebenden Protagonisten der Reihen Dorian Hunter oder John Sinclair ein respektloser heckler – wenn der Oberschurke gerade seine bösen Pläne einschüchternd ausführt, dann gibt es einen sarkastische Einwurf vom Helden. Hellboy ist darüber hinaus durchaus selbstironisch – eine Eigenart, die seinen eben genannten Kollegen eher abgeht – und er ist seinen Freunden von der B. U. A. P. nicht immer höflich gegenüber: "Wo um alles in der Welt steckte nur Abe, der alte Rollmops?" fragt sich Hellboy, als er dringend Hilfe benötigt.

 

Die Zahl der Sprecher ist gigantisch: Es sind achtundzwanzig. Viele von ihnen haben selbstverständlich nur sehr kleine Rollen. Am wichtigsten ist Tilo Schmitz, der Hellboy spricht. Mit seiner dunklen, brummigen Stimme ist er die ideale Besetzung – und eine naheliegende, denn er hatte schon die Figur für die deutsche Fassung des Filmes synchronisiert. Seine markante Stimme ist sehr bekannt – vielleicht erkennt der Hörer sie als die Batus (aus Ghost in the Shell), Solo Morassos (aus John Sinclair) oder die der Roten Ameise (aus Andi Meisfeld) wieder. Joachim Tennstedt ist ebenfalls ein Veteran: Der Sprecher von Abe Sapien hatte ebenfalls in der John Sinclair-Serie dem Grusel Kabinett, aber auch den DuckTales Auftritte – doch am bekanntesten dürfte er als Stimme von C-3PO sein. Auch Ranja Bonalana, die Liz Sherman ihre Stimme leiht, hat schon einige Hörspiele mitgestaltet; ihre wichtigste Rolle dürfte Horror-Fans aber eher unbekannt sein: die Stefanie Wagner aus … und nebenbei Liebe. Klaus Dittmann ist mir in letzter Zeit häufiger über den Weg gelaufen – mit wechselhafter Performanz: Als König in Die Ruinen von Shaba 'Yal war er lausig, in den kleinen Rollen in Die verschleierte Mieterin und Das Mysterium des Vollmond-Sees war er ganz ordentlich. Hier erhält er mit Dr. Manning, dem Chef der B. U. A. P., wieder eine eher kleine Rolle – und überzeugt wieder. Alles in allem machen die Sprecher ihre Sache gut.

 

Die Inszenierung ist gemäßigt modern. Hellboy fungiert als eine Art Erzähler und auch die anderen Figuren beschreiben ihre Lage dem Hörer. Diese Beschreibungen bleiben aber im Rahmen der jeweiligen Szene plausibel und sind der Form nach Innere Monologe. So bleibt die Zugänglichkeit einigermaßen gewahrt, ohne dass es seltsam konstruiert klingt. ("Da hast Du meine Faust in deine hässliche Fratze!" und dergleichen sind gottlob nicht zu hören.)

Die Musiken werden zur Überleitung von Szenen und zur Unterstreichung dramatischer Situationen genutzt. In erster Linie werden wuchtige, brachiale Orchestralstücke verwendet, die stilistisch an Carl Orffs Carmina Burana erinnern, und sehr gut zur Dark Fantasy passen. Die Untermalung mit Geräuschen ist ebenfalls angemessen, häufig stehen die Geräusche auch alleine – richtigerweise traut das Hörspiel dem Hörer zu, die Geräusche eines aufklappenden Zippos, eines Knisterns und scharfen Inhalierens richtig zuzuordnen.

 

Bleibt noch das Booklet zu erwähnen, das reichlich Informationen zur Produktion, der Serie und Auszüge der Comics enthält.

 

Fazit:

Professor Broom lässt sich auf eine gefährliche Expedition ein – und verschwindet. Die B. U. A. P. ermittelt – doch könnte es sein, dass nach sechzig Jahren der Dämon Hellboy, der der härteste Ermittler der Behörde ist, noch für die Apokalypse instrumentalisiert wird? Günter Merlau bringt mit Hellboy einen neuen Dämonenjäger ins Spiel – die Perspektive neigt allerdings deutlich mehr zur Dark Fantasy als die Vertonungen der klassischen Horror-Heftromane wie John Sinclair, Dorian Hunter usw. Zusammen mit der gefälligen Inszenierung kann die Reihe sich damit einen Platz im mittlerweile eng besetzten Horror-Segment sichern.

 

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032821483197f44310
Platzhalter

Hörspiel:

Saat der Zerstörung

Reihe: Hellboy 1 & 2

Vorlage: Mike Mignola

Produzent: Günter Merlau

Lausch, Oktober 2008

Umfang: Je 1 CD, ca. 60 min.

 

Asin: B001D5SVOS, B001D5SVP2

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Und: Amazon

 

Sprecher (Auswahl):

 

Tilo Schmitz

Ranja Bonalana

Joachim Tennstedt

Michael Prelle

u. v. a.

 


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 07.09.2009, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 9150