Savior(Oneshot)
 
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Savior

Rezension von Christel Scheja

 

Auch wenn das Regime in China darauf achtet, dass sich die moderne Subkultur nicht all zu sehr ausbreitet und bestimmte Grenzen nicht überschreitet, so ist sie doch nicht totzukriegen. Vor allem junge Künstler finden ihren ganz eigenen Weg, um mit der Lebenswirklichkeit im Reich der Mitte fertig zu werden.

Einer von ihnen, der auch in der westlichen Welt, eine gewisse Bekanntheit und Achtung genießt, ist der Comickünstler Benjamin, der seine Werke mittlerweile mit anderen zusammen gestaltet.

 

„Savior“ vereint neben Illustrationen und einen Interview wieder drei poetisch-magische Geschichten unter den Buchdeckel. Mit Elementen der Fantasy und Science Fiction bereitet der Künstler seine Gedanken über Gewalt und Hass zwischen Völkern und Volksgruppen auf. Dabei vermischt er fast lyrische Bilder mit den karikaturhaft verzerrten Fratzen der dunklen Seite des menschlichen Seins.

„The Guitar from Heaven“ ist der einzige Halt eines jungen Engels, der auf die Erde hinabsteigt, um den Menschen zu helfen. Als junger Mann ohne Erinnerung lernt er die düsteren Seiten einer Großstadt kennen. Mit einer Gitarre verschafft er sich zwar Gehör, aber letztendlich kann er nicht viel gegen den Drang des Menschen ausrichten, sich aus reinem Egoismus selbst zu schaden.

„War“ erlaubt es einem im Krieg gefallenen Soldaten, sich zu wünschen, noch einmal unter die Lebendenden zurück zu kehren, um seine Liebsten zu beschützen, weil er schon seine niedliche kleine Schwester sterben sah. Doch die himmlischen Mächte vermischen die Grenzen, denn er findet sich auf der Gegenseite wieder. Und so muss er sich mehr als einmal die Frage stellen, ob sein Kampf überhaupt gerecht ist.

Das „Little Girl“ begegnet einem sterbenden jungen Mann auf seiner Reise ins Jenseits. In einer magischen Welt, in der nichts und doch alles ist, kehrt er noch einmal in seine Vergangenheit zurück. Seine Führerin ist ein junges Mädchen, das damals seine Schulfreundin war – und ein Wolf. Sie sind die einzigen Stützen in der sich stetig verändernden Umgebung, die bedeutsame Personen und Stationen seiner Existenz in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Dazu kommen Bilder zu einem Album und Musikclip der ungewöhnlichen Independent-Sängerin Jena-Lee und einige Illustrationen, die er teils für sich, teils aber auch als Auftrag für westliche Magazine erstellte.

 

Auch wenn die Geschichten ein wenig von der Lebenswelt des Autors in einer Großstadt des modernen China wiedergeben und damit eine ganz eigentümliche Atmosphäre erzeugen, so lösen sie sich diesmal doch ganz gehörig von der Realität und lassen viele auch im Westen bekannte und vertraute Fantasy-Elemente einfließen.

Die Gestalt des Engels ist die personifizierte Unschuld der jungen Seele, die auf die harte und grausame Wirklichkeit des Hier und Jetzt trifft. Dennoch bewahrt sie sich den guten Glauben und die Kraft, auch den Untergang der Dunkelheit zu überleben.

Besonders schön ist die Reise durch die magische Welt des „Little Girl“- magische Bilder voll lyrisch-poetischer Details lassen nicht nur interessante Szenen, sondern auch die eigenen Erinnerungen lebendig werden.

Auch wenn man sonst nichts mit fernöstlicher Zeichenkunst am Hut hat, so versteht man schon bald, warum gerade der francobelgische Raum so begeistert von seinen Werken ist. Benjamin besitzt die Hintergründigkeit, die vielen Künstlern dort zu eigen ist und bietet genügend Exotik.

Der Leser hat die Wahl, einfach nur die schönen Zeichnungen mit all den leuchtenden Farben und berührenden Inhalten, zu genießen oder aber sich auf den Trip in die eigenen Gedanken einzulassen und über die ganz unterschiedlichen Aussagen die Benjamin in den Bildern versteckt, nachzudenken.

Damit sind die Geschichten dieses Bandes ein Stück Fantasy-Kunst, die inhaltlich und formal weit über das hinaus ragt, was die Manga-Industrie in Japan und anderen fernöstlichen Ländern bietet.

 

„Savior“ ist deshalb keine Sammlung hübscher Geschichten mit Fantasy-Einschlag, die man nach der Lektüre schnell wieder vergessen kann, sondern ein Album, dass Eindruck hinterlässt und zum Nachdenken anregt, wenn man sich auf die hintergründigen Aussagen der Stories einlassen kann.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328174508cdf083b7
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Comic:

Savior(Oneshot)

Autor und Künstler: Benjamin, Li Ming, Zhang Peng, Yan Zhuo, Pan Shuo

Original: Savior, Frankreich, 2010

Aus dem Französischen von Thomas Schöner

Paperbackformat vollfarbig, 160 Seiten

Tokyopop, Hamburg, erschienen Dezember 2011

ISBN-10: 3842001509

ISBN-13: 978-3842001503

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 29.03.2012, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 12424