Schmutzige Tricks (Autor: F. Paul Wilson; Handyman Jack, Teil 1) (Hörbuch)
 
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Schmutzige Tricks von F. Paul Wilson

Reihe: Handyman Jack, Teil 1

Hörbuch gelesen von Detlef Bierstedt

Rezension von Christel Scheja

 

Rezension:

Es gibt sie noch – die schmutzigen kleinen Geschichten, die ein ganz anderes Bild vom Moloch New York zeichnen als glänzende Glasfassaden und teure Penthäuser auf den Dächern der hohen Gebäude. „The Big Apple“ hat nichts von seiner Faszination verloren, spiegelt diese Stadt doch wie keine andere den Schmelztigel der Völker und die kulturelle Vielfalt des Landes wieder.

Und in ihr bilden sich Legenden. F. Paul Wilson bereichert diese mit seiner Figur „Handyman“ Jack. Das Hörbuch „Schmutzige Tricks“ ist nur das erste einer ganzen Reihe und präsentiert drei Geschichten um den Mann, der für gutes Geld Unrecht aus dem Weg räumt. Die auf 3 CDs vorliegende, 210 min umfassende ungekürzte Lesung wird von Detlef Bierstedt vorgetragen, den viele vielleicht als die deutsche Stimme von George Clooney wiedererkennen werden, der aber auch als Schauspieler im „Tatort“ aufgetreten ist.

 

Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Das wissen Männer wie „Handyman Jack“ genau, die in den düstereren und heruntergekommenen Stadtvierteln daheim sind und all denen helfen, die sie bezahlen können. In der Grauzone zwischen Slums, Mafiabanden, Straßengangs und organisiertem Verbrechen sind sie oft die einzige Hoffnung.

Jack ist nirgendwo registriert, besitzt keine Sozialversicherungsnummer, keinen Ausweis und auch keinen festen Wohnsitz. Er lebt von der Hand in den Mund, wechselt immer wieder seine Bleibe und sorgt dafür möglichst unauffällig und unscheinbar zu bleiben, damit ihn mögliche Zeugen später nicht erkennen können.

Er wirkt wie ein Durchschnittsbürger, ist es aber nicht. Selbst wenn er keine entsprechenden Waffen zur Verfügung hat, weiß er auch normale Haushaltsgegenstände entsprechend einzusetzen. Das bekommen ein paar kleine Ganoven beim „Zwischenspiel im Drugstore“ zu spüren. Sie nehmen die Kunden und Verkäufer als Geiseln, um dem Geldtransport aufzulauern. Weil sie sich dabei an Loretta, einer guten Bekannten von Jack vergreifen, bekommen sie unerwartet den Zorn des unscheinbaren Durchschnittstypen zu spüren, den sie nicht lange unterschätzen.

„Ein ganz normaler Tag“ in Handyman Jacks Leben beginnt mit Kundengesprächen und Aufträgen, die manchmal auch schon am gleichen Tag erledigt werden können, Geldübergaben und - auszahlungen. Dabei geht er so vor, wie er muss, vermeidet Gewalt, wenn es eben geht, scheut sich aber auch nicht brutal zu werden, wenn es sein muss. Die meisten nehmen ihn nur einen Moment hin ernst.

Nur zum Abend hin gönnt er sich eine kleine Pause und sein eigenes privates Geheimnis - den Besuch bei seiner Freundin und ihrer Tochter, die für ihn quasi Familienersatz sind. Aber an diesem Tag wird er nachdenklich. Kann er es sich leisten, die beiden noch länger zu besuchen, nachdem am Morgen schon ein Attentat auf ihn verübt wurde? Weil man ihm trotz aller Vorsicht doch manchmal auf die Spur kommt und Rache nehmen will? Das ganze versetzt Jack doch manchmal in Melancholie.

„Familiennotdienst“ leistet Jack in der dritten Geschichte, als ihn ein Kunde darum bittet, dem Ehemann seiner Schwester die Leviten zu lesen. Denn dieser misshandelt und demütigt die junge Frau aufs Schlimmste.

 

„Handyman Jack“ mag zwar wie ein Allerweltstyp aussehen und kann auch nett sein, aber man sollte ihn nicht unterschätzen. Denn er kann auch seine dunkle, brutale und grausame Seite hervor kehren.

Die drei Geschichten sind Thriller, wie sie Raymond Chandler und Co. nicht besser hätten erzählen können. In einer Welt des organisierten Verbrechens, der kleinen Gauner und der großen Haie ist die Polizei eher machtlos. Und so gibt es Menschen, die jeden Skrupel abgelegt haben und Selbstjustiz üben. Die Erzählungen besitzen nicht ohne Grund einen zynischen Unterton. Der Held mag zwar oft genug Unschuldige vor bösen Buben beschützen, aber das rechtfertigt nicht unbedingt immer die Wahl seiner Mittel. Schon gar nicht vor dem Gesetz.

Aber das macht gerade den Unterhaltungwert aus. Man genießt es förmlich jemandem bei der Arbeit zuzusehen, der keine Regeln außer den seinen kennt und doch irgendwie dabei wenigstens ein bißchen Mensch geblieben ist. Auch wenn er sich nicht unbedingt besser benimmt als seine Gegenspieler, so wirkt er doch wesentlich sympathischer, seine Motive und Handlugnsweisen sind nachvollziehbar.

Das alles wird auch noch rasant von F. Paul Wilson erzählt. Seine Stil ist schörkellos aber kraftvoll, er erzeugt die passende Atmosphäre mit nur wenigen Beschreibungen und hält durch eine geschickte Dramaturgie in Atem.

Wenn dann noch ein Sprecher dazu kommt, der ähnlich viel Spaß an dem Text hat und mit seiner rauchigen Stimme genau den Typus Mann repräsentiert, den man sich vorstellt - dann kann das Hörbuch nur zu einem Erlebnis werden. Die knapp 3 1/2 Stunden Hörzeit sind schnell vorüber, wenn man aufmerksam lauscht. Gelangweilt wird man nicht, eher das Gegenteil. Am Ende verspürt man Lust auf mehr.

 

Fazit:

„Das macht „Handyman Jack - Schmutzige Tricks“ zu einem Hörvergnügen für alle Thriller-Fans, die es wie im Action-Kino ein wenig härter, zynischer und weich gespülte Helden nicht unbedingt mögen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329084649adaaa015
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Hörbuch:

Handyman Jack - Schmutzige Tricks

ungekürzte Lesung der Geschichten „Zwischenspiel im Drugstore“, „Ein ganz normaler Tag“ und „Familiennotdienst“ aus einer Anthologie erschienen beim Festa Verlag

Reihe: Handyman Jack, Bd. 1

Autor: F. Paul Wilson

Übersetzer: A. F. Fischer

Regie: Lars Peter Lueg

Sprecher: Detlef Bierstedt

Musik, Schnitt und Tontechnik: Andy Matern

Hörbuch auf 3 CDs, ca. 210 Minuten Laufzeit

LPL Records, erschienen April 2008

Grafische Gestaltung von der Grafeting GmbH

ISBN-10: 3785735529

ISBN-13: 978-3785735527

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 02.05.2008, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 6404