Shakespeares Mädchen und Frauen (Autor: Heinrich Heine)
 
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Shakespeares Mädchen und Frauen von Heinrich Heine

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Julia, Ophelia, Lady Macbeth oder Helena – Shakespeare hat ihnen und vielen anderen in seinen Theaterstücken eine Stimme verliehen und sie unvergesslich gemacht. Heinrich Heine, ein großer Bewunderer des englischen Dramatikers, befasst sich mit jeder einzelnen und lässt sie in einem neuen Licht erscheinen. Mit zeitgenössischen Illustrationen der Erstausgabe von 1838 und einem Nachwort von Jan-Christoph Hauschild.

 

Rezension:

Heinrich Heine war ein glühender Verehrer William Shakespeares und seiner Werke. Darum dürfte es ihm nicht schwer gefallen sein, den Auftrag anzunehmen, Kommentare und Bemerkungen zu einem ganz besonderen Buch über den englischen Dramatiker anzufertigen.

Das im Original 1836/37 erschienene Galeriewerk mit fiktiven Frauenporträts aus Shakespearestücken wurde in mehreren Ländern lizenziert, so auch in Frankreich. Heine lebte in Paris und steckte in Geldnöten – ein für uns heute glückliches Zusammentreffen.

Die 45 Stahlstiche wurden von diversen Künstlern und der Herausgeberschaft von Charles Heath zusammengefasst. Heine sammelte, wie Jan-Christoph Hauschild in seinem Nachwort erklärt, zunächst einiges an Quellen zusammen, bevor er mit seiner eigenen Kommentierung begann. Über die Qualität und Bedeutung der von ihm studierten Werke gibt er zu Anfang des Buches Auskunft, nicht ohne seine gewohnt spöttische Ader, die besonders Johann Ludwig Tiecks Spätwerk gilt. Für Heines Shakespeare-Forschung stellten die Übertragungen Tiecks in Fortführung der Schlegelschen Ausgabe eine wichtige Grundlage dar, obwohl er, wie er bekannte, der Prosa-Übertragung zugeneigter war.

 

Neben lustigen Einlassungen zum geistigen Zustand Englands – der Begriff viktorianisch wurde erst später geprägt – ordnete Heine die Stahlstiche zunächst grundsätzlich in die Shakespeare-Rezeption ein. So lobt er die Deutschen für das frühe Erkennen des literarischen Wertes und erklärt, warum die Franzosen, wie so oft, mit ihrer Shakespeare-Begeisterung nur nach der Mode gingen.

Bereits hier wird die Leidenschaft sichtbar, mit der Heine für Shakespeare kämpft.

 

Für die eigentliche Galerie unterteilt er die Stücke grob in antike, historische und legendäre Dramen und in die Komödien. Zu den ersten gibt es jeweils ein kurzes Essay, während die Komödien mit Zitaten aus den entsprechenden Stücken auskommen müssen.

Heine mag zwar auch die spezielle Art von Shakespeares Komödien, wie er im abschließenden Text bekundet, aber zu den Tragödien wollte er offenbar mehr loswerden.

Höhepunkte sind hier sicherlich die sehr ambivalente Einschätzung von Cleopatra aus Antonies und Cleopatra und der sehr kämpferische Passus über den Judenhass, den er anlässlich des Porträts der Jessika aus Kaufmann von Venedig einbringt. Während in den meisten Kommentaren das Stück aus der Sicht der Frauenfiguren betrachtet wird, steht hier der jüdische Händler Shylok im Mittelpunkt. Heine definiert an seinem Schicksal im Stück das Problem der Judenverfolgung als ein ökonomisches, von den Christen selbst verschuldetes Thema und sieht düstere Entwicklungen voraus. Zu diesem Zeitpunkt hielt Heine seine jüdische Herkunft noch geheim, weshalb er sich hier auch um eine Art Objektivität bemüht, die beim Lesen verwundert.

Erstaunlich ist auch, dass Heine kaum auf die künstlerischen Details der Porträts selbst eingeht, vielmehr nutzt er sie nur als Anlass, um über die Figur und ihre Stellung innerhalb des Werkes, als auch innerhalb der Weiblichkeit nachzudenken. So entfalten sich nach und nach nicht nur diverse Vorurteile über Frauen, das sich so entwickelte Frauenbild lässt auch tief auf Heines eigene Erfahrungen mit ihnen schließen. Das macht das Büchlein nicht nur für Shakespeare-Freunde interessant, sondern auch für Heine-Fans.

 

Die gediegene Schuber-Ausgabe von Hoffmann und Campe mag von außen eher wie ein graues Entlein wirken, aber die Edition ist erstklassig, was man ganz besonders an der hervorragenden Qualität der Stiche sehen kann.

 

Fazit:

Vom Preis entsprechend der hochwertigen Ausgabe eher etwas für Liebhaber, stellen Heinrich Heines Gedanken zu »Shakespeares Mädchen und Frauen « ein kleines Schatzkästchen dar, in dem man stets bei Bedarf nach dem passenden Schmuckstück suchen kann.

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Buch:

Shakespeares Mädchen und Frauen

Autor: Heinrich Heine

gebunden im Schuber, 239 Seiten

Hoffmann und Campe, 16. April 2014

Nachwort: Jan-Christoph Hauschild

mit 45 Stahlstichen

 

ISBN-10: 3455404790

ISBN-13: 978-3455404791

 

Erhältlich bei: Amazon

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Erstellt: 13.07.2016, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 15:06, 14690