Spezial: »Die holten neun Totenbeine und zwei Totenköpfe, setzten auf und spielten Kegel.«
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

»Die holten neun Totenbeine und zwei Totenköpfe, setzten auf und spielten Kegel.«

Fünf Spiele-Tipps zum Halloween-Abend

 

Ein Halloween-Spezial von Oliver Kotowski

 

Die, das sind die schaurigen Kerle, die im Märchen Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen im verfluchten Schloss des Königs aus dem Kamin fallen. Schauriges Spielen ist im Märchen ein beliebtes Motiv.

Wer einmal zu Halloween einen Spieleabend machen will, aber nicht genau weiß, was man auf den Tisch bringen kann, für den habe ich fünf Vorschläge. Die Spiele haben – natürlich – allesamt etwas mit Horror zu schaffen, doch dazu sollen sie mindestens ein gewisses Maß an Humor und Kommunikativität bieten. Die Beschreibungen sollen keine vollständigen Rezensionen sein, sondern bloß eine groben Überblick geben.

 

Doch jetzt: Here they come!

 

1. Mysterium

Verzweifelt lädt Conrad MacDowell seine Freunde zu einer Séance am Samhain, denn in dem von ihm erworbenen Warwick Manor spukt es. Nachforschungen haben ergeben, dass es dort 1894 zu einem tragischen Unglück kam, bei dem ein Hausdiener sein Leben verlor. Die Polizei legte sich schnell auf einen Unfall fest, und der Fall wurde fälschlicherweise abgeschlossen. Nun ist es an den Spiritisten, die Wahrheit ans Licht zu bringen, um dem Geist die ewige Ruhe zu schenken.

 

Welches Spiel kann sich wohl besser als Halloween-Spiel eignen, als eines, das an Halloween spielt? In Mysterium müssen zwei bis sieben Spieler gemeinsam herausfinden, was sich in jener fatalen Nacht ereignete. Einer der Spieler übernimmt dabei die Rolle des Geistes, während die anderen in die Rolle des Spiritisten schlüpfen. Der Geist zieht dazu eine Reihe von Karten, die Verdächtige, mögliche Tatorte und mögliche Tatwaffen festlegen, die er je einem Spiritisten zuordnet. Im Spiel zieht er dann Karten, die eine Vision darstellen. Von diesen reicht er jene an die Spiritisten weiter, die ihnen helfen, den ihnen zugeordneten Satz zu ermitteln. Da den Spiritisten nur die Halloween-Nacht bleibt, müssen sie in sieben Runden von jeweils einer Sanduhr-Länge alle Sätze richtig zusammenstellen. Ist es ihnen gelungen, müssen sie gemeinsam den vom Geist bestimmten Täter entlarven.

 

Mysterium ist schönes Spiel für kleine bis mittelgroße Gruppen, die gemeinsam im Gespräch Rätsel lösen mögen – nur der Geist darf nicht sprechen. Die Stimmung ist surreal-unheimlich mit ironischer Brechung und wird vor allem durch die wunderbaren Illustrationen der Karten erzeugt. Wenn es eher gruselig als blutig und miteinander statt gegeneinander sein soll, dann ist Mysterium die ideale Wahl für den Halloween-Abend.

 

2. Winter der Toten

Es wird immer schwerer, die nötigsten Ressourcen in der Stadt zu besorgen: Medikamente, Benzin, selbst Nahrung wird knapp. Nur die Zombies werden immer zahlreicher. Doch die Ärztin behauptet, sie könnte ein Heilmittel finden, wenn sie genügend »Studienobjekte« zur Verfügung hätte – na, wunderbar, jetzt stapeln sich Exzombies in der Scheune. Und kann sie wirklich ein Heilmittel finden? Oder lenkt sie uns nur von ihren eigenen Zielen ab?

 

In der einfachen Variante ist Winter der Toten ein kooperatives Spiel, bei dem zwei bis fünf Spieler eine vom gemeinsamen Ziel vorgegebene Anzahl von Marken und Karten in einer gewissen Zeit sammeln müssen. Dazu wirft jeder Spieler je nach kontrollierten Figuren Würfel, die er für bestimmte Aktionen einsetzt – nach Dingen suchen, Zombies töten, Barrikaden bauen usw. Im normalen Spiel kommen noch geheime individuelle Ziele hinzu. Die meisten dieser Ziele sind mit dem gemeinsamen Ziel kompatibel, auch wenn sie das Erreichen erschweren, doch einige sind es nicht. Zieht ein Spieler ein solches Ziel, dann wird er ein Verräter, der die Kolonie der Überlebenden zu Fall bringen will. Hinzu kommen noch Ereignisse, die die Spieler vor schwierige Entscheidungen stellen – eine junge Mutter mit ihren Kindern taucht auf. Kann die Kolonie weitere nutzlose Esser aufnehmen – oder überlässt man sie den Zombies?

 

Winter der Toten ist ob der schweren Entscheidungen vermutlich das härteste der ausgewählten Spiele. Auch die Illustrationen und das Damoklesschwert des Verräters tragen dazu bei. Trotz der Karten und Würfel wird das Spiel von Diskussionen dominiert – wie ist es nun mit der Mutter und ihren Kindern? Ist der Spieler, der sie aufnehmen will, nun einfach weich oder ein Verräter? Winter der Toten ist eine gute Wahl für kleine Gruppen, die etwas Horror zu Halloween wollen.

 

3. Fury of Dracula

Vor acht Jahren wäre es Abraham Van Helsing und seinen Verbündeten beinahe gelungen, den Unhold Dracula zu vernichten. Doch er entkam. Jetzt mehren sich die Zeichen, dass er zurück ist. Vorsichtiger, klüger geht er zu Werke, heimlich erschafft er in ganz Europa neue Vampire – wo steckt der Fürst der Finsternis? Wird es den Vampirjägern von einst gelingen, Draculas Spur zu finden und ihn erneut aufzuhalten, bevor seine Saat aufgeht?

 

Fury of Dracula ist ein semi-kooperatives Spiel für zwei bis fünf Spieler: Einer spielt Dracula, der heimlich Europa bereist und neue Vampire und dergleichen erschafft, die anderen spielen die Jäger, die zunächst Dracula aufspüren und ihn dann vernichten müssen. Dazu legt Dracula eine Spur aus – eine verdeckte Karte bestimmt den Ort, eine weitere Draculas Saat. Die Jäger können sich ausrüsten, Fahrkarten kaufen oder eben reisen. Wenn die sie an einen Ort gelangen, an dem Dracula war, wird die Ortskarte aufgedeckt und die Jäger können die Saat vernichten. Die Spieler müssen nun versuchen, der Spur zu folgen – immer in Eile, denn je mehr Zeit vergeht, desto mächtiger wird Dracula – bis sie ihm persönlich gegenüberstehen. Doch Vorsicht, denn ein einzelner Jäger kann leicht zur Beute für dem großen Vampir werden, insbesondere, wenn der Jäger schlecht ausgerüstet ist.

 

Fury of Dracula ist aufgrund des Mechanismus des Verdeckten Bewegens vielleicht das spannendste der ausgewählten Spiele – wenn die Jäger die Spur aufgenommen haben, und Dracula Haken schlagend durch ihre Maschen schlüpfen muss, wird schon mal der Atem angehalten. Das Spiel ist eine gute Wahl für kleine Gruppen, die Lust auf eine epische Jagd haben, denn ein Spiel kann ohne weiteres bis zu drei Stunden dauern.

 

4. Die Werwölfe von Düsterwald

Die Nacht bricht über das Dorf Düsterwald hinein, die letzten Bürger flüchten heim. Glühende Augen und schauriges Heulen – die Werwölfe – ein grässliches Krachen und Splittern der hölzernen Türe, des Menschen Knochen --- Am Tage finden die Dörfler nur einen arg geschundenen Leichnam. Wer hat ihn so zerrissen? Auf den Marktplatz versammelt sich der Mob, es gilt den Werwolf aufzuspüren und zu häuten!

 

Die Werwölfe von Düsterwald ist – was die Regeln angeht – ein sehr einfaches Spiel für neun bis neunzehn Spieler. Einer übernimmt die Rolle des Spielleiters, der die heimlich getroffenen Entscheidungen der Allgemeinheit verkündet. Die anderen sind entweder Werwölfe, die Nacht für Nacht einen Bürger fressen, oder Bürger, die Tag für Tag versuchen, einen Werwolf zu häuten. Zu Beginn des Spiels verteilt der Spielleiter die verdeckten Rollen. In der Nacht gehen dann alle schlafen und schließen die Augen, nur die Werwölfe behalten sie offen und geben per Handzeichen an, welcher Bürger stirbt. Am Tage wachen alle auf, öffnen die Augen und diskutieren, wer gehäutet wird – eine Abstimmung gibt letzte Klarheit. Gelingt es einer Seite, die Gegenseite völlig auszuschalten, hat sie gewonnen. Und um etwas Pfeffer ins Spiel zu bringen, gibt es noch Sonderrollen, wie die Seherin, die Hexe, den Jäger usw.

 

Die Werwölfe von Düsterwald ist ein asymmetrisches, kompetitives Spiel – zwei bis drei Werwölfe stehen gegen sechs bis fünfzehn Bürger – in dem vor allem diskutiert wird, denn hauptsächlich darüber finden die Bürger die Werwölfe: Wer springt wem warum bei? Es ist das intensivste der ausgewählten Spiele, wie jeder Bürger, der die Werwölfe identifiziert hat, sich aber in der Diskussion nicht gegen sie durchsetzen kann, bestätigen wird.

 

5. Die blutige Herberge

Durch das in der idyllischen Provinz Ardèche gelegene Dörfchen Peyrebeille kommen viele wohlhabende Reisende und lassen zum Leidwesen der Wirtsfamilie nur wenig Geld in der Herberge. Wenn man nun den Herzog überreden könnte, länger zu bleiben – vielleicht für immer? Die Leiche könnte man wohl beim Metzger unterbringen, die Bauern in der Schankstube helfen bestimmt für ein Bier. Nur hoffentlich kommt der Brigadier nicht vorbei!

 

Die blutige Herberge ist ein kompetitives Kartenspiel für ein bis vier Spieler, in dem die Spieler in die Rolle eines Herbergsvaters schlüpfen, der einige seiner Gäste ermordet und beraubt. Jede Runde beziehen Reisende die (abhängig von der Spielerzahl) zur Verfügung stehenden Räume. Die Spieler können diese zu ihren Komplizen machen, die etwa bei Morden oder Beerdigungen helfen, ihr Helfernetzwerk ausbauen – oder sie eben ermorden. Je nachdem, wie mächtig ein Gast ist, ist es schwieriger, ihn anzuheuern, ermorden etc., dafür bringt seine Leiche aber auch mehr Geld. Dazu braucht man jeweils Komplizen mit unterschiedlichen Begabungen – Brigadiers kennen sich etwa mit Gewalt gut aus und sind bei Morden hilfreicher, Priester helfen die Leichen dann wieder loszuwerden. Und gerade wenn die Mordmaschine wunderbar läuft, stellt man fest, dass man nur entweder sein Geld zur Bank oder den Herzog unter die Erde bringen kann. Ein echtes Dilemma!

 

Die blutige Herberge ist ein kurzes und kurzweiliges, sehr makabres Kartenspiel für kleine Gruppen (oder sogar den traurigen Solo-Halloween-Spieler). Hier wird nicht gesprochen, hier wird gestochen – mag es zunächst scheinen, als wenn man bei diesem Raubtierkapitalismus-Spiel eher nebeneinander her spielt, zeigt sich schnell, dass neben dem hand-management eben das timing spielentscheidend ist. Schließlich kann nur einer den Herzog beerben.

 

Wie sieht es bei euch aus? Werdet ihr eines der Spiele spielen? Werdet ihr etwas anderes spielen? Spielt ihr überhaupt zu Halloween?

Nach oben

Platzhalter

Mysterium

(von Oleksandr Nevskiy und Oleg Sidorenko, Libellud/Asmodee 2015, Alter: 10+, Spieler: 2-7, Spieldauer: 42 min.)

Erhältlich bei: Amazon

 

Winter der Toten

(von Jonathan Gilmour und Isaac Vega, PlaidHat Games/Heidelberger Spieleverlag 2014, Alter: 13+, Spieler: 2-5, Spieldauer: 60-120 min)

Erhältlich bei: Amazon

 

Fury of Dracula

(von Frank Brooks, Stephen Hand und Kevin Wilson, Fantasy Flight Games/Heidelberger Spieleverlag 2015, Alter: 14+, Spieler: 2-5, Spieldauer: 120-180 min.)

Erhältlich bei: Amazon

 

Die Werwölfe von Düsterwald

(von Philippe des Pallières und Hervé Marly, Lui Meme/Asmodee 2001, Alter: 10+, Spieler: 8-18, Spieldauer: 30+ min.)

Erhältlich bei: Amazon

 

Die blutige Herberge

(von Nicolas Robert , Pearl Games/Asmodee 2015, Alter: 14+, Spieler: 2-4, Spieldauer: 30-60 min.)

Erhältlich bei: Amazon

 


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 08.10.2016, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 14987