Talking Man (Autor: Terry Bisson)
 
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Talking Man von Terry Bisson

Rezension von Ralf Steinberg

 

 

Verlagsinfo:

Talking Man, ein mächtiger Zauberer, haust als Schrotthändler in einem Wohnwagen. Eines Tages verschwindet er spurlos, und seine Tochter macht sich auf die Suche nach dem Verschollenen. Eine Odyssee durch Zeit und Raum führt sie durch ein bizarres Amerika, das sich ständig verändert, bis in die Arktis, wo sich Talking Mans Erzrivalin anschickt, die Welt zu vernichten.

Es sei denn, ein Mensch opfert sich und stürzt sich mit dem Ungewesenen in einen Schacht der von Pol zu Pol reicht …

 

Rezension:

Die Fantasy wird beherrscht vom Mittelalter, möchte man denken, wenn man sich einige der berühmtesten und erfolgreichsten Reihen anschaut und doch gibt es auch immer den phantastischen Blick auf die Gegenwart. Das 1986 erschienene Talking Man von Terry Bisson bietet sogar einen sehr eigenwilligen Blick auf einen Teil der USA, dem eigentlich nichts magisches anhaftet.

Bisson wuchs in Owensboro, einem Ort in Kentucky auf und genau in jener von Landwirtschaft geprägten Ecke befindet sich der Schrottplatz von Talking Man. Er ist nicht nur ein Zauberer, er gehört mit seinem weiblichen Gegenpart zum Kreislauf der Welt und sollte eigentlich an deren Ende in die Ringe des zerstörten Mondes starren, doch eine Frau kam dazwischen, und Chrystal seine Tochter.

Talking Man redet nicht, Chrystal schon. Außerdem baut das junge Mädchen seinen Tabak selbst an, inklusive Treckerfahren. Seit dem Tod ihrer Mutter lebt sie allein mit ihrem Vater in ihrem Wohnwagen auf dem Schrottplatz, erreichbar nur über ein Loch im Zaun.

Dorthin wird Williams geschickt, als ihm die Windschutzscheibe seines geliehenen Mustangs entzwei geht. Staunend erlebt er die magische Reparatur und das muntere Mädchen.

Doch bei seinem nächsten Besuch steht Chrystals Welt Kopf und nicht nur die …

 

Es gab eine Zeit, da unterschieden sich die verschiedenen Automodelle noch voneinander. An der Silhouette konnte man erkennen, wann und von wem ein Wagen hergestellt wurde. Eine Zeit, in der man mit Maulschlüssel und Schraubendreher einen Motor reparieren konnte ohne dafür einen Computer befragen zu müssen. Talking Man kann Maschinen reparieren und nur wenn er zu faul ist, oder eine der Fall hoffnungslos scheint, wendet er Magie an, die von Bisson als eine Art indianischer Naturzauber beschrieben wird. Es wird gesungen, Schlamm benutzt und von einem Zauberstab ist weit und breit nichts zu sehen.

Die Magie steht auch gar nicht so sehr im Mittelpunkt. Eher das Roadmovie. Williams, Chrystal und ein alter Chrysler reisen von Kentucky zum Nordpol durch eine sich verändernde Welt. Ziehen von Tankstelle zu Tankstelle, ernähren sich von Schokoriegeln und lassen die Landschaft an sich vorbeiziehen.

Der Highway wird zum Questgeber, die Zeit verfärbt die Welt apokalyptisch und weder kommt Verwunderung noch Bedauern auf. Im Gegenteil, Bisson erzählt mit ruhiger Gelassenheit. Selbst Szenen, in den Gewalt vorkommt, eskalieren nicht wirklich. Vielmehr fließen sie weiter und andere Szenen, locker und ruhig wie ein uralter Fluss, der sich sein Bett in den Jahrtausenden friedlich geschliffen hat.

Und fast nebenbei präsentiert uns Bisson seine eigene Weltenidee:

 

»An einem Ende der Welt steht der Turm, Elennor, und am anderen liegt die Stadt Edminidine. Dazwischen befindet sich alles, was jemals geträumt wurde, und darum herum nichts.«

 

Die schöne Dgene steht für das Ungewesene, Talking Man für die Träume und er unterbricht den ewigen Kreislauf als er sich in die Welt verliebt, die er erträumte.

Der Kampf zwischen Sein und Nichtsein ist klassisch, Bisson schnürt ihn in ein hippieskes Märchen und wirbelt alles hinein, was seine Heimat zu bieten hat.

Ein literarischer Nährboden für Werke wie American Gods von Neil Gaiman, Fool on the Hill von Matt Ruff oder Gegen den Tag von Thomas Pynchon.

 

Das Cover von Keith Parkinson gehört zu einem anderen Buch, einfach ignorieren. Die Bildrechte waren wohl günstig.

 

Fazit:

»Talking Man« von Terry Bisson bietet eine magische Reise durch eine USA, in der man Öl mit Blut vermischt, um Autos in Gang zu setzen. Endlose Straßen und Flüsse folgen der Zeit bis zu ihrem Ende. Fantasy voll Traumlandschaften, amerikanischen Träumen aus einem Wohnwagen in Kentucky.

 

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Buch:

Talking Man

Original: Talking Man, 1986

Autor: Terry Bisson

Übersetzerin: Irene Bonhorst

Taschenbuch, 189 Seiten

Heyne, Dezember 1999

Cover: Keith Parkinson

 

ISBN-10: 3453162242

ISBN-13: 978-3453162242

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.04.2016, zuletzt aktualisiert: 13.08.2022 14:14, 14430