Tote Helden (Autorin: Ulrike Jonack)
 
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Tote Helden von jon

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Sie erwachte ohne Erinnerung. Ihr Gesicht kommt ihr fremd vor und das ist es wohl auch, denn die Ärzte hatten bei der Rekonstruktion kaum Anhaltspunkte gehabt. Ist das der Grund, warum sie niemand erkennt? Als Ines Braun macht sie sich daran, ihre Vergangenheit zu finden. Sie sucht sie in Berichten der Raumflotte, schreibt eigene Versionen der Geschichten. Was sie findet, gefällt niemandem … – Erzählt wird die Geschichte der Ines Braun im Form einer Collage.

 

Rezension:

Knapp ein Jahr nach Zweisam oder Die Sache mit Akakor führt uns Ulrike Jonack aka jon erneut in ihre Warén-Welt.

Tote Helden spielt zeitlich vor »Zweisam« und wir begegnen hier Michaela Brauer wieder, jedoch spielt ihre Mutter Katharina die wichtigere Rolle.

 

Ohne Erinnerungen aufzuwachen ist kein besonders schönes Erlebnis. Selbst im Jahre 2292 kann es passieren, dass man einer stark verstümmelten Frau aus einer Rettungskapsel keinerlei Identität zuordnen kann. Sie selbst benennt sich nach zwei Wörtern, die in ihr etwas zum Klingen bringen, Ines Braun.

Nur langsam findet Ines in ein eigenes Leben, da sie keinerlei Ahnung hat, welche Fähigkeiten und Kenntnisse sie besitzt. Doch die Arbeit in einer Gärtnerei scheint ihr zu liegen und während sie selbständig mit der Recherche nach verunglückten Frauen beginnt, begegnen ihr vertraut erscheinende Menschen. Immer deutlicher wird für Ines, dass sie sehr viel mit der Wöltu-Mission verbindet. Mit Inéz, Katharina, Thomas und Frank. Bald beginnt sie, die Geschichte der Mission so aufzuschreiben, wie die Ereignisse ihr richtig erscheinen …

 

Der Collagen-Roman entstand bereits vor Jahren im Literaturforum Leselupe, deren Redakteurin im Science-Fiction-Unterforum Ulrike Jonack ist.

Die Suche nach der Identität von Ines Braun erzählt die Autorin in Notizen, Tagebuchaufzeichnungen, einem Fernsehscript, Missionsberichten, der Erzählung ›Wöltu von Ines Braun‹, einem Interview und Labordialogen. Die Handlungszeiten verschränken sich, so wie sich auch Ines’ Suche verschlingt, verknüpft, ins Leere stößt. Dabei findet sie sich nach und nach selbst, ständig im Kampf mit den Erinnerungen, von denen sie nie genau weiß, ob es ihre eigenen sind.

 

Als Leser bleibt man lange Zeit genauso ahnungslos oder schwenkt mit Ines zusammen immer wieder auf neue Möglichkeiten ein. Erst fast am Ende wird deutlich, wie groß der Science-Fiction-Aspekt des Romanes tatsächlich ist, denn die Erklärung ist weder trivial noch erwartbar.

 

Die Autorin bleibt in jeder Einzelform der Collage dicht an ihrer jeweiligen Hauptfigur. Die emotionale Dichte wird selbst in den actionreicheren Passagen nie verwässert. So erlebt man das Gefühlschaos von Katharina Brauer ebenso mit, mit Ines drohende Verzweiflung, sich in der Psyche von Fremden zu verlieren.

Wie schon in »Zweisam« konzentriert sie sich dabei auf die weiblichen Figuren und stellt die Männer eher in die zweite Reihe, selbst wenn sie als Liebhaber recht häufig Verwendung finden. Dadurch bleibt zumindest in den intimsten Teilen der Figuren eine gewisse Distanz.

 

Die Star Trek Anleihen fallen diesmal deutlich geringer aus, der Weltenbau spielt nur in einzelnen Szenen eine Rolle, da viele Teile der Collage weitere Erklärungen weder bedürfen noch vertragen. Im wesentlichen ergeben sich so ganz allgemeine, symbolhafte Schauplätze, die zu Schablonen für die viel wichtigeren inneren Suchschritte der Identifikationsfindung werden. Gedankenräume.

 

Das Ende besteht aus mehreren Partikeln, die weitere Verbindungen zur »Warén«-Welt herstellen und in einem letzten melancholischen Ausklang einen sehr nachdenklichen Roman würdig abschließen.

 

Einige Geschichten blieben unerzählt oder wurden nur angedeutet. Grund zur Hoffnung auf baldigen Nachschub aus jons Romanwelt.

 

Fazit:

In der ungewöhnlichen Form einer Collage erzählt die Leipziger Autorin jon in »Tote Helden« von der schwierigen Suche nach der Identität einer Frau, die ihr Gedächtnis verlor.

Darin eingebettet ist nicht nur eine etwas ungewöhnliche Science-Fiction-Geschichte sondern auch der Erforschung eines Universums, dessen Gesetzmäßigkeiten keineswegs so rational und leicht zu durchschauen sind, wie es den Anschein hat.

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Ältere Kommentare:

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032818074583da2a59
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Buch:

Tote Helden

Autorin: jon

Verlag: tredition, 2015

Taschenbuch, 357 Seiten

 

ISBN-10: 3732323595

ISBN-13: 978-3732323593

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B014KJMTRS

 

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Erstellt: 12.09.2015, zuletzt aktualisiert: 13.08.2022 14:14, 14104