Voices of Fire von Van Canto
Metal Vocal Musical
Rezension von Ralf Steinberg
Die deutsche Metal-Band Van Canto wagt eine Reise an neue Ufer. Zusammen mit Christoph Hardebusch entstand ein faszinierendes Crossmedia-Projekt als Verbindung aus der besonderen Vocal Metal Musik der Band und einem brandneuen Roman des Fantasy-Autors.
Neben dem Album Voices of Fire und dem Roman Feuerstimmen erscheint auch ein Hörbuch, welches von Van Canto Sänger Sly gesprochen und mit Musik der Band untermalt ist.
Van Canto
Die Band existiert seit 2006 und besteht zur Zeit aus Inga Scharf, Philip Dennis Schunke (Sly), Stefan Schmidt, Ross Thompson, Jan Moritz und Bastian Emig.
Die Besonderheit ihrer Musik liegt darin, dass bis auf ein Schlagzeug keine Instrumente verwendet werden und jeder weitere Sound vokalisiert wird. Von den Basslinien bis hin zum E-Gitarren-Solo wird alles mit Stimmen gezaubert. Dabei entsteht trotz allem ein typischer und satter Metal-Sound.
Voices of Fire
Das Album »Voices of Fire« enthält 13 Songs, sowie gesprochene Texte vor und nach den Tracks, intoniert von niemand geringerem als John Rhys-Davies, dem Darsteller des Gimli in der Verfilmung des Herrn der Ringe.
Daneben sind passenderweise auch die London Metro Voices zu hören. Dieser Chor glänzte auf dem Filmscore.
Es wundert daher nicht, das man während der gesamten Platte an Tolkiens Fantasy-Epos erinnert wird. Eine Verbindung, die bereits Blind Guardian für ihre Musik nutzen konnten.
Clashings on Armour Plates
Verderben, Erlösung, Schöpfung, Verdammnis – das ahnungsvolle Scheppern der Rüstungen durchziehen den choralartigen Song. Eine neue Seite der Geschichte wurde aufgeschlagen, das Schicksal ruft zur Schlacht und die Helden fragen sich, ob es nicht zu spät ist.
Der treibende Song ist die kraftvolle Eröffnung des Albums.
Dragonwake
Das Drachenerwachen beginnt getragener. Während Sängerin Inga Scharf zunächst getragen vom Drachenschlaf singt und dabei von einem Kinderchor unterstützt wird, zieht das Tempo ein, als in das Traumreich eingebrochen wird.
Wenn Sly in den Song einsteigt, wird das Erwachen als Beschwörungsformel hörbar. Man spürt die wütende Lust dahinter. Dann steigert sich das Erwachen in einem ängstlichen Frauenchor und endet ahnungsvoll.
Time and Time again
Eine schnelle, an die Beatsteaks erinnerte Rocknummer. Eine Anfeuerung an den Mut, es immer und immer wieder zu versuchen.
Der lässige Sound passt zu einem schlachterfahrenen Söldner, der mit seinen Taten angibt und dem Tod und seinem Schicksal ins Gesicht lacht.
Ein Krieg ist wie der andere.
Im zweiten Teil gibt es dann den Kampf gegen die Dämonen. Aus Lässigkeit wird fast schmerzvolle Action.
All my Life
Die Königin ohne Wahl, die Flucht, die Jagd und die Heimat, die man mit sich herumträgt, vereint mit leidenden Herzen.
Der von Ingas Stimme geprägte Song ist eine schnelle, sehr gefühlvolle Elegie voller Pathos.
Und die Königin findet ihre Kämpfer, voller Inbrunst schmettern sie ihre Bereitschaft heraus.
Battleday's Dawn
Man kann die Schlacht spüren. Es ist dar Tag des Metalles – Metalday, an dem Barden gerufen werden.
Wütend und mit dem harten Herzschlag des Kampfes stürzt der Song mit voller Wucht ins Getümmel.
Firevows (Join the Journey)
Tritt die Reise an. Lass dich führen, lerne, den Flammen verschworen, dein Feuergelöbnis.
Mit dem »Randamdam« unterstützt der Song, das Vorwärtsschreiten der Reise. Nach den kräftigen Songs bisher ist »Firevows« etwas gewöhnlicher geraten.
The Oracle
Das Oracle spricht und der junge Barde muss sich entscheiden, muss sein Schicksal mit eigener Melodie erfüllen. Drachenkampf und ein Stern in der Dunkelheit.
Mit choralem Stakkato beginnt der Song um dann einem prophetischen Gesang Platz zu machen. Die Annahme der Prophezeiung wird in einer dramatischen Strophe beschrieben.
Gerade der Wechsel aus Chor und Einzelgesang verleihen dem Track eine ungemeine Kraft und Dynamik.
The Betrayal
Mit dem Verrat stirbt die Unschuld. Zu spät erkannt, warum? Lösch das Licht und dann verdunkle den Mond.
Zwischen Anklage und Bedrängnis wechselt der sehr schnelle Song in den Stimmungen, bis er fast trotzig in ruhiger Kraft endet.
We are One
Wenn die Barden ihre Stimmen vereinen, ist beste Zeit für eine Drachenjagd und für die Liebe.
Mit einem Duett der Gesangsstimmen wird die Harmonie bejubelt.
The Bardcall
Die erste Single-Auskopplung glänzt durch einen eingängigen Refrain. Die acht Barden vereinen ihren Gesang zur neugeschaffen Melodie. Mit den Drachen gegen das Böse, mit Feuerstimmen!
Die erste Single-Auskopplung des Albums ist nicht nur eine eingängige und kraftvolle Hymne, sie feiert auch das Mystische der Story. Quasi eine Quintessenz des Albums.
To Catharsis
Der Abgesang, das Auflösen der Spannungen, das Ende des einsamen Kampfes, das gerechte Urteil unserer Taten.
Ein kämpferisches Finale, das noch einmal das gesamte Repertoire des Albums aufbietet und mehr als stimmungsvoll beendet.
Fazit:
Unabhängig von der tatsächlichen Geschichte im Roman besingt »Voices of Fire« von Van Canto seine ganz eigene Story. Die vor allem sehr schnellen Metalsongs zeigen die ganze Bandbreite Van Cantos. Neben dem Rakataka und Randamdam der Vokalisten und vor allem natürlich den E-Gitarren-Imitationen bieten die Opernchöre und der sich ergänzende Gesang breite Möglichkeiten, die Fantasywelt lebendig werden zu lassen, ohne dem Metalsound abspenstig zu werden.
Eingängige Songs, passende Texte und mehr als tanzbare Musik wecken Lust auf die Tour.
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