1001 Nacht Collection Teil 1 (DVD; Abenteuer; FSK 12)
 
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1001 Nacht Collection Teil 1 (DVD)

Rezension von Björn Backes

 

Orientalische Meisterwerke:

Die Sternstunde der orientalischen Meisterwerke schlug dereinst zu einer recht ungewöhnlichen, zeithistorischen Phase. Inmitten der Schlachten des Zweiten Weltkriegs blühte das Genre des epischen Kostümfilms so richtig auf, bescherte somit den späteren Sandalenstreifen den ersten Nährboden und entführte gerade zu jener Zeit die angeschlagenen Gemüter des weltweiten Publikums zumindest kurzzeitig auf eine wundervolle Traumreise. Spätestens mit der Erstaufführung des prämierten Meisterwerks „Der Dieb von Bagdad“ 1940 erlebte das Genre seine Renaissance und konnte sich als eines der wenigen (wenn auch heute nur noch selten bemühten) Themengebiete der cineastischen Historie in der Tat zeitlos schimpfen.

Koch Media haben dieses lang verschollene Potenzial nun auch erkannt; das Label hat kürzlich eine neue Reihe um die Geschichten aus 1001 Nacht ins Leben gerufen, deren Debüt-Box drei der wichtigsten Episoden der Hochzeit des Genres beinhaltet und den Startschuss zu einer interessanten, gleichsam wichtigen Serie im teils verwaisten Abenteuer-Genre gegeben.

 

Inhalt:

Arabische Nächte

Die beiden Prinzenbrüder Ali Ben Ali und Haroun-Al-Raschid stehen in einem ständigen Konkurrenzkampf. Die Thronfolge ist noch ungeklärt, da droht auch schon der nächste Konflikt: Die schöne Tänzerin Scheherazade wird von beiden Brüdern gleichermaßen umworben und ist bereit, ihre Liebe beiden zu schenken. Doch die Buhlerei unter den zankenden Adligen endet radikal, als Ali Hochverrat an seinem eigenen Fleisch und Blut betreibt und den unschuldigen Haroun gefangen nehmen lässt. Nun scheinen ihm alle Wege an die Macht ebenso offen zu stehen, wie die bislang versiegelten Tore zu seiner großen Liebe. Allerdings ist Haroun nicht bereit, kampflos aufzugeben. Stolz kämpft er sich aus der Bredouille heraus, um seinen nunmehr verfeindeten Bruder die Stirn zu bieten.

 

Ali Baba und die vierzig Räuber

Der Kalifensohn Ali Baba sieht sich nach dem Mord an seinem Vater einer ungewissen Zukunft ausgesetzt. Er findet Zuflucht in einer einflussreichen Bande von vierzig Räubern, die sich strikt gegen die Missstände im Reiche des verstorbenen Kalifen einsetzen und dessen Sprössling nach dessen Jugend zu ihrem Anführer machen. Mit ihm an der Spitze üben die Räuber schließlich Rache an den rücksichtslosen Mördern seines Vaters, angetrieben vom eisernen Willen, das Land zurück in die Freiheit zu führen.

 

Die schwarzen Teufel von Bagdad

Prinzessin Marjan kehrt nach langwieriger Ausbildung aus England in den Orient zurück und erfährt dort entsetzt vom Tod ihres Vaters. Die radikalen ‚schwarzen Teufel’ haben ihn verraten und schließlich umgebracht und stürzen das Mädchen in tiefe Trauer. Trost findet sie in den anrüchigen Behausungen des Paschas Ali Sadin, bei dem sie Mut schöpft, die Mörder ihres Vaters eines Tages zur Strecke zu bringen. Eines Tages stößt sie dabei auf den Prinzen Hassan, einen verwegenen Schönling, der vom Volk zum Sündenbock auserkoren wird. Hassan soll für den Mord an Marjans Vater verantwortlich sein, doch je intensiver sie den Prinzen kennen lernt, desto größer werden ihre Zweifel ob des scheinbaren Komplotts, welches hier ausgebrütet wird.

 

 

Rezension:

Der erste Teil der „1001 Collection“ legt bereits fulminant los. Mit „Arabische Nächte“ hat man einen der wichtigsten, erfolgreichsten Beiträge vorne an gestellt und somit auch sofort die gesamte Faszination, die diese schillernden Epen umgibt, in kompakter Form aufgereiht. Die Geschichte um die zerstrittenen Brüder ist klassischer Orient-Stoff, gewürzt mit typischen Elementen wie verletzter Ehre, Neid, Rachsucht und natürlich unsterblicher Liebe, welche ja ohnehin ein zentrales Element nahezu aller Streifen um die Reiche der Kalifen sind. Die Schauspieler sind hierbei jedoch erst der Grundstein zum Erfolg, besonders die beiden Protagonisten Sabu und Hall, die den immer massiveren Konflikt glaubwürdig und lebhaft inszenieren. Kein Wunder also, dass „Arabische Nächte“ gleich für vier Oscars nominiert war!

In der zweiten Episode widmet sich die Box einer der vielen Verfilmungen um „Ali Baba und die vierzig Räuber“. Es handelt sich dabei um die Adaption aus dem Jahre 1943, in der wiederum Jon Hall den Posten des verwaisten Kalifenjungen übernimmt und erneut perfekt in die Rolle dieses Charakters hineinwächst. Auch hier ist insbesondere der Rahmen beachtlich. Die Ausstattung der Figuren, die herrliche Kostümparade sowie das bezaubernde Setting sind beispielhafte Elemente für eine überzeugende Adaption dieses legendären Spektakels, und auch wenn der Film inhaltlich ein wenig knapp gehalten wurde, so ist sein besonderes Flair doch auch heute noch Garant für spannende, abwechslungsreiche Unterhaltung.

Im letzten Teil wird schließlich eine Folge der Geschichten aus 1001 Nacht herangezogen, der hierzulande im Fundus der orientalischen Epen kein ganz so großer Stellenwert eingeräumt wird. Dies liegt aber primär daran, dass der Plot um die diebischen schwarzen Teufel recht unbekannt ist und dementsprechend kaum Beachtung fand. Gerade aus diesem Grund sollte man sich die Chance, diese eigentlich ungewöhnliche, nichtsdestotrotz atemberaubende Themenadaption über diese Box kennen zu lernen, nicht entgehen lassen. Als einer der wenigen Filme mit weiblichem Hauptcharakter etabliert sich der 1949 produzierte Streifen in der Männerdomäne bravourös und ist mitunter einer der vielen Geheimtipps in diesem Genre. Außerdem ist er innerhalb dieser Collection mehr als nur eine Ergänzung zu den wesentlich bekannteren Titeln und überdies ein Titel, der auch ohne die zugkräftige Wirkung der beiden anderen Silberlinge großen Respekt verdient.

 

Respekt bedarf es auch bei der Betrachtung der sehr gut gelungenen Restaurierung des Originalmaterials. Alle drei Filme wurden von Verschmutzungen weitestgehend befreit und äußerst farbenfroh aufgearbeitet. Zwar ist ein leichtes Rauschen im Gesamtsound nicht zu überhören, scheint in diesem Zusammenhang aber unvermeidlich. Auf lohnenswertes Bonusmaterial muss der Fan indes verzichten. Eine kurze Einführung von Richard Osborne, sowie Trailer und Bildergalerien erfüllen lediglich die minimalen Bedingungen, sind aber beim gebotenen Bombast als einzige Extras etwas dürftig.

 

Fazit:

Der Start bzw. die Rückbesinnung in das Zeitalter des klassischen orientalischen Abenteuerfilms ist dem Label mit dem ersten Teil der „1001 Nacht Collection“ fabelhaft gelungen. Das Debüt-Boxset enthält drei Klassiker des Genres in bestens restaurierter Aufarbeitung und digitaler Erstaufführung und lässt eine der wichtigsten Phasen des amerikanischen Kinos in voller Pracht wieder aufleben. Man darf bereits jetzt gespannt sein, in welcher Form diese Serie fortgesetzt wird. Der Anfang jedenfalls ist schon einmal absolut überzeugend!

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DVD:

1001 Nacht Collection Teil 1

Regie: John Rawlins, Arthur Lubin, Charles Lamont

Darsteller: Sabu, Maria Montez, Vincent Price, Jon Hall, Truhan Bey, Leif Erickson, Kurt Katch, u.a.

Genre: Abenteuerfilm

Länge: ca. 245 Minuten

Land: USA

Jahr: 1942, 1944, 1949

Verlag: Koch Media

Veröffentlichungsjahr: 2007

FSK: ab 12

Umfang: 3 DVDs

 

DVD-Features:

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Einführung von Filmhistoriker Richard Osborne

Bildergalerien

Englischer Kinotrailer zu „Arabische Nächte“

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ASIN: B000VLD9HO

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 26.01.2008, zuletzt aktualisiert: 12.09.2023 16:21, 5720