Die Missgeburt (Die Legende vom Changeling, Band 1)
 
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Die Missgeburt

Reihe: Die Legende vom Changeling, Band 1

Rezension von Christel Scheja

 

Gerade francobelgische Comics sind den magischen Mythen um die Anderswelt der Feen besonders verhaftet, was an dem reichhaltigen Sagenschatz liegen mag, mit dem viele der Szenaristen und Künstler aufgewachsen sind. Denn warum sollte man in die Ferne schweifen, wenn doch gerade die eigene Vergangenheit – oder die der Nachbarländer – genau so gut Anknüpfungspunkte für magische Geschichten bieten. Das scheinen sich auch Pierre Dubois und Xavier Fourquemin gedacht zu haben, die mit „Die Missgeburt“ ihren neuen Zyklus „Die Legende vom Changeling begonnen haben.

 

England gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Missernten und die Spekulationslust ihrer Grundherren machen es vielen Bauern nicht leicht, Jahr um Jahr zu überleben. Das hindert Thomas Jobson aus der Grafschaft Dartmoor jedenfalls nicht daran, sich über seinen neugeborenen Sohn Peter zu freuen, das zweite Kind nach seiner Tochter Sheila.

Allerdings schlägt diese Freude schon bald in Bitterkeit um, denn als das kleine Mädchen einmal auf seinen Bruder aufpassen soll, wird dieser gestohlen. Auch eine dreitägige Suche bleibt erfolglos, so dass etwas an der ersten Vermutung dran zu sein scheint, dass Feen ihn in die Anderswelt entführt hätten.

Erst als die Mutter des kleinen Peter beschließt, die Geister der Natur um Gnade zu bitten und bereit dazu ist, einen hohen preis zu bezahlen, erhält sie ihr Kind zurück. Doch der kleine Peter ist verändert, zu einem Wechselbalg geworden.

So muss der Junge, der von allen nur „Scrubby“ genannt wird. in den kommenden Jahren damit aufwachsen, dass sein Vater nicht viel von ihm wissen will und auch seine Mutter manchmal vor ihm zurück schreckt, genau so wie seine Schwester. Allein bei einem alten, weißhaarigen Mann findet er Verständnis und Vertrauen. Dieser lehrt ihn auch, die Natur auf besondere Weise wahr zu nehmen und deren Kräfte zu erkennen, die eng mit ihm in Verbindung stehen. Er ahnt nicht, das dies alles nur Teil eines viel größeren und älteren Planes ist, der ihn auf seine kommende Aufgabe vorbereiten soll, denn er ist ein Auserwählter, der sich eines Tages dem Bösen stellen soll.

Wie nah dieses bereits ist, merkt der Junge erst, als er mit seiner Familie nach London ziehen muss, weil sein Vater die Farm verliert und nur noch als Fabrikarbeiter sein Auskommen finden kann ...

 

Während andere Geschichten bereits im ersten Band mit actionreichen und dramatischen Abenteuern loslegen, fängt „Die Missgeburt“ relativ gemächlich an und nimmt sich Zeit, das Szenario von „Die Legende vom Changeling“ vorzustellen. In wunderschönen und atmosphärischen Bildern wird die Magie der Landschaft in Szene gesetzt und die Beschaulichkeit der Region. Erste Fragen werden aufgeworfen, denn die Geister der Natur enthüllen noch nicht ganz, warum Peter ihr Auserwählter ist und gegen wen er später eigentlich kämpfen sollte. Das Böse bleibt schattenhaft, ist erst zum Ende des Bandes hin spürbar.

Das einzige, was man Autor und Künstler vorwerfen kann ist, dass die Figuren recht blass bleiben, auch wenn sie ausführlich vorgestellt werden. Weder Peter noch Sheila noch die Eltern entwickeln eine Persönlichkeit, die über wenige archetypische Charakterzüge hinaus gehen. Dennoch werden sie den Lesern wie in einem Kinderbuch durch ihre liebenswerte Naivität sehr sympathisch.

Es scheint als seien die Protagonisten den magischen Geheimnissen unterworfen, die vor allem die Handlung voran treiben und in erster Linie für die sehr dichte Atmosphäre sorgen. Zeichnungen und Inhalt gehen eine Einheit ein, die zu gefallen weiß, auch die Farben treffen durch ihre Erdigkeit den Ton der Geschichte.

 

Alles in allem ist „Die Missgeburt“ der Auftakt von „Die Legende vom Changeling“ vielleicht nichts, was actionverwöhnten Comic-Lesern gefällt, wer aber Gefallen an einer Geschichte mit stimmungsvoller Mythologie und vielen Geheimnissen hat, die sich Zeit für alle Andeutungen nimmt, der wird an der Saga nicht vorüber gehen können..

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041612382477baf54e
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Die Missgeburt

Reihe: Die Legende vom Changeling, Band 1)

Autor. Pierre Dubois

Künstler: Xavier Fourquemin

Farbe: Scarlett Smulkowski

Aus dem Französischen von Martin Surmann

La Legende du Changeling – Le Mal-Venu, Frankreich 2008

Comic, Hardcover, 56 Seiten

Piredda-Verlag, Hamburg, 04/2009

ISBN-10: 3941279270

ISBN-13: 978-3941279278

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 13.06.2010, zuletzt aktualisiert: 09.04.2024 09:36, 10576