Der Hobbit: Smaugs Einöde
Rezension von Christel Scheja
Lange Zeit galten die Werke von J. R. R. Tolkien als unverfilmbar, jedoch bewies Peter Jackson bereits zu Anfang des Jahrtausends, dass die epischen Geschichten mit der modernen Technologie nun endlich zumindest von der Ausstattung und Tricktechnik her adäquat umgesetzt werden konnten.
Die Trilogie fand viele Fans und trat eine neue Fantasy-Welle los, auch wenn viele Anhänger Tolkiens eher entsetzt über die vielen Veränderungen des Regisseurs an der Geschichte selbst waren, doch der Erfolg gab ihm letztendlich recht und forderte weiteren Filmstoff aus Mittelerde.
Allerdings dauerte es aufgrund rechtlicher Probleme gut zehn Jahre, bis nun auch Tolkiens zweites Hauptwerk in Filme umgesetzt werden konnte. „Der Hobbit“, sollte ursprünglich nur zwei Teile umfassen, allerdings entschied sich Jackson kurzfristig dazu, ebenfalls eine Trilogie zu drehen, von der dieses Jahr endlich der zweite Teil in die Kinos kommt: „Smaugs Einöde“.
Viele Jahre haben Thorin Eichenschild und sein Volk im Exil gelebt, nachdem sie von dem tyrannischen Drachen Smaug aus ihrem Königreich Erebor vertrieben wurden. Die Hoffnung, jemals wieder die Heimat zurückzugewinnen, ist jedoch ziemlich geschwunden.
Das ändert sich an dem Tag, an dem der geheimnisvolle Zauberer Gandalf durch ein Vermächtnis aus der Vergangenheit neue Hoffnung in dem verbitterten und von vielen verfolgten Zwergenprinzen weckt und ihn zusammen mit dreizehn Gefährten auf eine gewagte Reise schickt. Mit von der Partie ist auch der junge Hobbit Bilbo Beutlin, der als Meisterdieb eine wichtige Aufgabe zu erfüllen haben wird, auch wenn er zunächst nicht besonders geeignet dazu scheint.
Nach vielen Gefahren und Abenteuern zwischen dem Auenland, Bruchtal und anderen Regionen können die Gefährten endlich am Horizont den Einsamen Berg erspähen – ihre Heimat.
Allerdings werden sie noch immer von den Orks verfolgt und finden gerade noch soeben Schutz bei Beorn, dem letzten der Gestaltwandler, der ihnen eine kurze Verschnaufpause ermöglicht.
Doch noch liegt die gefährlichste Etappe vor ihnen – der Düsterwald, in dem sie nicht nur grausame Monster in Spinnenform und natürlich auch ihre hartnäckigen Ork-Verfolger erwarten werden.
Wieder müssen sie sich den Gefahren alleine stellen, denn Gandalf verlässt die Schar aus Gründen, die er den Zwergen nicht anvertrauen will. Während dieser herausfinden will, was in Dol Guldur wirklich vor sich geht und wer wirklich hinter dem Nekromanten steckt, kämpfen sich Thorin, Bilbo und die anderen durch einen Forst, der es in sich hat, und gelangen schließlich in die Seestadt, die sich als ebenso gefährlicher Ort erweist. Das Ziel liegt jetzt zwar vor Augen, aber reicht die Zeit noch aus, um die geheime Pforte zu erreichen?
Vor allem für Bilbo ist die Zeit gekommen, in der der Hobbit über sich hinaus wachsen muss. Schließlich ist es an ihm seinen Vertrag zu erfüllen und sich tief im Einsamen Berg in die Höhle des Drachen zu wagen. Aber Smaug ist niemand, den man lange zum Narren halten kann ...
„Smaugs Einöde“ beginnt dort, wo „Eine unerwartete Reise“ aufhörte. Die Zwergengefährten konnten zusammen mit Bilbo und Gandalf ihren Verfolgern entkommen, sind sie aber immer noch nicht los geworden.
Zudem drängt die Zeit, denn es dauert nicht mehr lang bis zum Durinstag. Dann müssen sie am Einsamen Berg sein, denn nur an diesem Tag können sie im letzten Licht das Schlüsselloch zu einem geheimen Eingang in das gefallene Zwergenkönigreich finden.
Das sind letztendlich die Voraussetzungen, die erzwingen, dass dieser Film um einiges temporeicher sein muss als der Erste. So kommen die Helden und auch der Zuschauer nicht zur Ruhe. Schlag um Schlag folgt eine Szene nach der anderen, bei denen es nur wenige ruhige Momente für die Zwerge und Bilbo gibt. Vor allem der junge Hobbit bekommt einiges zu tun, mehr als einmal wird er zum Retter seiner Gefährten, weil er etwas besitzt, das ihm Vorteile verschafft.
Der Film springt gekonnt von einem Schauplatz zum anderen, es gibt sogar ein unerwartetes Wiedersehen mit einem amüsanten Cameo-Auftritt, ehe der Zuschauer nicht nur Beorns Haus, den Düsterwald und die Heimat von König Thranduils Volk besucht, sondern auch nach Seestadt gelangt und schließlich mit den Zwergen den Einsamen Berg betritt, Orte, die plastisch und vorstellbar wirken, auch wenn sie in Wirklichkeit nur in Details nachgebaut wurden und zum größten Teil am Computer entstanden.
Es gibt mehrfach Bezüge zur „Herr der Ringe“-Trilogie, gerade bei kleinen Details gibt es mal amüsante mal überraschende Aha-Effekte, die den Hintergrund lebendiger machen und in die große Geschichte einbinden. Auch Legolas hat übrigens mehr als nur einen Cameoauftritt. Er darf aktiv in die Geschehnisse eingreifen.
Ganz neu hingegen ist die Figur der Tauriel, die für die weibliche Note in dem Film sorgen soll, und in einer besonderen Beziehung zu König Thranduil und seinem Sohn steht, die noch für einigen Zündstoff sorgt, weil sie einen sehr eigenen Kopf hat.
Der Film wechselt angenehm ausgeglichen zwischen ruhigen, düsteren und actionreichen Szenen hin und her. Gerade in den stillen Momenten erhält man mehr Einsicht in die Figuren, erfährt kleine aber feine Details über ihren Charakter und ihre Geheimnisse, die das Bild abrunden und bei der Entwicklung der Charaktere helfen. Das wird vor allem bei Bilbo offensichtlich.
Mit Smaug kommt ein Bösewicht mit einer starken Persönlichkeit ins Spiel, die in Erinnerung bleibt. Der Drache ist skrupellos, grausam, klug und raffiniert, scheint unbesiegbar. Doch auch er hat seine kleinen Schwächen, wie sich schon bald zeigen wird.
Überhaupt sind die Schauspieler in ihre Rollen gewachsen und verkörpern sie sicherer denn je. Bis in die Nebenrollen hinein sind die Figuren treffend besetzt, auch die Neuzugänge wie etwa Evangeline Lily, Luke Evans und Benedict Cumberbatch fügen sich passend in die epische Geschichte ein.
So verfliegt die Zeit recht schnell, die 170 min erscheinen einem wesentlich kürzer als sie wirklich sind. Die Schauwerte können sich sehen lassen und wirken in 3D um so plastischer, bei einigen der Actionsequenzen fliegen kleine Details aus dem Bild, aber insgesamt stört es aber auch hier nicht, wenn man auf diese Effekte verzichten möchte.
Fazit:
Normalerweise heißt es ja, dass zweite Teile eine Trilogie ihre Durchhänger und Schwächen haben. Das ist bei „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ nicht der Fall. Er ist wesentlich rasanter und kurzweiliger als „Eine unerwartete Reise“, wartet nicht nur mit atemberaubenden Schauwerten und atmosphärischen Kulissen, sondern auch einer abwechslungsreichen, vor allem aber kurzweiligen Geschichte auf, bei der man gerade zum Ende hin gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht. Abenteuer- und Actionkino also, das seinen Namen wirklich verdient und den Film zum letzten sehenswerten Blockbuster des Jahres macht.
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