Druckversion: Der Schuppenmann (Autorin: Stephanie Schnee)

Der Schuppenmann von Stephanie Schnee

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

In einem letzten, verzweifelten Akt des Aufbäumens gegen eine Natur, die immer weniger wahrgenommen und immer mehr ausgebeutet wird, gebiert der Wald ein Mischwesen: den Schuppenmann, ein Mann, der zugleich ein Baum ist. Der Schuppenmann verfügt über gewaltige Kräfte, besitzt ein gütiges Wesen und ein großzügiges Herz. Wird alles zusammengenommen aber ausreichen, um die Zerstörung des Planeten aufhalten zu können?

 

Rezension:

In einem Wald bringt eine Eiche den Schuppenmann zur Welt. Denn dem Wald geht es schlecht und eine Verständigung mit den Menschen, die Schuld daran sind, scheint unmöglich. Doch mit den wundertätigen Kräften des Schuppenmannes soll nicht nur die Belebung sterbender Wälder glücken, auch die Menschen sollen wieder zurück zur Natur finden.

Der Schuppenmann lernt gute wie schlechte Menschen kenn, erleidet Rückschläge und wird mehrfach transformiert bis ihm letztlich die finale Aufgabe bevorsteht …

 

Stephanie Schnee schreibt ihr Öko-Märchen Der Schuppenmann in einer überaus ambitionierten Sprache. Hochlyrisch, bildhaft und wortreich. Ihr gelingen einige wunderbare Sätze und Passagen, aber auch jede Menge Stilblüten, die auf das unbedingte Vermeiden normaler Sätze zurückzuführen sind. Immer wieder stolpert man beim Lesen über absichtlicht verdrehte Formulierungen, die nicht nur den Lesefluss stören, sondern eine Geziertheit und Künstlichkeit in ihre Sprache bringen, die das Ziel konterkarieren.

Es mag schwer sein, einen so lyrischen Stil auf hohem Niveau durchzuhalten, aber die misslungenen Textanteile sind bei dieser kleinen Erzählung in der Überzahl.

 

Auch der inhaltliche Teil wirkt nicht rund. Der Schuppenmann verfügt mal über Superkräfte und treibt jeden Menschen in rasende Zustimmung, um eine Szene später von gänzlich unmotiviert bösen Menschen problemlos zu Fall gebracht zu werden. Das wiederholt sich zudem, ohne auch hierfür nachvollziehbare Gründe zu liefern.

Spannende Fähigkeiten, wie etwa das Beleben von hölzernen Gegenständen oder Dingen, werden zwar großartig in Szene gesetzt, generieren aber keine handlungsrelevanten Spuren.

Es gibt menschliche Jünger, deren Funktion unklar bleibt und die außer nie verwendeten Aufzeichnungen wenig beizutragen haben. Amtsarzt, blonde Frau, alte Frau – sie alle bleiben leere Hüllen ohne Namen oder Charakter, wie alle Menschen, reine Masse.

 

Dafür fließen immer wieder pseudoreligiöse Sentenzen in das Geschehen ohne je eine echte Mythologie zu schaffen. Ob nun die Natur, der Wald oder irgendetwas anderes für plötzliche Wetterumbrüche, Vogelschwärme oder Samenregen zuständig ist, bleibt offen. Irgendwer vollbringt diese Wunder, benötigt aber den Schuppenmann trotzdem. Für die Rettung der Wälder und der Mahnung an die Menschen, sie doch bitte tausend Jahre in Ruhe zu lassen.

Das ist eine gut gemeinte aber trotzdem trostlos naive Botschaft und wird in dieser Form wohl niemanden läutern.

 

Fazit:

In »Der Schuppenmann« von Stephanie Schnee schafft sich der Wald seinen eigenen Superhelden, um das ökologische Gewissen der Menschheit anzusprechen. Schnees Sprache ist teilweise wunderschön, mehrheitlich aber unnötig verspielt und sprachverliebt, bis hin zur reinen l’art pour l’art Attitüde. Ein religiös angehauchtes Öko-Märchen, flatterhaft und unbeständig wie ein Schmetterling.

Nach oben

Buch:

Der Schuppenmann

Autorin: Stephanie Schnee

p.machinery, Juli 2015

Taschenbuch, 122 Seiten

Cover: Lothar Bauer

 

ISBN-10: 3942533871

ISBN-13: 978-3942533874

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420091329b853098e
, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16