Hörspiel
Rezension von Tanja Thome
Rezension:
Im November 2003 veröffentlichte Der Hörverlag 20000 Meilen unter den Meeren nach dem Roman von Jules Verne auf zwei CDs. Das opulent produzierte Hörspiel, eine Produktion von Radio Bremen und Mitteldeutscher Rundfunk, kann als Experiment betrachtet werden, denn es handelt sich um eine Neubearbeitung exklusiv für die Mehrkanal-Technik.
1867 machen sich einige Männer auf, um ein unbekanntes Meeresungeheuer, das in aller Munde ist, zu suchen. Statt einem Ungeheuer entdecken sie jedoch ein neunzig Meter langes U-Boot allerneuester Technik. Bei der Begegnung mit diesem Ungetüm werden Biologe Pierre Aronnax – der Erzähler der Geschichte -, dessen Diener Conseil und Harpunier Ned Land über Bord gespült und finden sich stattdessen an Bord des U-Bootes wieder. Die Nautilus, so der Name, gehört Kapitän Nemo, wie die Geretteten erfahren. Deren Rettung zeigt jedoch rasch ihre bittere Seite: Kapitän Nemo will sie lebenslang gefangen halten, damit sie von der Nautilus und dem, was sie in ihr und auf deren Fahrt sehen, nicht berichten können.
Und zu sehen und erleben bekommen die Herrschaften während ihrer Fahrt so einiges: die Meerenge von Suez, Unterwasserspaziergänge, den Kampf mit einem Riesenkraken, Atlantis …
Doch bei aller Begeisterung für diese Privilegien vergessen die Männer nicht, dass sie Gefangene sind und warten stets auf den richtigen Moment zur erfolgreichen Flucht.
Kapitän Nemo und seine Nautilus sind legendär. Nicht nur, dass dieser Stoff aus der Feder von Jules Verne zig Male gedruckt, aufgenommen und verfilmt wurde, sondern auch Zeitschriften, Werbeplakate und mehr nutzten in der Vergangenheit bereits den Bekanntheitsgrad dieser Abenteuergeschichte.
Die hier beschriebene Hörbuchfassung ist in jeder Hinsicht ein Gewinn, ganz gleich, ob oder in wie vielen Formen man die Geschichte selbst bereits kennt. Die beiden CDs umfassen 141 Minuten Gesamtspieldauer und die einzelnen CDs sind in angenehm viele Tracks unterteilt, so dass im Schnitt alle sechs Minuten ein neuer beginnt.
Gottfried John spricht Aronnax und macht seine Sache – wie die ganzen anderen Sprecher dieses Hörspiels ebenso – grandios. Es ist nicht nur der Text, sondern auch ganz vieles, was zwischen den Zeilen transportiert wird. Aronnax’ emotionales Hin und Her, seine Neugier und Begeisterung, die sich mit Zweifeln und Gewissensbissen abwechseln, kommen hierbei ebenso zum Tragen wie bei Ernst Jacobi in der Rolle des Kapitäns die Geschichte hinter der Geschichte. So forsch und bestimmt der Kapitän sich auch zeigt, so verbissen und voller Zorn er zu entscheiden und erzählen vermag, so schwingt doch stets auch der traurige und einsame Unterton mit.
Fazit:
Wer dieses Hörspiel mono hört, hat nicht nur Zentrales verpasst, sondern wird zudem auch Probleme mit der auf die Mehrkanaltechnik ausgerichtete Produktion haben. Wer allerdings das volle Potenzial auszuschöpfen vermag – was technisch heute keinerlei Probleme bereiten sollte -, der wird stellenweise selbst das Gefühl haben, sich auf der Nautilus zu befinden und die Meere zu durchstreifen – wirklich ein tolles Hörerlebnis!