Sanguis B. Vampire erobern Köln (Autor: Bernard Craw)
 
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Sanguis B. Vampire erobern Köln von Bernard Craw

Rezension von Martin Weber

 

INHALT

Thomas Baleier studiert Alte Geschichte im schönen Köln. Er ist in eine Kommilitonin namens Doro verschossen, die ihn aber nicht ranlässt, weil sie bereits einen festen Freund hat. Als Doro sich einige Tage nicht blicken lässt, schaut Thomas bei ihr in der Wohnung vorbei und begeht damit den größten Fehler seines Lebens, denn er findet dort die zerfetzte Leiche ihres Freundes vor. Für den Zustand des Toten ist Doro verantwortlich – sie hat sich in einen Vampir verwandelt und ist über ihren Geliebten hergefallen. Thomas wird das nächste Opfer ihres Blutdurstes, doch er bleibt nicht tot, sondern mutiert gleichfalls zum Vampir. Nach und nach erleiden auch andere Bekannte der beiden ähnliche Schicksale: sie werden ausgesaugt und sterben dabei oder erwachen zu einem neuen untoten Leben. So erwischt es auch die geniale Biologiestudentin Epi, die dem Rätsel der Vampirnatur mit naturwissenschaftlichen Mitteln auf die Spur kommen will.

 

Doch der Vampirismus beschränkt sich bei weitem nicht auf diese Kleingruppe, sondern wird zur immer weiter ausufernden Seuche, die schließlich die bekannte zivilisatorische Ordnung hinwegzuschwemmen droht. Es gibt von Tag/Nacht zu Tag/Nacht immer mehr Vampire und deshalb eine exponentiell steigende Opferzahl. Weigern sich die Behörden zunächst noch, die wahre Natur der Bedrohung zur Kenntnis zu nehmen, müssen sie letztlich doch vor der Realität kapitulieren und blasen auf breiter Front zur Schlacht gegen die Blutsauger. Aber deren Zahl wächst und wächst und ihre Kampfkraft ist unschlagbar … hat die Menschheit noch eine Chance?

 

Thomas und seine Freunde mischen in dieser epochalen Auseinandersetzung mit; einige von ihnen glauben, als Vampire würden sie einer neuen überlegenen Rasse angehören, deren Recht es ist, die Menschen ohne jeden Skrupel zur Schlachtbank zu führen. Andere bewahren hingegen ihre moralischen Zweifel und versuchen, einen Ausweg aus dem moralischen Dilemma zu finden, in dem sie stecken. Dabei führen sie einen Mehrfrontenkrieg, denn sie kämpfen gegen die eigene Blutgier, gegen die Menschen und gegen die Sorte Vampire, die sich selbst als neue Krone der Schöpfung sieht. Und Epi versucht verzweifelt, im Labor einen Ersatzstoff für menschliches Blut zu kreieren – Sanguis B soll er heißen.

 

KOMMENTAR

Bernhard Craw wählt – trotz des an sich phantastischen Motivs – einen „realistischen“ Zugang. Vorrangig geht es ihm darum, das Erleben der Betroffenen nachvollziehbar zu machen und einen Ereignisablauf zu schildern, wie er bei Akzeptanz der fiktiven Prämisse wirklich stattfinden könnte. Trotz seines Eingehens auf die Gefühlsebene fehlt daher die romantisierend-pathetische Passion der Vampire-Gestalten von Anne Rice, die stets hart an der Grenze zur Schwülstigkeit herumlavieren. Seine Protagonisten sind normale Menschen (soweit man in Studenten normale Menschen sehen will), die sich unvermittelt in einer Extremsituation wiederfinden und irgendwie damit zurande kommen müssen. Das alles ist ansprechend geschildert; im Gegensatz dazu kommt allerdings die menschliche Perspektive zu kurz, einzig durch die Wiedergabe einiger Zeitungsartikel wird dieser Seite Raum zugestanden.

 

Ein potentielles Manko ergibt sich aus dem Schauplatz Köln, weil es nun mal für deutschsprachige Leser meist „cooler“ ist, wenn diverse Monstren in amerikanischen Städten umgehen und nicht die (un)mittelbare Umgebung heimsuchen. Die jahrzehntelange Berieselung mit entsprechenden angloamerikanischen Sujets hat bewirkt, dass sich einschlägige Vorstellungen in den Hirnen festgefressen haben; es fällt halt schwer, sich auszumalen, dass so ein Schreckensszenario in geordneten deutschen Metropolen ausbrechen könnte.

 

Obwohl das Thema an sich purer Trash ist, hebt der Autor sein Werk über weite Strecken durch den gehobenen Stil und das Einbauen kurzer philosophisch-sozialer Überlegungen auf ein höheres Niveau. Von Formulierungskunst und Dramaturgie her kann Bernhard Craw locker mit etablierten Schriftstellern mithalten; auch an der Aufmachung des Buches ist nichts zu beanstanden. Allerdings fällt leider im letzten Viertel das Niveau ab, weil zu viele unglaubwürdige Aktionen stattfinden und der Zufall eine zu große Rolle spielt: hier ist handlungsmäßig kein Unterschied mehr zu einschlägigen Hollywoodproduktionen wie „Blade“ oder „Underworld“ respektive Schundheftchen wie John Sinclair festzustellen (oder in Craws eigenen Worten – die >innere Logik< wird überstrapaziert). Auch das Ende enttäuscht dann durch seinen offenen Charakter; eine bessere Abrundung wäre wünschenswert gewesen. In der vorliegenden Form wirkt es fast so, als hätte der Verfasser einfach keine Lust mehr zum Weiterschreiben gehabt.

 

FAZIT

Mit „Sanguis B. Vampire erobern Köln“ legt Bernhard Craw einen ambitionierten Roman vor, in dem er die Geschichte der vampirischen Machtergreifung anhand des Schicksals einer Kleingruppe von Blutsaugern schildert. Abgesehen vom schwächelnden Finale vermischen sich dabei gekonnt subjektives Erleben, Splatterpassagen und einige etwas tiefsinnigere Reflektionen. Alle, die an einer modernen Aufbereitung der Vampirthematik interessiert sind, sollten zumindest einen Blick in dieses Buch riskieren.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024101218414942f16a74
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Sanguis B. Vampire erobern Köln

Autor: Bernard Craw

Taschenbuch - 416 Seiten - Aaken, Johannes van

Erscheinungsdatum: Januar 2006

ISBN: 3938244097

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 04.04.2006, zuletzt aktualisiert: 04.05.2024 13:45, 2067