Die Irrfahrer (Autor: Gerd Scherm)
 
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Die Irrfahrer von Gerd Scherm

Rezension von Lars Perner

 

Da ist sie also, die lang ersehnte Fortsetzung des Erfolgsbuches „Der Nomadengott“. Auch in den „Irrfahrern“ nimmt Gerd Scherm kein Blatt vor den Mund. Geradezu respektlos agiert er mit den Göttern - hauptsächlich der griechischen Mythologie. Aber auch die ägyptischen Götter erhalten noch mal einen Gastauftritt. Dabei versucht er sich in einem Spagat. Drei gut bekannte Hauptmythen greift er auf und an.

Doch zunächst erhält der Leser eine kurze Zusammenfassung des Vorgängerromans. Dessen Kenntnis aber für den Lesegenuß der Irrfahrer nicht unbedingt erforderlich ist. Allerdings erhält der Leser so einen kurzen Überblick über die Tajarim und ihren Gott GON. Dieser kleine, unbekannte und in seinen Mitteln beschränkte Gott, der aber im Bereich seiner Möglichkeiten viel bewegen kann.

Die Tajarim halten es in Byblos –wohin es sie im „Nomadengott“ verschlagen hat - nicht lange aus. Aus den verschiedensten Gründen zieht es sie hinaus in die weite Welt. Da vermischen sich Handelsinteressen mit einer Konzerttournee und der Suche nach den Göttlichen. Zunächst verschlägt es die illustre Truppe nach Kreta. Dort treffen die Tajarim zunächst auf den alternden Minos und geraten mitten in die Intrigen am Hofe. Es ist nur eine Frage der Zeit und sie werden in das Labyrinth des Minos gesperrt, aus das es kein Entrinnen gibt. Und als sie sogar dem furchtbaren Minotaurus persönlich gegenüberstehen, scheint alles vorbei zu sein. Doch da erhalten sie Unterstützung von ungewohnter Seite.

Gerade noch aus dem Labyrinth entflohen, gelangen die Tajarim an die Küste des Krieges. Anscheinend meint es ihr Gott GON nicht so gut mit ihnen und führt sie mitten in den Trojanischen Krieg. Hierbei kommt es Scherm besonders darauf an, die Sinnlosigkeit des Krieges im Allgemeinen darzustellen. Auch Geschichtsfälschung ist ein Thema. Denn Kriege werden nach ihrem Ende meist nur aus der Sicht der Sieger geschildert. Als Kriegsberichterstatter trifft der Leser hier auf Homer, der halt seine Sicht der Dinge schildert. Die aber nicht immer mit der Wahrheit zu tun hat, sondern stark von den Eindrücken seiner Auftraggeber gefärbt ist.

Da bekanntlich aller guten Dinge Drei sind, kommen die Tajarim zwar weiter aber vom Regen in die Traufe. Es gelingt ihnen rechtzeitig die Flucht aus den kriegerischen Wirren jedoch geraten sie mit Odysseus aneinander, der gerade seine eigene Irrfahrt beginnt. Wobei daran die Tajarim nicht ganz unschuldig sind. Auch diesen Mythos zerpflückt Scherm nach allen Regeln der Kunst. Insbesondere läßt er kein gutes Haar an den gar nicht so heldenhaften Helden der griechischen Sage. Denn was im schriftstellerischen Werk eines Homer noch Helden sind, könnten in Wirklichkeit doch eher wohl Brandschatzer, Vergewaltiger und Mörder gewesen sein.

Geschichtsklitterung und Sinnlosigkeit von Kriegen allgemein sind das Thema (insbesondere der beiden letzten Teile) - humoristisch durch Gerd Scherm aufbereitet. Leider vermischen sich diese durchaus ernsten Themen auch mit flachen Slapstick-Witzen. Diesen Spagat meistert Gerd Scherm nicht ganz mit Bravour. Ebenso sind einige logische Tricks nötig, damit die Tajarim diese drei griechischen Mythen erleben können. So stehen den Reisenden einige Zeitsprünge bevor, die jedoch kaum jemand von ihnen wahr nimmt. Auch dies wirkt sehr konstruiert und ist weniger gelungen. Amüsant zu lesen und kurzweilig ist es allemal. Die ganzen Anspielungen und Bezüge auf aktuelles Zeitgeschehen bringen den mythenkennenden Leser öfter zum Schmunzeln. Leider geht der tiefere Sinn, wenn er auch angesprochen wird, dabei aber unter.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329014720177a9b02
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Die Irrfahrer

Autor: Gerd Scherm

Broschiert: 447 Seiten

Verlag: Heyne; Auflage: 1 (Februar 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453522109

ISBN-13: 978-3453522107

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 08.03.2007, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 3591