52 - Sonderband 1
 
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52 - Sonderband 1

Rezension von Sebastian Hogrebe

 

„52 Wochen – Das verlorene Jahr – Ein episches Abenteuer! Was geschah zwischen der Infinite Crisis und Ein Jahr danach? Die Antwort findet ihr in 52! Geoff Johns, Grant Morrison, Mark Waid und Greg Rucka enthüllen die unglaublichsten Geheimnisse und Geschehnisse während dieses verlorenen Jahres mit den Abenteuern der sechs „Fremdenführer“ durch das DC-Universum – Steel, Ralph Dibny, The Question, Renee Montoya, Black Adam und Booster Gold!“

(Klappentext)

 

Mit dem Sonderband 1 präsentiert PANINI Comics die ersten 9 Ausgaben der Comicreihe 52 von DC Comics, die von Juli bis September 2006 wöchentlich in den USA erschienen. Das Paperback (Softcover) umfasst 196 farbige Seiten, die Autoren sind Geoff Johns, Grant Morrison, Greg Rucka und Mark Waid, die (Vor-)Zeichner Eddy Barrows, Chris Batista, Joe Bennett, Keith Giffen, Ken Lashley & Draxhall, Shawn Moll. Vor-, Nachwort und die Übersetzung ins Deutsche stammen von Christian Heiss.

Die Serie 52 verfolgt in den ersten 9 Ausgaben verschiedene Geschichten mit einer handvoll zentraler Figuren und Überschneidungen. Diese Geschichten spielen nach der Infinite Crisis auf der (neuen) Erde und im All. Jede der wöchentlichen Ausgaben deckt den Zeitraum einer Woche ab, beginnend direkt nach dem Ende der Crisis. Eine der Geschichten nimmt auf einem fernen Planeten ihren Lauf, die anderen decken zumeist die beiden wichtigsten Städte des DC-Universums ab: Gotham und Metropolis. Aber auch Opal City, Kandaq in Nordostafrika, Australien und die Große Mauer in China bekommen Auftritte.

 

Woche 1: Güldener Knaben & Mädchen Pflicht beginnt direkt nachdem sich die Welt / das Universum wieder zusammen gesetzt hat. Ralph Dibny, ehemals Elastoman, Renee Montoya, ehemalige Polizisten in Gotham, Booster Gold, Steel, Black Adam und The Question müssen sich durch die erste Woche nach dem (wieder einmal) gerade noch abgewendeten Ende allen Seins (oder so ähnlich) schlagen. Einige von ihnen stehen vor dem Abgrund, andere helfen dabei die Trümmer wegzuräumen und der Rest sie die Gelegenheit und Zeit gekommen eine aktivere Rolle als Held zu spielen und Einfluss auf die Geschicke der Welt zu nehmen. Bei der nach solchen Ereignissen übliche Versammlung der Superhelden muss die Welt dann allerdings feststellen, dass Superman, Batman und Wonder Woman anscheinend verschollen sind.

Woche 2: Rückblick auf Morgen beschleunigt das Tempo, als Ralph Dibny auf eine Sekte stößt, die offenbar daran arbeitet Superboy und andere Tote, unter anderem seine Frau, wieder auferstehen zu lassen. Booster Gold stößt auf die ersten Hinweise einer veränderten oder manipulierten Zeit im (neuen) DC Universum, Doc Magnus und der inhaftierte Professor Morrow kommen offenbar gezielten aber sonst wenig beachteten Entführungen von verrückten Wissenschaftlern auf die Spur und Montoya muss sich mit The Question in ihrem Schlafzimmer herum schlagen.

Woche 3: Neue Weltordnung präsentiert uns Black Adam. Der einstige Erzfeind von Captain Marvel macht anderen Superhelden, anderen Superschurken und der Presse mehr als deutlich, dass er die Welt nicht nur beschützen sondern auch verändern will. Mit drastischen Mitteln die die Todesstrafe einschließen. Steel kämpft mit Problemen in der Familie, Luthor zelebriert seine gesellschaftliche Auferstehung indem er einen Klon als Bock für seine Sünden präsentiert und Booster Gold erlebt Höhen und Tiefen während er versucht der neue Held von Metropolis zu werden. Und reich.

Woche 4: Wer mit Monstern tanzt bedeutet für Montoya einen Armbruch, während sie mit The Question auf Ganovenjagd ist, eine sehr unangenehme Überraschung für Steel, den Verlust seines Eherings für Ralph Dibny und die Rückkehr einiger seit der Crisis vermisster Helden. Nur mit Booster Gold scheint diese Woche weniger hart umzuspringen, hat er doch nur eine kleinere verbale Auseinandersetzung zu überleben.

Woche 5: Sterne auf Kurs scheint endlich wirklich gute Nachrichten für die Welt zu bedeuten, zwischen einer Reihe von schlechten natürlich. Lex Luthor verkündet das nötige Wissen zu besitzen Superhelden am Fließband herzustellen - Superkräfte für jedermann! Ellen Barker, Ehefrau des verschollenen Animal Man, bekommt unterdessen Besuch von Green Lantern: Alan Scott. Steel erfährt später in Saint Camillus von ihm was im All geschah. Montoya bekommt Besuch von ihrer Ex-Chefin und der letzte Rest von Red Tornado, sein Lautsprecher, warnt vor einer rätselhaften 52. Am letzten Tag der Woche tauchen drei verschollene Helden auf: Adam Strange, Animal Man und Starfire. Sie befinden sich auf einem paradiesischem Planeten mitten im Nirgendwo und suchen nach einem Weg zurück nach Hause.

Woche 6: China-Syndrom zeigt uns Booster Gold, der einen Superschurken bestellt um seine Beliebtheit zu steigern (und neue Sponsoren an Land zu ziehen), Green Lanterns die sich mit chinesischen Superhelden, oder eher -soldaten, herumschlagen müssen, ein weiteres Treffen zwischen Professor Morrow und Doc Magnus und Booster Gold, der herausfindet, dass die Zeit zerbrochen ist. Und noch mehr: Black Adam greift in den Kampf zwischen den Laternen und den Chinesen ein – als Staatsoberhaupt ist er dabei eine weltweite Koalition zu schmieden und hat sich mit den Chinesen verbündet. Professor Morrow und Doc Magnus werden heimlich überwacht und Booster Gold findet heraus wer Schuld an der zerbrochenen Zeit hat.

Woche 7: Absturz bedeutet eine äußerst unangenehme Entdeckung für die drei im Weltall gestrandeten Helden in ihrem kleinen Paradies, einen vor der Presse bloßgestellten und von Ralph Dibny verfluchten Booster Gold und Rene Montoya auf der Suche nach Antworten. Adam Strange arbeitet mit Hochdruck daran ein Raumschiff zu reparieren doch dann schlägt ein Gott der Jagd zu. Ralph Dibny findet heraus, dass Booster Gold den Tod seiner Frau hätte verhindern können und der von Booster Gold nicht bezahlte Schauspieler deckt den Betrug vor laufender Kamera auf. Montyoa stellt sich unterdessen einem Dämon ihrer Vergangenheit, auch Engel genannt.

Woche 8: Dieb bringt weiteres Ungemach für Steel, der seine Nichte seit dem Ende der Crisis terrorisiert, natürlich nur zu ihrem Besten. Wütend nimmt sie Kontakt zu Lex Luthor auf und lässt sich von ihm behandeln um Superkräfte zu bekommen. Ralph Dibny trifft sich mit Green Arrow in Star City, wo Anarchie herrscht, und findet weitere Spuren der Auferstehungssekte die sich Kult von Conner nennt. Ein geheimnisvoller neuer Held taucht in Metropolis auf und rettet reihenweise Leute, ein weiterer Tiefschlag für Booster Gold und seine Reputation, auch wenn er eh schon auf den Brettern liegt und angezählt ist. Die drei gestrandeten Helden fallen ihrem Jäger erst einmal zum Opfer und Luthor freut sich über die vielen Sklaven s die ihm sein Superhelden-Programm bringen wird.

Woche 9: Traum von Amerika bringt ein paar Antworten: The Question trifft sich mit Montoya und eröffnet ihr, dass die Intergang sich in Gotham breit machen will, die drei Helden im Paradies erfahren von ihrem Gegner, dass ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt wurde, ehe sie ihn vorerst besiegen und die minderjährige Nichte von Steel prügelt ihn mit ihren neuen Kräften quer durch Metropolis

 

Aufgrund der 9 Heftausgaben und den vielen beteiligten Künstlern gibt es zwischen den einzelnen Wochen teils erhebliche Unterschiede in den Zeichnungen und der Farbgebung. Auch spielen die Orte der Handlungen eine Rolle, so wird Metropolis bunt und Gotham wie gewohnt in düsteren Farben dargestellt. Der Leser bekommt die glänzende und die dreckige Seite des DC-Universums präsentiert. Auch gibt es viel mehr zu sehen als nur die berühmten Städte Metropolis und Gotham. Es wird sozusagen ein Licht auf den Rest der Welt, jenseits der Vereinigten Staaten geworfen.

Die einzelnen Geschichten sind weniger traditionell aufgebaut als eher ein Blick auf das tägliche Leben der Helden in der zweiten oder dritten Reihe. Es gibt jedoch genügend traditionelle Elemente wie rätselhafte Hinweise auf die ganz große drohende Gefahr am Horizont, Kämpfe mit Superschurken, die Rettung von Menschen vor Gefahr und böse Buben die mit finsterem Lächeln ihre Pläne in die Tat umsetzen.

 

Die Zeichnungen sind durchweg gelungen, aber natürlich eine Frage des Geschmacks. Dennoch dürfte Woche 8 von Eddy Barrows, der mit seinem Stil an Claudio Castellini erinnert, die gelungenste Folge sein. Hier werden die Körper und Gesichter sehr lebensecht dargestellt und in den Vordergrund gerückt. Direkt gefolgt von der schwachen Nummer 9 aus der Feder von Shawn Moll. Hier geht es eher weniger detailreich zu und es wird mehr Wert auf glänzende Farben gelegt, die allerdings auch gelungen sind. Glanzeffekte sind auch in den anderen Folgen zu sehen und tragen maßgeblich zur Bildgestaltung bei. Es gibt auch einige ziemlich drastische Darstellungen, die man in dieser Art aus dem DC-Universum vielleicht nicht gewohnt ist.

Dieser Punkt betrifft auch die Geschichten dieser Serie. Es stellt sich beim Lesen das Gefühl ein, dass „DC geht Marvel“ praktiziert, jedenfalls in Ansätzen. Wir bekommen nicht nur die zweite Reihe der Superhelden zu Gesicht, es sind auch meistens abgewrackte Gestalten mit privaten Problemen, die ausgeleuchtet werden. Ralph Dibny ist selbstmordgefährdet, Booster Gold ist der Gier verfallen, Renee Montoya richtet sich systematisch mit Alkohol zu Grunde. Dazu kommt die ungewöhnlich drastische Gewalt, gerade durch Black Adam, der die Todesstrafe für Schurken einführt – und ausführt. Das soll nicht bedeuten, dass die Geschichten langweilig oder die Charaktere schlecht dargestellt werden, es wird durchaus solide erzählt. Nicht zu viel Dramatik aber auch nicht zu wenig.

Und nur am Rande erwähnt fehlen einem Comic einfach die Bewegung in den Bildern um große Ähnlichkeit zum Format der Fernsehserie 24 aufkommen zu lassen, auch wenn der Comic sicherlich das gesplitterte Bild erfunden hat.

Es gibt allerdings auch ein paar grobe Fehler in den Geschichten. Da wäre Adam Strange, der trotz fehlender Augen mit einem Mal seinen Gegner beobachten kann, einen überklugen Steel der sich wie ein Idiot der Sachbeschädigung und Körperverletzung schuldig macht statt Luther vor Gericht zu ziehen, da dieser eine Minderjährige ohne Erlaubnis der Erziehungsberechtigten behandelt hat. Natürlich sind krachende Explosionen gern gesehen Bilder in einem Superheldencomic, doch sollte die Logik dabei nicht so arg strapaziert werden. Zudem sind es zu viele Geschichten und zu viele Charaktere. Das macht die Sache stellenweise unübersichtlich und weniger lesbar.

 

Zusammenfassend kann man die Serie, oder zumindest den ersten deutschen Sonderband, als einen interessanten Blick auf die zweite Reihe der DC-Superhelden bezeichnen. Natürlich fehlt der bedrohliche Überbogen, die rätselhafte Warnung vor der 52, nicht, doch befassen sich die ersten Geschichten in der Hauptsache mit dem eher „normalen“ Leben der Helden und kleineren Scharmützeln. Es gibt aber auch größere Kämpfe zu bestehen, insgesamt eine homogene Mischung. Ein Makel der Serie ist die Vielfalt – der Leser kann mit Figuren und Vorgeschichten konfrontiert werden, die er nicht kennt und die deshalb irritieren. Zudem gibt es zu viele verschiedene Geschichten, die aus dem Sonderband nicht die klassisch leichte Comic-Lektüre machen. Insgesamt aber eine eindeutige Kaufempfehlung.

 

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Comic:

52 - Sonderband 1

1/2007 SC

S. 196

52 1-8

G. Johns. G. Morrison, G. Rucka, K. Giffen, J. Bennett

EVT: 25.01.2007

Erhältlich bei Panini


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Erstellt: 06.03.2007, zuletzt aktualisiert: 02.03.2024 16:16, 3569