Lucky Luke Gesamtausgabe Bd.23- 1997-1998
Rezension von Christoph Weidler
Neben zwei „normalen“ Lucky Luke Abenteuern gibt es hier in Band 23 ein Wiedersehen mit dem jungen Lucky Luke, welcher schon in der Geschichte „Lucky Kid“ (Sammelband 22) zu bewundern war. Aber fangen wir am Anfang an und den macht die Geschichte „O.K. Corral“, welche sich an das große Duell zwischen den Gebrüder Earp, Doc Holliday mit dem Clanton-Clan am O.K. Corral in Tombstone anlehnt. Natürlich nicht so blutig wie das Original, dennoch spannend und dabei immer wieder humorvoll weiß auch diese Variante der Geschichte zu überzeugen. Gekonnt weiß Luke seine Gegner dank seiner Schießkunst in die Schranken zu weisen, und kann hier sein Revolverkunststücke mehr als einmal gut in Szene zu setzen. Dabei wird in diesem Abenteuer, trotz geschichtlichen Hintergrund, kaum ein Klischee ausgelassen und teilweise sogar zu stark ausgereizt. Sei es der oft betrunkene Doc Holliday, die Gebrüder Earp als ein perfektes Sinnbild von Tugend und Gesetzestreue und einige andere Darstellungen, die Realität war natürlich anders. Macht ja auch kein Abbruch, jeder Lucky Luke Fan kennt den ganz speziellen Humor dieser Bände, doch irgendwie ist es in dieser Geschichte doch ein klein wenig zu viel des Guten, so dass ich als Leser doch diese Story nicht ganz so wie sonst genießen konnte.
Die Geschichte „Oklahoma Jim“ ist dafür aber ein großes Highlight in diesem Band, zum einen ganz klar es ist eine der zwei überhaupt veröffentlichten Geschichten um den jungen Luke sind, aber auch zum anderen da sie, neben einer sehr gelungenen Story, auch die Daltons als Kids gekonnt rüberbringt. Noch nicht ganz trocken hinter den Ohren, aber der Weg der Daltons ist schon zu ihrer Kindheit vorgezeichnet, den Rest macht die Begegnung mit dem Gauner „Oklahoma Kid“ welcher die Naivität der Kinder ausnutzt und sie für seine verbrecherischen Pläne mit einspannt. Selbst unser junger Luke wäre fast den Verlockungen des Oklahoma Kid erlegen gewesen, aber zum Glück hatte er schon damals das Herz auf dem rechten Fleck und die Begegnung mit einem alten Haudegen von US-Marshal, welchem von der Darstellung Clint Eastwood Pate gestanden sein könnte, bringt ihm wieder auf den rechten Weg zurück.
Den Schluss der Gesamtausgabe macht die Story „Marcel Dalton“ in der ein weiterer, bisher unbekannter, Dalton seinen Auftritt hat: Marcel Dalton.
Marcel Dalton ist ein ehrbarer, erfolgreicher Schweizer Bänker und der Onkel der vier Brüder Joe, Jack, William und Averell. Nach seinem großen beruflichen Erfolg in der Schweiz beschließt Marcel Dalton sein Glück mittels der Gründung einer Kreditanstalt im Wilden Westen zu machen und gleichzeitig will er seine vier missratenen Neffen zu ehrlicher Arbeit bekehren. Wer die vier Daltonbrüder kennt, ahnt schon das die guten Absichten und Pläne ihres Onkels zum scheitern verurteilt sind, und einzig Lucky Luke kann Schlimmeres verhindern.
Ein gutes und sehr schön umgesetztes neues Abenteuer mit Luke und den Daltons, welches zwar in den groben Ansätzen der Story ein wenig an die Geschichte „Die Daltons und der Psycho-Doc“ erinnert, aber doch immer wieder mit Witz und gutem Storyboard zu überzeugen weiß.
Es ist sehr schön zu sehen, dass die Abenteuer von Luke auch nach dem Tod von Goscinny und den danach entstandenen Wirren um die Zukunft der Reihe mittlerweile zu einer ebenso hohen und guten Qualität von Story und Umsetzung zurückgefunden hat. Man spürt hierbei doch Morris gutes Händchen für gute Autoren und kann als Luke Fan mit großer Freude die Abenteuer des Lonesome Cowboys genussvoll weiterverfolgen. So ist auch dieses Band eine äußerst gute Weiterführung der Gesamtausgaben um Lucky Luke, welches bei keinem Sammler fehlen sollte.