Rezension von Christoph Weidler
Nachdem 2004 dem guten alten Donald ein ganz besonderes Band zu seinem 70jährigen Jubiläum mit dem Titel „70 Jahre Donald Duck“ gewidmet wurde, ist nun Onkel Dagobert dran, der 2007 sein 60jähriges Jubiläum feiert.
1947 erzählte Carl Barks zum ersten Mal eine Geschichte von dem alten griesgrämigen Haudegen Dagobert Duck, und schnell eroberte er mit seiner mürrischen und stetig misstrauischen Art und seinem goldenen Herzen die Leser und war von da an aus der Welt von Entenhausen nicht mehr wegzudenken.
In dem Band „60 Jahre Onkel Dagobert“ sind sechs Geschichten zu finden, welche einen sehr schönen Einblick in die Charakterentwicklung von Dagobert Duck geben. Eingeleitet werden die Geschichten mit einem ausführlichen und wunderbaren Vorwort von Andreas Platthaus, der dabei sehr auf die Hintergründe zu Dagobert Duck, seine Entstehung und seine Entwicklung im Laufe der Zeit eingeht. Ein sehr informativer und guter Rückblick und Gratulation an Dagobert Duck.
Die Geschichten selber bieten sechs gut ausgewählte Storys aus den letzten sechzig Jahren, wobei zwei der Geschichten, „Schürfen statt scheffeln“ und „Freier Eintritt“ in diesem Band ihre deutsche Erstveröffentlichung finden.
Den Anfang aber macht der Klassiker „Die Mutprobe“ von Carl Barks (dt. Erstveröffentlichung 1957), in der Barks Dagobert seinen aller ersten Auftritt gibt. Damals war Dagobert noch ein Griesgram wie er im Buche steht und verbringt das im verhasste Weihnachtsfest alleine in seiner großen Villa. (Anmerkung: Der bekannte Geldspeicher, Wohn- und Arbeitsstätte von Dagobert, kam erst einige Jahre später in den Geschichten um Dagobert vor) Aus Langeweile, oder eventuell doch die erste Sehnsucht nach der Verwandtschaft, überlegt Dagobert seinem Neffen Donald und seinen Großneffen Tick, Trick und Track, doch ein Weihnachtsgeschenk zu machen, aber dieses müssen sie sich erst verdienen in dem sie Mut beweisen. Hierzu lädt Dagobert sie ein die Weihnachtstage in seiner Berghütte im Bärengebirge zu verleben, um dort, verkleidet als Bär, ihren Mut zu testen. Aber es läuft alles ein wenig anders als geplant...
In der zweiten Geschichte „Sichere Zeiten“ (dt. Erstveröffentlichung 1985) gibt Daniel Branca eine Geschichte um Dagobert zum besten, in der Dagobert mit Donald und den Kindern Tick, Trick und Track, auf Schatzsuche geht. Dagoberts Erzfeindin Gundel hat ihm eine fingierte Schatzkarte untergejubelt, um in der Zeit seiner Abwesenheit in Dagoberts Geldspeicher einbrechen zu können. Dagobert ist im Schatzfieber und so machen er und sein Neffe und Großneffen sich auf Schatzsuche, doch wie sie bei Ankunft auf der Schatzinsel feststellen müssen, sind sie nicht alleine auf Suche – Dagoberts Rivale Mac Moneysac ist ebenfalls auf der Insel. Eine Geschichte voller überraschender Wendungen.
Die dritte Geschichte „Die Astromiten aus dem All“ (dt. Erstveröffentlichung 2002) von William van Horn schickt Dagobert zusammen mit Donald, Tick, Trick, Track und Daniel Düsentrieb in den Weltraum. Dort ist Dagobert auf der Suche nach einem Asteroiden, welchen er zu einem intergalaktischen Geldspeicher umbauen möchte. Doch der Asteroid seiner Wahl ist nicht lange unbewohnt, denn das Volk der Astromiten hat ausgerechnet seinen Asteroiden als zukünftige Heimatwelt ausgewählt.
In der vierten Geschichte „Expedition nach Schambala“ (dt. Erstveröffentlichung 1999) von Don Rosa macht sich Dagobert mit seinen Neffen auf in die unerforschten indischen Regenwälder der Region Punjab. Dort liegt das Fürstentum Isnigsdran, wo Dagobert plant zukünftig Bodenschätze abzubauen um so, natürlich neben der großen erhofften eigenen Gewinnspanne, auch Arbeitsplätze in diesem ärmsten Gegenden Indiens zu bringen. Doch der herrschende Fürst versucht alles daran dieses zu verhindern, denn dadurch das Isnigsdran so arm ist, erhält er reichlich Subventionsgelder, welche er in seiner eigenen Tasche steckt. Doch so leicht lässt sich ein Dagobert Duck nicht von seinen einmal gefassten Vorhaben abringen.
Die fünfte Geschichte „Schürfen statt scheffeln“ (hier dt. Erstveröffentlichung) von Colomer gibt einen kleinen Einblick in die gesundheitlichen Probleme unter die ein erfolgreicher Geschäftsmann wie Dagobert Duck leidet. Ihn hat der Stress lahmgelegt, und alleine schon der Gedanke an „Finanzwelt“ löst einen Kälteschauer bei Dagobert aus. Auf Anraten seines Arztes macht sich Dagobert zusammen mit seinem Neffen Donald und seinen Großneffen nach Klondike auf, denn eine Rückkehr in das „alte“ Leben, soll Dagobert die ersehnte Erholung bringen. Dort angekommen, schwelgt Dagobert zugleich in Jugenderinnerungen und genießt das beschwerliche Leben ohne Technik und Komfort. Obwohl sie eigentlich schon lange erschöpft ist, schürft Dagobert alleine der Erholung zu Liebe in einer alten verlassenen Goldmine. Doch dabei bleibt er nicht unbeobachtet, zwei Räuber erhoffen sich eine große Beute und beschließen Dagobert und seine Neffen zu überfallen.
Den Abschluss macht die Geschichte „Freier Eintritt“ (hier dt. Erstveröffentlichung) von Vicar, welche wunderbar Dagoberts Charakterzug „Wer den Kreuzer nicht ehrt, ist den Taler nicht wert“ zeigt. Dagobert leiht dem Museum, zumal er am Eintrittsgeld beteiligt ist, einige Exponate zu einer Ausstellung zu einer Person. Als Bedingung macht er, dass jeder, egal welche Person, den Eintritt zu entrichten hat. Eine Bedingung über die das Museum nicht ganz glücklich ist, tritt man doch damit auch einiger besuchenden prominenten Persönlichkeiten „vor dem Schienbein“, aber da die Ausstellung für das Museum wichtig ist, fügt man sich. Zu Dagoberts Verärgerung nimmt man seine Anweisung sehr wörtlich, und so wird, als er das Museum betreten möchte um seine eigene Ausstellung zu besuchen, auch von ihm Eintritt verlangt. Eine Forderung, welche ihm mehr als nur gegen den Strich geht, und Dagobert wäre nicht Dagobert, wenn er nicht alles versuchen würde dennoch umsonst in das Museum zu gelangen...
Rundum ist diese Auswahl an Geschichten um Dagobert gelungen, und bietet einen wunderbaren Einblick in die Charakterentwicklung und Facettenreichtum von Dagobert Duck. Dieses begleitet, durch die äußert gute Umsetzung des Bandes gibt im Gesamtbild eine erstklassige Widmung an den alten Griesgram Dagobert mit goldenem Herzen, die absolut Empfehlenswert ist!