Elyria - Im Visier der Hexenjäger (Autorin: Brigitte Melzer)
 
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Elyria - Im Visier der Hexenjäger von Brigitte Melzer

Rezension von Christel Scheja

 

Seit der Herausgabe von „Märchenmond“ und der Einführung des „Wolfgang-Hohlbein“-Preises pflegt Ueberreuter die schöne Tradition, junge deutsche Autoren mit der Reihe „Meister der Fantasy“ zu fördern, auch wenn sie sich mittlerweile schon eine ganze Riege von Stammautoren heran gezüchtet haben.

Brigitte Melzer ist die einzige von ihnen, die nicht ausgezeichnet aber trotzdem publiziert wurde, da ihr Erstling „Whisper - Königin der Diebe“ großen Anklang bei der Jury und den verantwortlichen Lektoren fand. Mittlerweile hat sie bereits vier andere Romane im Verlag veröffentlicht. Allen gemein ist, dass die Geschichten eher eine düstere und unheimliche Seite der Fantasy zeigen.

 

Das trifft auch auf „Elyria - Im Visier der Hexenjäger“ zu. Einst waren Druiden und Magier geachtete Mitglieder in der Gesellschaft Cartómiens und taten ihren Teil, um den Menschen Frieden und Wohlstand zu bringen. Ihre Zauberkraft war hochgeschätzt und wurde immer weiter ausgebaut, obwohl das alte Volk der Elben davor warnte, auch noch die letzten Grenzen zu überschreiten.

Denn wo Licht ist, ist auch Schatten, und das mussten die Menschen schmerzhaft erfahren, als einer der Gelehrten den „Schwarzen König“ beschwor und mit dämomischen Wirken viel Leid über die Sterblichen brachte. Zwar konnte die Finsternis gebannt werden, aber viele der einfachen Männer und Frauen hatten schon der Bruderschaft der Erleuchteten zugewandt und glauben lieber an deren Götter, als weiter den Druiden zu vertrauen. Magie war von nun an verpönt und wurde als Dämonenwerk verteufelt.

Mit dem Orden der „Söhne Eaghans“ wurde ein Bund fanatischer Hexenjäger ins Leben gerufen, der von nun an all diejenigen verfolgte, die auch nur den Verdacht erregten, über einen Funken arkaner Kraft zu gebieten.

Schon seit mehr als einer Generation brennen die Hexenfeuer, als die Fahrende Elyria zusammen mit ihrer Familie in die Stadt Travencore kommt, um mit Schauspiel und Gaukelei Geld zu verdienen. Sie ahnt noch nicht, was auf sie zukommen wird, als sie fälschlich als Diebin verdächtigt und zur Bestrafung in die Zitadelle gebracht wird. Denn dabei fällt sie dem Obersten Hexenjäger Eddan Peristae auf, der Magie förmlich riechen kann. Der Mann sieht ihre goldenen Augen und fühlt sich an eine alte Prophezeiung erinnert: Ist sie vielleicht das Mädchen, dass den „Schwarzen König“ erneut heraufbeschwören und damit der Welt den Untergang bringen wird?

Elyria weiß nicht, wie ihr geschieht und fleht verzweifelt um ihr Leben, bis zu dem Moment, in dem etwas in ihr erwacht, das sie bisher nicht kannte und nun auch nicht wirklich kontrollieren kann.

 

Brigitte Melzer zeichnet eine düstere Welt, in der Furcht und Angst regieren, die die Sinne der Menschen so stark vernebeln, dass sie nicht die wirkliche Gefahr erkennen. Wie zur Zeit der irdischen Inquisition müssen viele Unschuldige sterben, ehe dem Unheil Einhalt geboten werden kann. Die Autorin genießt es förmlich, das bisher so friedliche und glückliche Leben der Heldin zu zerstören, die unversehens gebrandmarkt und nicht freigelassen, sondern dann auch noch für etwas gefoltert wird, das ihr völlig fremd ist - bis es Besitz von ihr ergreift.

Elyria ist über weite Strecken des Buches hinweg keine starke und mutige Heldin. Wenn sie fliehen kann, das ist das mehr ihrem natürlichen Selbsterhaltungstrieb zu verdanken, der ihre magischen Fähigkeiten hervorbrechen lässt. Tatsächlich kann sie diese über lange Strecken nicht einmal kontrollieren.

Das gelingt ihr erst, als sie in dem wandernden Krieger Ardan von Daormir jemanden findet, der ihr Halt gibt und sie wieder zur Besinnung bringt, auch wenn er es selbst eigentlich gar nicht will. Denn der Mann ist selbst auf der Suche nach einem Leben, in dem er Zufriedenheit finden kann, obwohl er bereits in die höchsten Kreise aufgestiegen ist, die Herrschaft über ein Lehen und die schönste Adlige des Landes sein Eigen nennt.

Beide sind innerlich zerrissen, unzufrieden und verzweifelt. Erst als sie sich einander so weit öffnen, dass sie sich vertrauen können, wachsen sie zu Bundesgenossen zusammen - und geben der unvermeidlichen Liebesgeschichte ihren Platz. Und trotzdem - auch wenn es der hoffnungsvolle Zwischentöne gibt, so hat man immer wieder das Gefühl, dass die Geschichte nicht gut enden wird.

Das macht das Buch für erfahrene Leser über weite Strecken durchschaubar, obwohl die Autorin einen flüssigen Stil hat und in den Hauptpersonen lebendige und relativ vielschichtige Charaktere erschafft. Aber gerade die Nebenfiguren, wie der fanatisch seine Pläne verfolgende oberste Hexenjäger oder Elyrias leichtlebiger Bruder Gwynn sind zu einfach gestrickt, um auf Dauer glaubwürdig zu sein. Auch der Hintergrund weist einige Lücken auf, die weder die Motive der dunklen Seite noch die Aufgabe des Mädchens ganz verständlich macht.

 

„Elyria - Im Visier der Hexenjäger“ erzählt eine dramatische und phantasievolle Abenteuergeschichte, die man vor allem dann genießen kann, wenn man noch nicht so viel Fantasy gelesen hat. Erfahrene Leser werden die Klischees und Archetypen dagegen sehr schnell erkennen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240424194935d51e44fd
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Elyria - Im Visier der Hexenjäger

Autorin: Brigitte Melzer

gebunden, 352 Seiten

Ueberreuter, erschienen Januar 2008

ISBN 978-3-8000-5386-5

Titelbildgestaltung von Nele Schütz Design

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 16.03.2008, zuletzt aktualisiert: 29.03.2024 09:33, 6059