Rezension von Björn Backes

Zurück zu den Wurzeln, zurück auf die Straße – auch im dritten Teil der Arcade-Soccer-Serie befördern die Entwickler von EA Sports die Weltstars des runden Leders wieder in die Bolzarenen, wo man sich die Bälle noch mit allerhand Spirenzchen zuspielen darf. Fallrückzieher, rasante Dribblings und auch einige unrealistische Moves warten mal wieder auf den Bediener von „Fifa Street 3“ und etablieren den Titel nun auch als adäquate Konkurrenz zu den beiden Konsolenfußball-Giganten „Fifa“ und „Pro Evolution Soccer“. Allerdings war vorab berechtigte Skepsis geboten: Bereits die NFL-Variante des Arcade-Sports versagte auf der PS3 kläglich und warf keinen guten Schatten auf die Designer. Wird die Trickserei beim Straßenfußball nun wieder die Kohlen aus dem Feuer holen?

Das Spiel:

„Fifa Street“ ist Tempofußball auf einem äußerst anspruchsvollen Niveau. Auf dem vergleichsweise kleinen Spielfeld sind lange Ballstaffetten, Kick & Rush und taktisches Spiel kontraproduktiv. Stattdessen wird der Spieler aufgefordert, all diejenigen Zuckerstückchen aufzuführen, die im kampfbetonten Stadion-Duell nur selten auf den Plan kommen. Konkret heißt dies: flottes Kurzpassspiel, riskante Volley-Moves, spektakuläre Akrobatik und selbst unverhoffte Salti gehören zum Repertoire der einzelnen Teams. Diese wiederum setzen sich in bewährter Tradition aus jeweils fünf Spielern zusammen, die wiederum komplett aus dem Fundus von insgesamt 250 Weltstars konstituiert sind. Um hier nun jedoch ein wenig Chancengleichheit zwischen den Mannschaften zu bewahren, darf die Besetzung eines Teams nicht mehr frei gewählt werden. Stattdessen werden die Teams anhand ihrer Fähigkeiten kategorisiert; es gibt eine dribbelstarke Mannschaft, kampfbetonte Konstellationen, Sprinter, Torjäger und besonders robuste Fußball-Naturen. 24 Kombinationen stehen zur Auswahl, denen jedoch allesamt gleich ist, dass sie die speziellen Manöver zumeist aus dem Effeff beherrschen.

Um den Arcade-Charakter des Spiels nun noch weiter zu bestärken, hat man die Gamebreaker-Leiste als Zusatzoption ins Spielgeschehen eingefügt. Gelingt einer Mannschaft eine spektakuläre Bewegung, füllt sich diese Anzeige, lässt man dem Ganzen noch weitere außergewöhnliche Aktionen folgen, ist der Gamebreaker vollständig und erlaubt dem betroffenen Team kurzzeitig, einige ganz besondere Manöver. Von Realismus ist dementsprechend kaum mehr eine Spur übrig geblieben, allerdings liegt das natürlich auch in der Natur von „Fifa Street“.

Bei der Auswahl der Modi hingegen ist die dritte Episode des Spiels ein wenig rückschrittig. Der Street-Challenge-Modus bietet keine neuen Anreize, die Trainingsoption ist nach einigen Übungsspielchen kaum mehr interessant und auch die Turniere sind relativ schnell durchgearbeitet, da der Schwierigkeitsgrad in „Fifa Street 3“ doch relativ überschaubar ist. Gerade erfahrene Straßenfußballer werden bei der Fortsetzung wohl kaum Probleme haben, sich mit den Weltstars zu messen – und dürften dementsprechend natürlich auch ein wenig enttäuscht sein. Abhilfe diesbezüglich verschafft jedoch der Online-Modus. Hier wartet nämlich erst die richtige Challenge, sei es nun in knappen Duellen, Ranglisten-Turnieren oder einfach nur im gut ausgebauten Mehrspielermodus. Bis zu acht Spieler dürfen sich hier ums runde Leder streiten und mit schnittigen Aktionen glänzen – und da die Online-Liga inzwischen auch ganz gut besucht ist, offenbart sich hier ein versteckter Reiz, den das Basisspiel aufgrund er marginalen Veränderungen nur kurzzeitig aufleben lassen kann.

Dennoch stellt „Fifa Street 3“ den Usern einige interessante Variationen bei der Bestimmung der Siegbedingungen zur Verfügung. Man entscheidet, ob man auf Zeit oder doch lieber um eine bestimmte Anzahl erzielter Treffer spielt. Und wer es richtig freakig mag, der wählt die Gamebreaker-Variante, in der nur spektakuläre Aktionen gewertet werden, entscheidet per Fallrückzieher oder nimmt die Kopfballtore als Ausschlag für das Ergebnis. Zumindest hier zeigt sich das Spiel ziemlich vielseitig.

Natürlich sollen die anhaltenden Bemühungen in der jeweiligen Challenge auch belohnt werden. Neue Bolzplätze warten ebenso darauf freigeschaltet zu werden, wie individuelle Team-Konstellationen. Und überraschenderweise erweist sich das Spiel gerade an dieser Stelle als ziemlich langlebig, da die hierzu zu bewältigenden Herausforderungen am Ende doch etwas größer sind, als der eigentlich niedrige Schwierigkeitsgrad zunächst vermuten lässt. Für Cracks sollte aber auch dies keine Hürde sein!

Technik/Grafik:

Einfach soll’s sein, das schien im Vorfeld die Maxime für die Steuerung zu „Fifa Street 3“ zu sein. Und tatsächlich sind selbst die akrobatischsten Aktionen nach einer kürzeren Eingewöhnungsphase schnell verinnerlicht und gehen dem Bediener dank der leicht nachzuvollziehenden Tastenbelegung sehr gut von der Hand. Dieser Umstand ist insofern erfreulich, dass das Spielgefühl hiervon merklich profitiert. Man saugt die Action quasi auf und erfreut sich immer wieder über gelungene Sonderaktionen, ganz so wie es dem Charakter von „Fifa Street“ auch entspricht. Da der Spielfluss zudem wirklich fantastisch ist und der Transfer der Arcade-Action in diesem Rahmen beispielhaft ist, gibt es an den technischen Gegebenheiten des Spiels nichts zu bemängeln.

Die Grafik hingegen ist sicher Geschmackssache. Man hat sich diesmal für einen recht eigenwilligen Comic-Stil entschieden, bei dem die Köpfe der einzelnen Starspieler auf recht witzige Art und Weise karikiert werden. Dies mag zwar nicht nach jedermanns Geschmack sein, ist aber insgesamt recht witzig umgesetzt. Die Kulissen wiederum sind wirklich gut eingefangen. Die Partien finden auf Häuserdächern, exotischen Straßen und Hinterhöfen statt, und wer sich schließlich ein wenig durch den Challenge-Mode gekämpft hat, darf auch auf dem klassischen Bolzplatz ran. Ausgerechnet hier stellt „Fifa Street 3“ partiell den fehlenden Realismus der Sportsimulation wieder her, wenngleich er sich auch ausschließlich auf die Spielatmosphäre niederschlägt. Die jedoch ist gerade wegen der feinen visuellen Präsentation absolut mitreißend!

Spielspaß:

Der dritte Teil der Arcade-Fußballs unterliegt einem mittelfristigen Zwiespalt. Einerseits nämlich ist die Action-Komponente so gut ausgeprägt, dass man sich immer wieder gerne zum Spiel fünf gegen fünf von die Konsole locken lässt. Andererseits wächst bei genauerer Betrachtung auch der Unmut ob der wenigen Verbesserungen seit dem offiziellen Vorgänger. Grob betrachtet ist die einzige wirklich interessante Neuerung der PS3-Variante nämlich der Online-Modus mit seinen lohnenswerten Erweiterungen und dem ausgeklügelten Mehrspielermodus. Offline allerdings findet man eigentlich nur längst Etabliertes, dies zwar in einer besseren Präsentation als noch zu Zeiten der Playstation 2, insgesamt aber nur kaum darauf ausgelegt, die neuen Möglichkeiten der Hardware auch richtig auszuschöpfen. Gerade was den Umfang der Challenge angeht, wünscht man sich beim knappen Umfang manchmal doch ein bisschen mehr Anspruch.

Dem entgegen steht aber ganz klar die beeindruckende Spielatmosphäre und besagte Präsentation, die den Spielreiz immer wieder von neuem antreiben. Wer einmal Gefallen an der spektakulären, temporeichen Artistik gefunden hat, wird sich nämlich nur schwer von der Konsole lösen können, weil das Feeling einfach umwerfend ist. Hier lässt sich schließlich all dies realisieren, was in herkömmlichen Simulationen oder eben auf dem echten Bolzplatz nie richtig umzusetzen ist. Und dass gerade daher der wesentliche Teil des Spielspaßes rührt, lässt sich nicht verleugnen – auch wenn der Umfang immer noch sehr bescheiden ist!

Fazit:

„Fifa Street 3“ erfüllt die hohen Erwartungen sicherlich im Bereich der Action-Umsetzung für die Playstation 3. Spielgefühl und die variantenreiche Akrobatik sind einladend, die feine Atmosphäre tut ihr Übriges dazu. Leider jedoch ist im Vergleich zur letzten Straßenfußball-Variante kaum ein markanter Fortschritt zu erkennen. Bewährte Menüs, wenig ausgeprägte Turniere und sogar einige Einschnitte bei der Teamzusammenstellung sind anzukreiden und für Besitzer von Part zwo womöglich ein Grund, das spiel im Händlerregal stehen zu lassen. Neulingen allerdings kommen letztendlich nicht an „Fifa Street 3“ vorbei. Einen besseren Augleich zum Statistik-betonten Simulationsspiel kann man sich nämlich kaum vorstellen!