Druckversion: Battlefield: Bad Company (PlayStation 3)

Battlefield: Bad Company (PlayStation 3)

Rezension von Björn Backes

 

Mit ihrem letzten Beitrag musste die prestigereiche „Battlefield“-Serie einen leichten Dämpfer hinnehmen: „Battlefield 2142“ war zwar physikalisch und spieltechnisch völlig in Ordnung, hatte aber gegen die aufstrebende Konkurrenz aus dem Hause Activision („Call Of Duty“) absolut keine Chance. Zwei Jahre ließen sich die Entwickler nun Zeit, um einen adäquaten Nachfolger zu kreieren und die vielen kleinen Mängel der letzten Edition auszuräumen. Inmitten des NextGen-Zeitalters meldet man sich nun mit „Bad Company“ mehr als eindrucksvoll zurück. Der zweifelsfrei beste Titel der Reihe überzeugt mit fantastischem Gameplay, einem beachtlichen Singleplayer-Modus und einer Grafik, die der neuen Generation in jeglicher Hinsicht würdig ist. Ist „Call Of Duty“ nun wieder vom Thron gestoßen. Schwere Frage…

 

Das Spiel:

 

Eines vorweg: „Battlefield: Bad Company“ ist kein Spiel für Kriegshelden und mit Medaillen überschütteten Veteranen. Es ist das Spiel der Aufwiegler, der öffentlichen Loser, sprich derjenigen, die in der Army nicht mehr geduldet und lediglich für die Drecksarbeit herangezogen werden. Daher ist Preston Marlowe als Anführer seiner frisch gekürten Söldnertruppe auch genau der richtige Mann für die Einsätze der Company. Ihm obliegt es, in den heftigsten Krisengebieten als Vorhut für Sicherheit zu sorgen, die brisantesten feindlichen Lager zu infiltrieren und schonungslos die Moral von Ehre und Ruhm mit Füßen zu treten, um später auch noch für die Verbrechen des Kriegsdienstes geradezustehen. Doch Marlowe und seine genossen pfeifen auf derlei falsches Herzblut. Sie haben längst die Annehmlichkeiten des Kriegsdienstes entdeckt, wissen natürlich auch um die besonderen Gefahren, scheuen sich aber dennoch nicht davor, zu intrigieren und selbst ihrer eigenen Home-Army den Rücken zu kehren. Und genau jenen Trupp, der sich von treuherzigen Soldaten zu gierigen Söldnern entwickelt hat, wird im sechsten Teil der „Battlefield“-Serie vom aktiven Spieler gesteuert.

 

Das Viergestirn, bestehen aus Anführer Sarge, Sprengstoffspezialist Haggard, Ausrüstungsveteran Sweetwater und eben Marlowe begibt sich nun in der Einzelspielerkampagne, dem wohl wichtigsten Novum in „Bad Company“ in eine fiktive Station an der russischen Grenze, um dort die feindlichen Kommunisten mächtig einzuschüchtern. Die kritische Situation im Grenzgebiet soll beruhigt werden, um die anstehenden Kampfhandlungen tunlichst zu vermeiden. Kein Problem für die B-Company, die die Gegend erkundet und sich mit den Motiven der Gegner vertraut macht. Nach einigen Streifzügen folgt dann jedoch die Wende: Die vier fahnenflüchtigen Soldaten entdecken den finanzkräftigen Background ihrer Kontrahenten und machen sich Gedanken über die Verwertbarkeit der riesigen Goldreserven der Russen. Also legen Marlowe und Co. los, lassen Muskel und ihr breit gefächertes Waffenarsenal sprechen und erfüllen ihre Mission unter völligneuen Voraussetzungen. Doch natürlich läuft nicht alles so, wie man es sich gemeinhin vorgestellt hat. Die Situation eskaliert, die Gier der drei Protagonisten kennt kaum Grenzen, und inmitten der russischen Pampa kämpft man plötzlich gegen eine Vielzahl von Feinden, reißt ganze Wohnblocks nieder, zerstört wichtige Zufahrtswege, sprengt alles und jeden in die Luft und wirft zu guter Letzt jeden Sinn für ehrbare Moralvorstellungen über Bord, um den Goldschatz der Russen in seiner Hülle und Fülle einzunehmen. Die Probleme lassen natürlich nicht lange auf sich warten, da sich die Gegner nach einiger Zeit nicht mehr klar als solche definieren lassen. Das eigenwillige Treiben unserer Anti-Helden macht sie unabhängig von jedweder Parteiangehörigkeit und bringt nach und nach alle Volksvertretungen gegen sie auf, die sich im Spiel tummeln. Nach den Russen folgen einige anrüchige Splittergruppen, die Anhänger einer zweifelhaften Diktatur und letztendlich sogar die Kollegen von der eigenen Army, gegen die man sich längst aufgelehnt hat, und deren Motive und Ziele man bereits seit der ersten Mission nicht mehr konsequent verfolgt. Muss man nun also wirklich jeden niederschießen und alles zerstören, was sich in der Nähe befindet? Mitnichten, denn auch wenn die Zerstörungswut lediglich durch den Munitionsvorrat begrenzt ist, so basiert das gesamte Vorgehen in erster Linie auf raffinierter Kriegstaktik und Strategie. So müssen feindliche Deckungen Schritt für Schritt ausgehebelt werden, Wände und Schutzwälle zum Einsturz gebracht werden und selbst natürliche Hindernisse in die Planung mit einbezogen werden, da selbst Bäume und Brücken als Waffe oder Hürde für feindliche Panzer dienen können. Eine gesprengte Brücke als Zufahrtssperre für den russischen Fuhrpark kann wahre Wunder wirken, aber auch gezielte Scharfschüsse in die Deckung der Feinde sind gefragter als jegliches blinde Geballer.

 

Derlei Strategien sind im noch weiter gereiften Multiplay-Game natürlich noch viel deutlicher gefragt. Der einstige Kernpunkt von „Battlefield“ bietet diesmal Platz für 24 Mitspieler, die sich auf 8 neuen Maps kunterbunt austoben dürfen. Womöglich ist die Technik hier auch noch nicht an ihre Grenzen gestoßen, da es durchaus denkbar ist, dass der Umfang hier in den nächsten Monaten durch einzelne Downloads noch gesteigert wird. Was im Übrigen hilfreich wäre, denn Profis werden die Karten schnell verinnerlicht und ihre Tücken und Geheimverstecke abgesteckt haben. Leider jedoch ist bislang auch nur ein Modus verfügbar, das sogenannte Gold Rush, welches insgesamt sicher vergleichbar mit der Solokampagne ist, allerdings gewohntermaßen als Team-Action funktioniert. Ein Team aus Angreifen versucht hier, den Goldschatz der Defensiveinheit aufzustöbern und zu zerstören. Gelingt dies, haben die Verteidiger immerhin noch die Chance, die eigene Basis zu schützen und die Feinde frühzeitig auszulöschen. Dies ist nämlich neben dem Schutz des Schatzes an dieser Stelle oberste Prämisse.

 

Rein spielmechanisch macht sich die quantitative Einschränkung aber keinesfalls bemerkbar. Zwar sollten auf Dauer ein paar weitere Karten her, aber da das Teamverhalten von Einsatz zu Einsatz immer wieder divergiert, ist hier für lang anhaltenden, vor allem aber dynamischen Spielspaß gesorgt. Als Mittelpunkt des Gameplays, und das ist der Multiplayer-Modus einfach, ist der symbolische Goldrausch jedenfalls erste Klasse und rundet das inhaltliche Spielgeschehen wirklich fantastisch ab.

 

 

Technik/Grafik:

 

Die Physik-Engine von „Battlefield: Bad Company“ ist das wahre Prunkstück des Games. Wenn die einzelnen Geschütze einschlagen, Detonationen ganze Wände zum Einsturz bringen oder einfach nur die Kugel um die Ohren fliegen, ist das schon ganz großes Shooter-Kino. Weiterhin ist auch das Verhalten der Gegner absolut professionell und lässt auf eine sehr dynamische, brillante KI schließen, die „Bad Company“ in der Draufsicht auch sicher bietet. Dementsprechend ist der wachsende Schwierigkeitsgrad auch sehr realistisch aufarbeitet und ist in der obersten Stufe wirklich nur noch Profis und Vollzeitsoldaten zu empfehlen.

 

Dass die Lade- und Startzeiten trotz allem in einem sehr angemessenen Rahmen bleiben, verwundert daher auch ganz besonders. Lange Installationen und Wartezeiten entfallen somit komplett, was natürlich ein weiteres, sehr angenehmes Zwischenindiz zum Spiel ist.

 

Die Grafik wiederum ist die letzt souveräne Trumpfkarte. In den hektischen Situationen zwar nicht ganz so perfekt wie im letzten „Call Of Duty“-Titel punktet das Spiel mit massenhaft Details und Texturen der Referenzklasse. Dazu kommen Bewegungsabläufe, die jederzeit an einen echten Kriegsschauplatz erinnern und insbesondere bei den verschiedenen Bildschirmmodifikationen unbeeindruckt Erstklassigkeit demonstrieren. In Windeseile bauen sich hinter den Ruinen neue Landschaftsbilder auf und unterstreichen die Dynamik von „Battlefield: Bad Company“ auch unter visuellen Aspekten. Und da auch Sound und Synchronisation vom Allerfeinsten sind, bleibt in dieser Sparte nur ein mögliches Resümee: Technisch ist der Titel wirklich in allen Instanzen topp!

 

 

Spielspaß:

 

Die Einzelspielerkampagne erweitert den Inhalt des Spiels sicherlich um wichtige Nuancen und ist in ihrer Präsentation und Weiterentwicklung definitiv eine enorme Bereicherung des Spiels. Der Spielumfang ist hierbei zwar nicht ganz so üppig, doch gerade im Heavy-Modus wird man sich etliche Stunden mit den Missionen im europäischen Osten vergnügen können und sich über die ausgefeilte Gegner-KI wundern. Um die Sache ein wenig zu entschärfen, wurde aber immerhin ein recht gebräuchliches Heilverfahren eingebaut. Neben venösen Spontanheilungen dienen hier in erster Linie die bekannten Checkpoints, die zudem den Vorteil mit sich bringen, dass man nach einem Ableben bestimmte Szenarien nicht mehr neu durchlaufen muss. Gegner und Fahrzeuge, die einmal zerstört sind, bleiben dies auch nach der Rückkehr durch den Checkpoint. Davon kann man nun halten, was man mag. Auf jeden Fall ist die Challenge dadurch bedingt nicht immer so groß, da man echte Knackpunkte durch Mehrfach-Continues bei sinkender Gegnerzahl somit umgehen kann. Den weniger erfahrenen Spieler wird’s hingegen freuen, da jeglicher Frust hierdurch leichtfertig abgebaut werden kann. Abgesehen davon ist der Singleplayer-Modus allerdings richtig stark und eine echter Garant für lange Stunden an der Konsole.

 

Ein ernsthafter Konkurrent für das Online-Game ist die Solokampagne aber dennoch nicht, da man einfach auch in „Bad Company“ sehr deutlich merkt, für welche Zwecke das Spiel eigentlich konzipiert wurde. Und folgerichtig sammelt der neue EA-Titel auch hier seine krönenden Punkte mit einem unheimlich dynamischen Spielsystem, innovativen Mechanismen und herausragendem Gameplay. Kritisch könnte man zwar die vergleichsweise geringe Auswahl an neuen Karten beäugen, doch insgeheim liegt hier noch die Hoffnung verborgen, dass demnächst per Download noch nette Boni erhältlich sein werden. Konsequent wäre es allemal, selbst wenn man im vorhandenen System alsbald auf das erschreckend hohe Suchtpotenzial der Bad Company und ihrer verschrobenen Helden stößt. Aber ähnlich wie bei der „Call Of Duty“-Serie kann man ab einem gewissen Punkt nicht mehr von der Materie ablassen – womit das Potenzial und der generelle Spielspaß definitiv nicht mehr näher beschrieben werden müssen. Im Shooter-Genre gibt es in der NextGen-Sparte nämlich kaum ein vergleichbar hochwertiges Produkt wie diesen frischen Release.

 

 

Fazit:

 

Für viele Shooter-Spezialisten stand vor der Veröffentlichung des neuen „Battlefield“-Titels lediglich die Frage im Raum, ob die Schwächen des Vorgängers ausgemerzt sind und man ernsthaft mit der Activision-Alternative in Konkurrenz treten kann. Beides ist definitiv der Fall, für die Bewertung aber grundsätzlich irrelevant. „Battlefield: Bad Company“ begeistert nämlich abseits aller lästigen Vergleiche mit einer grandiosen Physik-Engine, unzähligen grafischen Highlights, einer überraschend starken Soloplayer-Kampagne und dem gewohnt souveränen Online-Modus. Mehr Ansprüche als diejenigen, die „Bad Company“ erfüllt, kann man an einen Titel dieses Genres auf keinen Fall mehr stellen!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041911213903e2559a

Battlefield: Bad Company

von Electronic Arts

Plattform: PlayStation 3

USK-Einstufung: Freigegeben ab 16 Jahre gem. 14 JuSchG

ASIN: B0012P8WMU

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 11.02.2015 07:41