Druckversion: Spider-Man: Web of Shadows (PS3)

Spider-Man: Web of Shadows (PS3)

Rezension von Björn Backes

 

Rezension:

Ein neues Spider-Man-Game? Der Zeitpunkt für den Release von „Web Of Shadows“ kommt ein wenig überraschend, da die maskierte Spinne derzeit eine längere Medien-Auszeit genießt und auch in Hollywood noch gerätselt wird, ob Peter Parker aka Tobey Maguire noch einmal auf der Leinwand präsent sein werden. Dementsprechend ist das neue Konsolenabenteuer des verkleideten Superhelden völlig losgelöst von einer bestehenden Story zu betrachten, was natürlich auch seine Vorteile birgt – Unabhängigkeit ist schließlich gerade auf dem Lizenzspiel-Markt eine wertvolle Gabe…

 

 

Inhalt:

Und die Entwickler haben diese Freiheiten auch sehr freizügig genutzt und eine Story kreiert, die den besten Comic-Ausgaben der Spinne in nichts nachstehen. Wieder einmal wird Spider-Man mit seinen inneren Dämonen konfrontiert und muss sich mit seinem bösartigen Alter Ego im schwarzen Gewand auseinandersetzen. Derweil tobt in den Straßen New Yorks ein Krieg unermesslichen Ausmaßes: Fremdartige Symbionten terrorisieren die Stadt und liefern sich mit der S.H.I.E.L.D.-Armee ein brutales Gefecht; Bösewichte wie Venom und die Black Cat spinnen im Hintergrund Intrigen, und ganz nebenbei ist auch MJ mächtig sauer, da sich Peter nicht von seinem schwarzen Kostüm trennen mag.

 

In einer Rückblende übernimmt man schließlich dann den Part des Superhelden und versucht, das drohende Endzeit-Szenario zu stoppen. Einmal mehr zieht man los, um die Straßen der Metropole sauber zu halten und die schurkischen Ausgeburten in die Schranken zu weisen. So schwingt sich der Protagonist bekanntermaßen durch die Lüfte, bringt in irrwitzigen Luftmanövern seine Gegner zum Schweigen, schließt dabei Bündnisse mit alten Freunden, nimmt in der Position des schwarzen Kontraparts aber auch Kontakte mit der Unterwelt auf und beeinflusst dadurch auch maßgeblich den Verlauf der Story. Hier versucht „Web Of hadows“ dann auch Akzente zu setzen: Je nachdem welche Inkarnation des Superhelden man nun annimmt (man hat ständig die Gelegenheit zwischen finster-schwarz und klassisch-rot-blau zu wechseln) gehen die Ereignisse in New York City einen anderen Weg. Zwar scheint die Wahl hier grundsätzlich vorgegeben, doch da beide Varianten ganz unterschiedliche Qualitäten haben, wird man zwangsläufig zwischen den beiden Möglichkeiten scrollen und ihre individuellen Vorteile in der jeweiligen Situation nutzen. Gerade in den Missionen, in denen es mitunter etwas brachialer und brutaler zugeht, ist man bestens beraten, den infizierten Typus zu steuern, da er in Sachen Körperkraft den grazileren, traditionellen Netzschwinger eine Spur voraus ist. Gerade bei den teils recht kniffligen Endboss-Sektionen wird man hier gerne den steten Wechsel vornehmen, da die Qualitäten beider Figuren hier ihre Vorzüge haben und bestimmte Combos hier verheerende Wirkungen haben können. Diesbezüglich mangelt es definitiv nicht an Abwechslung.

 

Das Spiel steht und fällt aber dennoch mit der Story, die Marvel-typisch recht vertrackt ist und auch dementsprechend etwas anspruchsvoller inszeniert wird. Unheimliche viele Handlungssequenzen werden in die Geschichte eingespielt, und auch wenn hier einige kleine logische Mängel in den Vordergrund treten, wirkt das Ganze einem Blockbuster stellenweise ebenbürtig. Hierzu gehört aber auch die Einbeziehung aller relevanten Charaktere aus dem Marvel-Universum bzw. aus Spider-Mans direkter Comic-Umgebung. Man trifft auf alte Bekannte wie Venom, Vulture, Wolverine oder Kingpin und muss sich in den zahlreichen Level-Sequenzen immer wieder mit ihnen messen oder, je nach Ausrichtung, auch mit ihnen zusammenrotten. Und da die Auswahl von Freund und Feind auch immer mächtigere Inkarnationen hervorruft, arbeitet „Web Of Shadows“ mit einem Upgrade-System, welches dem Spieler erlaubt, eine seiner Rüstungen nachhaltig aufzubessern und bestimmte Fähigkeiten noch auszubauen. Folgerichtig kommt die Action auch nie zu kurz, nicht zuletzt weil man sich an den vielen spektakulären Manövern der Spinne fast gar nicht satt sehen kann. Bevor nach mehr als zehn Stunden der Vorhang fällt und man eines der alternierenden Enden in die Story gebracht hat, wird man definitiv einiges erleben, das dem Status des Titelhelden durchweg würdig ist.

 

 

Technik/Grafik:

Bei der Erwähnung der spektakulären Moves und Aktionen sind häufig skeptische Blicke an der Tagesordnung. Kann das Handling die Anforderungen an die Spinne auch umgänglich meistern? Ja, es kann, und zwar richtig gut. Selbst die heftigeren Combos gehen nach ein bisschen Übung leichtfertig von der Hand, was dadurch noch begünstigt wird, dass man nicht blindlings die Buttons in den Boden stampfen muss. Geschickte Kombinationen sind der Schlüssel zum Erfolg und erfordern noch nicht einmal frustrierende Vorab-Trainingsphasen. Sehr angenehm, wie butterweich sich das alles steuern lässt.

Die Präsentation indes ist ebenfalls ziemlich spektakulär, zumindest im Hinblick auf die Charakterdesigns. Die Bewegungen und generell die Animationen gehören zur Oberliga, die Filmschnipsel tun ihr Übriges dazu. Lediglich die Darstellung der Kulissen hätte eine Spur lebendiger sein können, zumal New York auch der einzige Schauplatz des Spiels bleibt. Die Skyline ist allerdings auf Dauer ein bisschen monoton.

Abstriche muss man auch bei der Synchronisation machen. Die Stimme des Helden klingt, vorsichtig ausgedrückt, ein wenig merkwürdig. Liebhaber des Marvel-Universums werden aber sowieso auf den englischen Originalton schalten, der dann auch wesentlich überzeugender geraten ist.

 

 

Spielspaß:

Grundsätzlich bietet „Web Of Shadows“ einen wesentlich größeren Fun-Faktor als sein leicht verkorkster Vorgänger „Friend Or Foe“, der seinerzeit den guten Ruf der Spider-Man-Serie ein wenig beschmutzte. Alleine schon durch die grafische Aufbereitung und die vielen spektakulär inszenierten Bewegungen verliebt man sich schnell wieder in den Spinnenmenschen und möchte gelegentlich gar nicht mehr davon ablassen, sich durch die Wolkenkratzer von New York City zu schwingen. Allerdings hätten die Aufträge manchmal etwas einfallsreicher sein können, um dem Spiel einfach die mancherorts vermisste Tiefe nachzureichen. Nicht selten geht es einfach nur darum, sich verschiedener Symbionten zu entledigen, bevor man sich dann endlich dem Bossfight widmen kann. Gott sei Dank lockern einzelne Sub-Challenges dieses leicht eingefahrene System immer wieder auf und vermeiden den Abrutsch in ein zu einspuriges Gameplay.

Förderlich für die Atmosphäre und den erstaunlich hohen Spannungsgrad ist hingegen der abwechslungsreiche Storyverlauf, über dessen Entwicklung man schließlich selber entscheidet, indem man die Prioritäten entweder auf der schwarzen oder der rot-blauen Seite setzt. Damit bleibt das Spiel auch über das vermeintliche Ende interessant, da es sich lohnt beide Pfade auszutesten, und da man auch in beiden Varianten mit cooler Action und einer nahezu perfekt inszenierten, wenn auch manchmal kruden Story belohnt wird – und ein Titel, der einerseits die Last der Lizenz trägt, dafür aber dutzende Stunden nimmer langweilige Action verspricht ist ja auch schon mal eine Menge Wert. Am Spielspaß soll es bei „Spider-Man – Web Of Shadows“ also trotz der angesprochenen Mängel keinesfalls scheitern!

 

 

Fazit:

„Web Of Shadows“ ist an sich kein herkömmliches Spider-Man-Game, aufgrund der spektakulären Action und der bombastischen Inszenierung aber definitiv eines der besten seiner Art. Hat man sich einmal mit der gewöhnungsbedürftigen Story vertraut gemacht, wird man sich ganz schnell wieder in das Netz der Spinne einlullen lassen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403280953320cbd07d3

Spider-Man: Web of Shadows

von Activision

Plattform: PlayStation 3

USK-Einstufung: Freigegeben ab 12 Jahren

ASIN: B001ENMV9U

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 30.01.2015 05:50