Die Brautprinzessin (Autor: William Goldman)
 
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Die Brautprinzessin von William Goldman

Neuausgabe, 40 Jahre HobbitPresse

 

Rezension von Christian Endres

 

Im ebenso kleinen wie fiktiven europäischen Königreich Florin gab es einst einen wahrlich begnadeten Wörterschmied: S. Morgenstern war sein Name, und er gilt bis heute als der wichtigste florinesische Schriftsteller (auch wenn Stephen King, dessen Wurzeln bis nach Florin reichen, Morgenstern in Sachen Kommerz und Erfolg inzwischen sicherlich den Rang abgelaufen haben dürfte). So oder so: Das berühmteste Werk des werten Monsieur Morgenstern ist wohl »Die Brautprinzessin« – eine wunderbare Fantasy-Abenteuergeschichte über eine echte Schönheit, über Liebe, begnadete Fechter, tödliches Gift, Piraten, Schmerz und Herzleid, Folter, Intrigen, Verrat und dergleichen mehr.

 

Das einzige Problem mit diesem fantastisch-märchenhaften Dauerbrenner aus Florin: Morgensterns Urfassung ist ein zäher Brocken, strotzt vor langatmigen Stellen, die uns Florins Adel oder Kultur beschreiben, und war alles in allem ziemlich umständlich. Genau hier kam in den 70ern dann William Goldman ins Spiel, der sich mit dem Oscar-prämierten Drehbuch zu Butch Cassidy und Sundance Kid längst einen Namen in Hollywood gemacht hatte (und das, obwohl Blumen für Algernon-Autor Daniel Keyes Goldman in jungen Jahren einst einen seiner ersten Jobs gekostet hat, als es um ein Drehbuch für Charly ging).

 

Goldman, der die Geschichte der Brautprinzessin und der Wirrungen ihrer großen Liebe einst in elterlich-geraffter Form von seinem Vater vorgelesen bekommen haben will, kürzte und editierte Morgensterns Klassiker, damit er heutigen spannungsliterarischen Konformen besser entsprach – kurzum, Goldman setzte den ›pinken Rotstift‹ an und konzentrierte sich auf die spannenden Teile.

 

Und nun der große Zaubertrick von William Goldmans Prinzenbraut: Florin? S. Morgenstern? Lahme Ur- und von Goldman editierte, knackige Neu-Fassung? Pah, von wegen! Alles erstunken und erlogen. Der findige Mr. Goldman wird der Tradition von Hollywood mehr als nur gerecht und bindet uns da seit Jahren einen Bären auf.

 

Wofür wir ihm noch heute danken müssen. Denn im Gegenzug bekommen wir eine bis auf ein paar Stellen wirklich knackige, zeitlose und märchenhaft schöne, mal tragische, mal witzige, mal brutale, aber stets geistreiche und augenzwinkernde Geschichte zu lesen - und obendrein noch eine ersonnene Werksgeschichte mit den wirklich sehr fantasievollen und humorvollen Kommentaren Goldmans, der um sein Fantasy-Werk von 1972 eine charmante Rahmenstory gesponnen hat, die auch sein eigenes Leben und seine Familie mit einschließt.

 

Klett-Cotta spendiert dem Evergreen unter den modernen Fantasy-Märchen im 40. Dienstjahr der 2009 jubilierenden HobbitPresse ein schönes neues Hardcover in Pink, das (wie schon die Ausgabe von 2003) das erste Kapitel der ›von Stephen King um Haaresbreite abgesägten Fortsetzung‹ enthält, zu der Goldman in natura einfach keinen Draht findet, obwohl sie schon seit einiger Zeit im Gespräch ist.

 

Sei’s drum: »Die Brautprinzessin« ist bis auf ein paar Kosmetikfehler auch so großartig genug – und ein echtes Lieblingsbuch.

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Buch:

Die Brautprinzessin

Original: The Princess Bride, 1973

Autor: William Goldman

Hardcover, 426 Seiten

Klett-Cotta, Dezember 2008

Übersetzer: Wolfgang Krege

 

ISBN-10: 3608938710

ISBN-13: 978-3608938715

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 23.12.2008, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 8022