Nacht der Wölfin (Autor: Kelley Armstrong; Otherworld Band 1)
 
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Nacht der Wölfin von Kelley Armstrong

Reihe: Otherworld Band 1

Rezension von Carina Schöning

 

Auf den ersten Blick scheint Elena Michaels ganz normal zu sein. Die junge und attraktive Journalistin lebt und arbeitet in Toronto/ Kanada. Ständig bemüht ihr kleines Geheimnis nicht nur vor den Arbeitskollegen, sondern auch vor ihrem Freund Philip zu verbergen. Nachts schleicht sie sich heimlich aus der gemeinsamen Wohnung und verkriecht sich in den dunklen Ecken der Stadt, um sich zu verwandeln. Denn Elena ist ein Werwolf. Genauer gesagt, ist sie der einzige weibliche Werwolf auf der ganzen Welt. Das Gen, das ursprünglich diese Mutation verursacht hat, wird nur über die männliche Seite vererbt. Elena hatte das Glück oder auch Pech, dass sie von ihrem damaligen Verlobten Clayton Danvers einfach gegen ihren Willen gebissen wurde. Nur mit Hilfe von Claytons Ziehvater Jeremy konnte Elena die scheinbar willkürlichen einsetzenden Verwandlungen in die Wolfsgestalt durchstehen und auch überleben. Viele vor ihr sind daran gescheitert und es dauert einfach bis sie die Verwandlung kontrollieren und auch bei der Jagd nach Kaninchen oder Rehen bewusst einsetzen kann. Jeremys abgeschiedener Wohnsitz Stonehaven bietet genügend Platz für beide Ziehkinder und die angrenzenden Ländereien, die zu dem altmodischen Herrenhaus gehören, eigenen sich hervorragend für muntere Teeanager-Werwölfe. Langsam findet Elena auch Anschluss in dem Rudel und erkämpft sich eine Sonderstellung. Die Beziehung zu ihrem ehemaligen Verlobten bleibt jedoch weiterhin angespannt und die selbstbewusste Elena will ihren Traum vom kleinbürgerlichen Familienidyll nicht so einfach aufgeben. Sie entschließt sich zu einem „menschlicheren“ Leben und zieht nach Toronto, wo sie beim abendlichen Sport auch den lieben und sympathischen Philip kennen lernt. Dieser zeigt zwar viel Verständnis, aber ihr wahres Geheimnis kann sie ihm einfach nicht anvertrauen. Und so schleicht sie sich weiterhin nachts heimlich aus dem Haus, um ihrer tierischen Natur folgen zu können.

 

Nun wird sie plötzlich durch einen Anruf aus ihrem neuen Leben gerissen. Das Rudel ist in Gefahr. Jeremy bittet sie zurück nach Stonehaven. Anscheinend sorgt hier irgendwer für Aufruhr in der sonst so gemütlichen Kleinstadt Bear Valley, denn auf einmal machen Gerüchte von „wilden Hunden“ die Runde und eine seltsam zugerichtete Leiche taucht auf dem Gründstück auf. Gemeinsam mit den anderen Werwölfen des Rudels soll Elena den Fall aufklären und die störenden Rudelaußenseiter, auch Mutts genannt so schnell wie möglich finden und töten.

 

Der Mythos von Werwölfe oder auch Gestaltwandler allgemein hat die Menschen schon immer fasziniert. Während zum Beispiel Markus Heitz mit seinem Zweiteiler „Ritus“ und „Sanctum“ das Thema sehr action-lastig angegangen ist, haben sich andere Autoren aus der „Paranormal Romance“ oder auch „Romantasy“ –Ecke wie Lori Handeland oder Nalini Singh eher auf die erotische Komponente konzentriert und in ihren Romanen mehr oder weniger eine Aneinanderreihung von Sexszenen präsentiert. Die kanadischen Autorin Kelley Armstrong findet mit ihrem Debüt „Nacht der Wölfin“ einen Mittelweg zwischen Action, Erotik und Lovestory und stellt mehr die Lebens- und Verhaltensweise der Werwölfe in den Mittelpunkt. Ursprünglich als Einzelroman gedacht, stellte sich das Original „Bitten“ 2001 als wahrer Überraschungshit in den USA und Kanada heraus. Flugs wurden weitere Romane von der Autorin geschrieben und die erfolgreiche „Otherworld“ Reihe besteht mittlerweile aus achten Teilen, wobei leider bisher nur fünf Teile ins Deutsche übersetzt worden sind. Der sechste Roman aus der Reihe „Blut der Wölfin“ erscheint im Herbst 2009.

 

In „Nacht der Wölfin“ erzählt die intelligente und starke Werwölfin Elena Michaels ihre Leidens- und Lebensgeschichte. In einigen Rückblenden erfährt der Leser viel über ihre Motive und Gefühle und kann die Zerrissenheit zwischen der Welt der Menschen und der Werwölfe gut nachvollziehen. Hinzu kommt, dass sie auch zwischen zwei unterschiedlichen Männern steht und sich letztendlich für einen und der damit verbundenen Lebensweise entscheiden muss. Natürlich bleiben dabei einige Sexszenen nicht aus. Die Darstellung ist jedoch nicht übertrieben oder kitschig.

Nebenbei findet Elena das ganze Ausmaß der Verschwörung heraus. So haben sich einige Mutts zusammengeschlossen und wollen gemeinsam Rache an dem Alpha-Wolf Jeremy nehmen. Denn der hatte ihnen nach diversen Vorfällen mit zerfleischten Menschen jegliche Rechte aberkannt und sie für immer aus dem Rudel ausgeschlossen. Nun wollen sie einen anderen Weg gehen: bekannte Serienkiller, Vergewaltiger und Kinderschänder sind direkt nach der Gefängnisentlassung von den Mutts gebissen und „rekrutiert“ worden. Unter den Werwölfen gibt es so etwas wie ein Ehrenkodex, doch den ehemals menschlichen Mördern sind die Konsequenzen vollkommen egal und sie leben ihre sadistischen Triebe nach Belieben aus.

Die spannende Hatz nach den Mutts und den neuen Anhängern ist dabei gut konstruiert und weiß zu fesseln. Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz. Gerade wenn Clayton sich in Toronto zurecht finden und sich mit seinem Nebenbuhler Philip arrangieren muss, gerät er in einige komische Situationen, die aber nicht albern oder übertrieben dargestellt werden. Elena kommentiert das Geschehen so manches Mal sarkastisch und auch einige Querverweise zu der beliebten Fernsehserie „Buffy“ sorgen für Schmunzeln.

 

Zusätzlich zu dem eigentlichen Roman gibt es eine kurze Leseprobe von der Fortsetzung „Rückkehr der Wölfin“.

 

Insgesamt ist „Nacht der Wölfin“ einer der besseren Urban Fantasy Romane. Die Darstellung der Werwölfe wirkt glaubwürdig und auch die mitreißende Handlung kann überzeugen. Freunde von Patricia Briggs´ „Mercy Thompson“ oder auch Kim Harrisons „Rachel Morgan“ können hier beherzt zugreifen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032909291623cd84fd
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Nacht der Wölfin

Reihe: Otherworld Band 1

Autor: Kelley Armstrong

Deutsche Taschenbuchausgabe 2003

Amerikanische Original Ausgabe 2001 „Bitten“

Übersetzung Christine Gaspard

Droemer/ Knaur Verlag

Taschenbuch, 479 Seiten

ISBN 978-3-426-61811-0

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 20.01.2009, zuletzt aktualisiert: 12.01.2024 16:06, 8140