Sonic Unleashed (PS3)
 
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Sonic Unleashed (PS3)

Rezension von Björn Backes

 

Erfahrenen Sega-Fans sollte das Szenario noch bestens in Erinnerung sein: Pünktlich zum jeweiligen Weihnachtsfest bescherten die Entwickler der damals vielleicht wichtigsten Konsolenschmiede ihre Konsumenten mit einem neuen Abenteuer ihre Quotenigels Sonic und lieferten Nintendo und ihrer Galionsfigur Mario einen erbitterten Konkurrenzkampf um die Krone im Mainstream-Jump & Run. Seit Sony und Microsoft die Szenerie aufgemischt haben, sind diese Duelle zwar längst Vergangenheit, doch an der Vorfreude auf ein neues Igel-Abenteuer hat sich seither absolut nichts geändert. Und dennoch: Sonic schwächelt seit geraumer Zeit und konnte in der neuen Generation noch nicht so richtig Fuß fassen. Die Frage daher: Wird „Sonic Unleashed“ endlich das heiß ersehnte Comeback des beliebten Sega-Maskottchens?

 

Inhalt:

Die Vorzeichen für ein berauschendes Jump & Run hätten jedenfalls kaum besser sein können, denn das Spiel hat zunächst einmal alles, was ein potenzieller Klassiker benötigt: Eine feine Story, das bekannte Maß an (hoher) Geschwindigkeit, eine mehr als prächtige Grafik und in den ersten Sequenzen eine Präsentation, die selbst manchem Anime das Messer in den Rücken jagt. Alles perfekt also? Tja, eigentlich schon. Sobald man dann ins aktive Spiel einsteigt und sich auf die Fersen von Sonics ewigem Kontrahenten Eggman begibt, scheinen die guten Starteindrücke weiter bestätigt zu werden. Der Igel hetzt mit Highspeed über den Bildschirm, begibt sich manches Mal sogar in einen waghalsigen Temporausch und flügt in bekannter Manier durch Sterne und über nervige Gegner. Und bevor man sich versieht, steigt man sogar in einige 2D-Sequenzen ein, deren dezentes Retro-Feeling wohlige Erinnerungen wachrüttelt und prinzipiell bereits der letzte Tropfen sind, welcher das Fass im positiven Sinne zum Überlaufen bringen sollte. Aber dann… Ja, aber dann folgt die bittere Wende…

Abseits der sieben sehr individuell und auch ideenreich gestalteten Tagwelten, die Sonic in seinem ‚entfesselten’ Abenteuer durchläuft, hat man dem Igel auch einige Nachtmissionen auf den Leib geschneidert, für die der zugkräftige Titelheld urplötzlich zu einem igeligen Werwolf mutiert. Nanu, was ist das? Mit einem Mal bewegt sich der rasante Flitzer unheimlich träge vorwärts, der so innig geliebte Temporausch wird gegen ein standardisiertes Durchschnitts-Jump & Run eingetauscht, und auch die Option, sich mit alternativen Fortbewegungsmethoden aus der Patsche zu helfen und hier und dort sogar Inhalte aus „Tomb Raider“ aufzunehmen, ist alles andere als gelungen umgesetzt, da das Gameplay im wahrsten Sinne des Wortes lahmt und ermüdet. Doch was genau ist passiert?

Nun, die Entwickler haben sich bei „Sonic Unleashed“ ein nicht gerade neues, aber im Rahmen der „Sonic“-Adventures durchaus frisches Konzept entschieden, welches den Ige von zwei unterschiedlichen Seiten zeigen soll. Während er tagsüber bekanntermaßen wie ein Derwisch Ringen und dergleichen hinterher rennt, verändert sich seine Gestalt bei Sonnenuntergang in ein finsteres Alter Ego, das sich jedoch nur optisch und im Hinblick aufdie Bewegungsfreiheiten von seinem bekannten Pendant unterscheidet. Neue Charakterzüge, wie sie der Handlung allerdings auch nicht zuträglich wären, gibt’s also nicht, sondern letzten Endes einfach nur eine Temporeduktion und ein verändertes, insgesamt sogar weitaus weniger sympathisches Gesicht. Damit die Sache auch noch einen innovativen Background bekommt, hat man dem Spiel noch einige RPG-Elemente hinzugefügt, die quasi als unmittelbarer Übergang zwischen den beiden Tageszeiten dienen sollen. Sonic bewegt sich hier in einer 3D-Landschaft, kontaktiert umstehende Personen und erfragt den momentanen Aufenthaltsort seines verschollenen Feindes. Das mag alles in allem zwar recht nett sein, bringt aber nicht die nächtlich bedingt verschwundene Farbe zurück ins Spiel. Im Gegenteil: Die eigentlich recht gute Action wird hier sogar ganz ausgeschaltet, um die Story etwas auszumalen – doch genau das ist bei der allgemein sehr guten Präsentation überhaupt nicht erforderlich. Ganz zu schweigen davon, dass diese Elemente nur bruchstückhaft ausgebaut sind; wer auch nur ein bisschen seinen Grips einschaltet, kann sich auch ohne fremde Hilfe problemlos in die neuen Welten beamen.

Was im Hinblick auf das Gameplay letztendlich bleibt, ist in erster Linie ganz große Ernüchterung. Viele gute Ansätze und die Schritte zur endgültigen Rückkehr zum basischen Sonic-Spiel werden durch die konzeptionellen Neuerungen wieder in den Boden gestampft – und dabei hatte man anfangs noch so große Hoffnungen an den neuen Titel!

 

 

Technik/Präsentation:

Überaschenderweise haben die Entwickler auch bei der technischen Umsetzung ein wenig geschlabbert. So wird „Sonic Unleashed“ in den Tagsequenzen gleich mehrfach zum Opfer des eigenen Geschwindigkeitsrauschs, da das Bild stellenweise nicht so schnell mitkommt, wie der Igel seine Beine bewegt. Es kommt zu ständigen Ruckeleien, die gerade dann ärgerlich sind, wenn in der nächsten Sequenz ein Abgrund droht, neue Gegner lauern, oder einfach ein neuer Stachel auf unseren kleinen Freund wartet. Frust ist in „Sonic Uneashed“ ein permanenter Begleiter. Weiterhin gibt es auf der PS3 einige gehörige Diskrepanzen beim Handling. In vielen Situationen hat man den Eindruck, dass der Igel viel später reagiert. Ein direkte Umsetzung eines Sprunges ist zum Beispiel nicht an der Tagesordnung, so dass man manchmal unverhofft in einen Abgrund stürzt. Frust? Ja, immer wieder.

Immerhin zeigt sich die Optik von einer respektablen Seite und verdient gerade in den animierten Videosequenzen eine Menge Lob. Zwar ist das Spiel den hektischeren Szenen nicht immer gewachsen, doch insgesamt zieht sich die Grafik wirklich achtbar aus der Affäre.

 

 

Spielspaß:

„Sonic Unleashed“ hätte in der reinen Basisversion, also ohne den ganzen, neu hinzugefügten Schnörkel, eine richtig spaßige Angelegenheit werden können. Die bekannten, populären Erfolgsinhalte und vor allem die flotten Wechsel zwischen 2D und 3D bieten eine Menge Potenzial und hätten in einer simpleren Konzeption alleine schon ausgereicht, um den blauen Igel endlich wieder in großem Rahmen auf den Bildschirm zurückzubringen. Doch stattdessen hat man dem Ganzen viel zu viel schmückendes Beiwerk hinzugefügt, welches den Spielfluss einerseits hemmt, andererseits aber auch nicht so recht ins sympathische Bild des netten Igels passen möchte. Sonic als Schlägertyp in einem finsteren Szenario? Naja, es gibt wohl auch noch ausgefallenere Ideen als diesen Radikalschlag. Neben dem trägen Gameplay stört zudem noch die ungenaue Steuerung, die den Frustlevel des Spiels unnötig antreibt. Wer da noch von echtem Spielspaß reden mag, muss schon ein dickes Fell haben. Doch auf den Punkt gebracht krankt „Sonic Unleashed“ einfach viel zu sehr an all den kleinen Schönheitsfehlern, die sich ins Spieldesign eingeschlichen haben. In dieser Form mag man den Igel jedenfalls nicht im bekannten Maße lieb gewinnen.

 

 

Fazit:

Manchmal sind es die einfachen Dinge im Leben… Das zählt wohl auch für das neue Abenteuer des blauen Sega-Maskottchens: Statt sich, wie angekündigt, wieder auf die Basis des Spiels zu konzentrieren, hat man dem aktuellen Sonic-Titel neue Elemente geschenkt, von dem das Gameplay überhaupt nicht profitieren kann, sondern woran es gegenteilig richtig leidet. „Sonic Unleashed“ hat sicher seine Momente; aber ein Spiel mit diesem Titelhelden verlangt mehr als nur das!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404201542220b09564c
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Sonic Unleashed

von Sega

Plattform: PlayStation3

USK-Einstufung: Freigegeben ab 12 Jahren gem. 14 JuSchG

Erscheinungsdatum: 19. Dezember 2008

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 18.02.2009, zuletzt aktualisiert: 09.01.2015 15:59, 8244