Filmkritik von Cronn
Mit Fortsetzungen ist das so eine Sache: Zu oft misslingen sie und enttäuschen die Fans des ersten Teils. Es ist auch zugebenermaßen schwierig, die Erwartungshaltung der Kritiker und Fans gleichermaßen zu treffen. Die Gründe für das Misslingen sind vielfältig. Manchmal legen die Regisseure zuviel Gewicht auf CGI-Effekte, nachdem »endlich« mehr Budget zur Verfügung steht für den Nachfolger des unerwarteten Erfolgsfilms. Andere Gründe können sein, dass eine neue Richtung eingeschlagen wird, die den Fans missfällt.
Diesen beiden Gründen ist John Krasinski aus dem Weg gegangen, soviel sei schon mal erwähnt. Er, der sich lange geweigert hatte, einen zweiten Teil seines Endzeit-Thrillers A Quiet Place zu verfilmen, hat nun dennoch erneut Regie geführt. Herausgekommen ist dabei ein packender Film, der nicht völlig ohne Ecken und Kanten ist, aber dennoch grandiose Unterhaltung bietet.
Verlagsinfo:
Die tödliche Gefahr durch die ebenso grausamen wie geräuschempfindlichen Kreaturen ist noch immer allgegenwärtig. Jeder noch so kleine Laut könnte ihr letzter sein. Evelyn (Emily Blunt) ist mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds), Marcus (Noah Jupe) und dem Baby nun auf sich allein gestellt. Weiterhin muss die Familie ihren Alltag in absoluter Stille bestreiten. Als sie gezwungen sind, sich auf den Weg in das Unbekannte aufzumachen, merken sie schnell, dass hinter jeder Abzweigung weitere Gefahren lauern. Eine lautlose Jagd beginnt …
Kritik:
Mit John Krasinski hat erneut ein Mann auf dem Regiestuhl Platz genommen, der sein Metier auch als Sicht eines Schauspielers angeht. Seine Frau Emily Blunt und er haben im ersten Teil bereits auch vor der Kamera hervorragend zusammen agiert. Nun muss sie nahezu allein die Wucht des Films tragen. Doch sie macht ihre Arbeit sehr gut, nur an einer Stelle wirkt sie etwas zu kaltblütig, was der Dramatik der Szene in der Stahlfabrik etwas von ihrer inszenatorischen Kraft nimmt.
Blunt erhält aber Unterstützung von anderer Seite, und zwar von Cillian Murphy. In der Rolle des zwielichtigen Familenfreundes wirkt er undurchsichtig, was zur Steigerung der Spannung sehr viel beiträgt. Ein weiteres Mal erweist sich die gehörlose Schauspielerin Millicent Simmonds als heimlicher Star des Films. Ihr einfühlsames Spiel und ausdrucksstarke Mimik und Gestik lassen den Zuschauer tief eintauchen in ihre Gefühlswelt. John Krasinski unterstützt dies noch zusätzlich, indem er immer wieder in ihren Szenen den Ton abdreht, ein Kunstkniff, der grandios wirkt. Dagegen ist Noah Jupe etwas schwach in seiner Rolle. Nicht durchwegs kann er seine Figur überzeugend darstellen.
Das Drehbuch geht einen logischen Weg. Nach den Erlebnissen des ersten Teils wird nun – nach einem tollen Prolog, der packend den Erstkontakt mit den Wesen zeigt – die Story der Familie fortgesetzt. Sie machen sich auf den Weg hinaus aus dem Tal und hinauf in eine mögliche Zuflucht. Auf Radiofrequenzen erhalten sie Hinweise auf weitere Überlebende. Die Geschichte ist grandios umgesetzt, hat ihre ganz eigenen Höhepunkte und zeigt – ganz in der Tradition von The Walking Dead – dass die Menschen selbst oftmals die schlimmeren Bestien sind. Die Spannung ist teilweise kaum auszuhalten, allerdings etwas zu konstruiert (Stichwort: Stahlkessel-Gefangenschaft).
Die CGI-Effekte wurden sehr gut umgesetzt und wirken nicht billig oder gar aufgesetzt. An einigen Stellen wäre allerdings weniger mehr gewesen, gerade am Anfang im Prolog. Aber nun war doch mehr Budget vorhanden und durfte eingesetzt werden. Dennoch gelingt Krasinski der Spagat.
Fazit:
»A Quiet Place 2« ist eine sehr gelungene Fortsetzung zu dem Überraschungserfolg. Die Spannungsschraube wurde angedreht, dazu noch die Welt erweitert um noch weitere Nuancen und auch die Charaktere vertieft. Kleinere Abstriche gibt es dennoch zu vermelden, aber sie sind graduell und verschmerzbar. Damit ist »A Quiet Place 2« eines der seltenen Beispiele für eine Fortsetzung, die in nahezu allen Bereichen genauso gut wie das Erstlingswerk ist. In der vorliegenden 4K-UHD-Version ist zudem brilliantes Bild und glasklarer Sound gegeben, was vorbildlich ist!
Unbedingte Kaufempfehlung!
Nach oben