Ali Baba und die vierzig Räuber (DVD; Abenteuer; FSK 12)
 
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Ali Baba und die vierzig Räuber

Filmkritik von Christel Scheja

 

Zu einem festen Bestandteil unserer Kultur gehören die „Märchen aus 1001 Nacht“. Jedes Kind hat bestimmt schon einmal von Sindbad dem Seefahrer, Aladin und seiner Wunderlampe oder gar Ali Baba gehört..

Gerade in den 1940ger Jahren setzten die quietschbunten Abenteuerfilme exotische Tupfer in den durch den Krieg an zwei Fronten überschatteten Alltag. In den märchenhaften Städten und Wüsten Arabiens konnten die Menschen zumindest für ein paar Stunden Vergessen finden und sich an einen Ort träumen in der Gerechtigkeit und Liebe siegten.

Die farbenfrohen Kulissen und Kostüme hellten die Stimmung auf. Von gedeckten Farben wollte Technicolor nur selten etwas wissen - man nutzte die gerade erst für den Kinomarkt günstig gewordene Technik aus, um es in allen Schattierungen leuchten und durch Stickereien mit Perlen und Pailletten glitzern zu lassen.

 

Einer dieser Filme ist „Ali Baba und die Vierzig Räuber“. Die gefürchteten Halsabschneider werden in der Zeit der mongolischen Besatzung des Landes zur einzigen Hoffnung für die Bewohner von Bagdad, die durch den Verrat des Prinzen Kassim ihren geliebten Kalifen und dessen Sohn verloren haben und nun unter der grausamen Herrschaft der Fremden leiden müssen.

Niemand jedoch ahnt, dass Ali Baba, der die Räuber zu einer schlagkräftigen Armee geformt hat in Wirklichkeit der Sohn des toten Kalifen und damit sein rechtmäßiger Nachfolger ist. Seit Jahren wartet er nur auf eine Chance, die Macht zurück zu erobern und die Invasoren aus der Heimat zu vertreiben.

Deshalb entschließt er sich die schöne Amara zu entführen, die schon bald Hulagu Khan heiraten und damit die Herrschaft des Mongolen legitim machen soll. Sie ist auf der Reise von Basra, wo sie die letzten Jahre verbracht hat, zurück in ihre Heimat.

Er schwört sich die Tochter Kassims des Verräters all seine Wut spüren lassen.

Doch es kommt anders als er denkt, denn die Liebe zu der stolzen Schönheit lässt ihn sein Vorhaben vergessen und sich an einen Schwur erinnern, den er als Kind tat. Und auch in Amara erwacht die Flamme der Rebellion, da sie nun mit offenen Augen sieht, welches Unrecht ihr Vater über das eigene Volk gebracht hat.

Und so scheint die Stunde gekommen, um den Aufstand zu wagen und für die Freiheit Arabiens zu kämpfen....

 

Mit der orientalischen oder gar historischen Wirklichkeit hat der hier vorgestellte Filme nicht viel zu tun. Er gibt eher eine romantisch verklärte Märchenwelt voller westlicher Klischees wieder, in denen weder die Religion noch die Kultur Arabiens wirklich ernst genommen werden. Der Held verkörpert sehr amerikanische Werte und gerade John Hall agiert ein wenig steif, so dass er noch europäischer wirkt als nötig. Das macht aber das Spiel von Maria Montez wett, die wie keine andere die stolze Schönheit verkörpern kann, die zunächst verblendet und voll Arroganz auf das falsche Pferd setzt, dann aber noch rechtzeitig ihren Fehler erkennt und sogar bereit ist, sich zu opfern.

Diesen beiden werden auch Gefährten zur Seite gestellt - treue Diener oder väterliche Freunde der Eltern, die ihnen hin und wieder den rechten Weg weisen und sie beschützen, hin und wieder auch einige skurrile Gestalten, die den Humor in den Film bringen. Interessanterweise verkörpert der Hauptbösewicht Hulagu Khan durch seine Arroganz und den Hang zur Grausamkeit perfekt das Bild des Hunnen mit dem man in der Kriegspropaganda gerne die faschistischen Diktatoren Europas gleichsetzte.

In heutigen Augen mag das klischeebeladen wirken, auf der anderen Seite macht aber gerade auch genau das die leichte Verspieltheit der Filme aus. Vor sechzig Jahren fabulierte man noch ungezwungen darauf los, dachte gar nicht daran eine glaubwürdige Welt zu schaffen und alles logisch und nachvollziehbar zu erklären, sondern einfache Unterhaltung zu bieten, bei der es viel zu sehen gab und die kein dumpfes Gefühl beim Verlassen des Kinos hinterließ. Man setzte auf eine Einheit zwischen Kulissen und Dialogen, auf eine verzaubernde Atmosphäre, in der alles zusammen passte. Und da durfte es auch schon einmal pathetisch oder rührselig zugehen.

Damals sah man mit seiner Phantasie über die Pappmaché-Kulissen und die deutlich sichtbar eingefügten Hintergründe und die fröhlich bunten Operettenkostüme hinweg. Wie viele der Helden waren die Zuschauer noch bereit, sich mit den Augen des Kindes umzusehen und den Rest einfach in ihrem Kopf zu ergänzen.

Nur wenn man bereit ist, das zu akzeptieren kann man „Ali Baba und die Vierzig Räuber“ als das sehen, was es eigentlich ist: Unterhaltsames Abenteuerkino, das durch eine abwechslungsreiche Geschichte und einen tragischen Neben-Bösewicht zu überzeugen weiß.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042006364527bea580
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DVD:

Ali Baba und die verzig Räuber

Original: Ali Baba and the Forty Thieves

USA 1944

Regie: Arthur Lubin

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

Bildseitenformat: 4:3

FSK: 12

Koch Media, 25. Juli 2008

Spieldauer: 84 Minuten

Extras: Bildergalerie mit seltenem Werbematerial

 

ASIN: B001ADRU0Y

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Maria Montez

John Hal

Turhan Bey

Andy Devine

Fortunio Bonanova

Frank Puglia

Weitere Infos:


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Erstellt: 29.09.2008, zuletzt aktualisiert: 12.09.2023 16:21, 7458