Alien 3 (Autorin: Pat Cadigan)
 
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Alien 3 von Pat Cadigan

Der Roman nach dem Drehbuch von William Gibson

 

Rezension von Cronn

 

Seit dem Jahr 1979 ist der Slogan »Im Weltall hört dich niemand schreien« weltbekannt für das Alien-Franchise. Die Filmserie hat mit vier offiziellen Teilen, zwei semi-offiziellen Spin-Offs, zwei Mash-Up-Filmen mit dem Predator-Universum und zahlreichen Veröffentlichungen im Comic- und Games-Bereich eine riesige Fangemeinde kreiert. Mit dem neuen Teil Alien – Romulus im Kino hat die Reihe neues Interesse geweckt. Da ist es nur folgerichtig, dass mit Alien 3, nach dem nicht ausgeführten Drehbuch von William Gibson ein Buch in den Fokus genommen wird, das sich ebenfalls dem Xenomorphen-Phänomen widmet.

Hintergrund

Nachdem James Cameron mit Aliens – Die Rückkehr ein fulminantes Sequel zum SF-Horror von Ridley Scott gelungen war, wurde von den Verantwortlichen schnell ein dritter Teil der Saga in Auftrag gegeben.

William Gibson hatte Mitte der 80er seinen Riesenerfolg mit den Neuromancer-Romanen, die im Cyberpunk-Subgenre angesiedelt sind. Er verfasste ein Drehbuch für einen dritten Alien-Film, was jedoch nie realisiert wurde.

 

Dieses Drehbuch wurde als Comic umgesetzt, später auch als Hörbuch. William Gibsons gute Freundin Pat Cadigan hat auf Basis des Drehbuchs einen Roman verfasst, der hierzulande bei Heyne erschien. Doch wie gelungen ist der Roman? Das soll die nachfolgende Rezension aufzeigen.

Inhalt

Mit knapper Not sind Ripley, Newt, der Androide Bishop und der schwer verletzte Corporal Hicks den Xenomorphen entkommen. Auf dem Rückweg vom Planeten LV-426 docken sie mit der Sulaco an der Raumstation Anchorpoint an, in Sicherheit sind sie deshalb aber noch lange nicht. Kaum haben die Marines die Sulaco betreten, um sie zu inspizieren, werden sie angegriffen. In höchster Bedrängnis können sich die Soldaten mit den Neuankömmlingen nach Anchorpoint zurückziehen. Doch dann kommen Gerüchte über eigenartige Experimente auf, die auf der Raumstation durchgeführt werden. Experimente, die ein Geschöpf hervorbringen könnten, das schrecklicher ist als alles, dem sich Ripley, Newt, Bishop und Hicks je entgegenstellen mussten ...

 

Soweit zum Inhalt des Romans, nun folgt die Kritik.

Kritik

Pat Cadigan hat sich als eine Autorin der Cyberpunk-Bewegung zu Anfang der 80er Jahre hervorgetan, als sie als einzige Frau in der Cyberpunk definierenden Anthologie Mirrorshades vertreten war. Seitdem wird sie mit diesem Subgenre in Verbindung gebracht.

 

Ihr Stil hat sich seither stark verändert und liest man ihre Story Rock On und »Alien 3« parallel, merkt man schnell, wie unterschiedlich die Herangehensweise ist. War »Rock On« noch geprägt von stilistischen Sprachexperimenten, ist der »Alien 3«-Roman viel stärker am Mainstream ausgerichtet.

 

Das ist schade, hätte doch gerade ein »Alien«-Roman die Möglichkeit geboten, mittels der Alien-Perspektive zu gewagteren Ideen zu greifen.

 

Doch tut man der Autorin Unrecht, wenn man sich ausschließlich darauf fokussiert. Ein »Alien 3«-Roman muss sicherlich kommerzieller ausgerichtet sein als eine Kurzgeschichte in einer Anthologie.

 

Aber es gibt anderen Grund zur Kritik: Die ersten 200 Seiten ziehen sich wie Papier gewordener, mit Worten bedruckter Kaugummi. Die Vorgeschichte rund um die Experimente und die Verwicklungen zwischen kapitalistischem Weyland-Yutani und der kommunistischen UVF wirken aufgesetzt und sind zudem unnötig. Die UVF als zweite Partei ins Spiel zu bringen, ist nicht zielführend und bläht nur die Vorgeschichte auf. Zudem schreibt Pat Cadigan immer wieder sarkastische Kommentare rein, die unpassend wirken und die Stimmung stören. Zwischenfazit. Die Exposition des Romans zusammengedampft auf 50 Seiten wäre vollkommen ausreichend gewesen.

 

Doch wenn es dann richtig losgeht, dreht Pat Cadigan richtig auf. Und wie ein D-Zug, der langsam beginnt und immer schneller wird, nimmt auch »Alien 3« mehr und mehr Momentum auf. Der Roman besteht dann vor allem aus einer lang geschilderten Fluchtsequenz, die parallel zu einer Sonderaktion von Bishop geführt wird. Und hier gelingen der Autorin immer wieder gute, kraftvolle Szenen, die nahezu filmisch wirken.

 

Was einem aber für das Cineastische fehlt, sind Beschreibungen der Orte. Im Atmosphärischen bleibt der Roman blass, wenig greifbar. Die Charaktere sprechen zwar viel und werden auch hier gelungen charakterisiert, doch sind sie optisch nicht im Kopf des Lesers angekommen. Nur die Charaktere, die man aus den Filmen kennt.

 

Es ist schade, aber William Gibson anzukreiden, dass Newt und vor allem Ripley so schnell abgehandelt werden und später keine Rolle mehr in »Alien 3« spielen. Nachdem auch David Fincher in seinem Film Alien 3 nicht die Zusammenführung der »Familie« aus Newt, Ripley und Hicks vollführte, ist das Zusammensein auch im Roman von kurzer Dauer.

Fazit

»Alien 3« ist ein bizarrer Hybride aus überdehnter Exposition und gelungener Action im Mittelteil. Für Fans des Franchises auf jeden Fall ein Blick wert, alle anderen sollten wissen, dass es durchaus Mängel gibt.

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Buch:

Alien 3

Der Roman nach dem Drehbuch von William Gibson

Original: Alien 3. The Unproduced Screenplay by William Gibson, 2021

Autorin: Pat Cadigan

Taschenbuch, 448 Seiten

Heyne Verlag, 15. Februar 2023

Cover: Mike Worrall

 

ISBN-10: 3453322568

ISBN-13: 978-3453322561

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B09X1R3ZZL

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 04.10.2024, zuletzt aktualisiert: 04.10.2024 19:17, 23678