Pat Cadigan hat sich als eine Autorin der Cyberpunk-Bewegung zu Anfang der 80er Jahre hervorgetan, als sie als einzige Frau in der Cyberpunk definierenden Anthologie Mirrorshades vertreten war. Seitdem wird sie mit diesem Subgenre in Verbindung gebracht.
Ihr Stil hat sich seither stark verändert und liest man ihre Story Rock On und »Alien 3« parallel, merkt man schnell, wie unterschiedlich die Herangehensweise ist. War »Rock On« noch geprägt von stilistischen Sprachexperimenten, ist der »Alien 3«-Roman viel stärker am Mainstream ausgerichtet.
Das ist schade, hätte doch gerade ein »Alien«-Roman die Möglichkeit geboten, mittels der Alien-Perspektive zu gewagteren Ideen zu greifen.
Doch tut man der Autorin Unrecht, wenn man sich ausschließlich darauf fokussiert. Ein »Alien 3«-Roman muss sicherlich kommerzieller ausgerichtet sein als eine Kurzgeschichte in einer Anthologie.
Aber es gibt anderen Grund zur Kritik: Die ersten 200 Seiten ziehen sich wie Papier gewordener, mit Worten bedruckter Kaugummi. Die Vorgeschichte rund um die Experimente und die Verwicklungen zwischen kapitalistischem Weyland-Yutani und der kommunistischen UVF wirken aufgesetzt und sind zudem unnötig. Die UVF als zweite Partei ins Spiel zu bringen, ist nicht zielführend und bläht nur die Vorgeschichte auf. Zudem schreibt Pat Cadigan immer wieder sarkastische Kommentare rein, die unpassend wirken und die Stimmung stören. Zwischenfazit. Die Exposition des Romans zusammengedampft auf 50 Seiten wäre vollkommen ausreichend gewesen.
Doch wenn es dann richtig losgeht, dreht Pat Cadigan richtig auf. Und wie ein D-Zug, der langsam beginnt und immer schneller wird, nimmt auch »Alien 3« mehr und mehr Momentum auf. Der Roman besteht dann vor allem aus einer lang geschilderten Fluchtsequenz, die parallel zu einer Sonderaktion von Bishop geführt wird. Und hier gelingen der Autorin immer wieder gute, kraftvolle Szenen, die nahezu filmisch wirken.
Was einem aber für das Cineastische fehlt, sind Beschreibungen der Orte. Im Atmosphärischen bleibt der Roman blass, wenig greifbar. Die Charaktere sprechen zwar viel und werden auch hier gelungen charakterisiert, doch sind sie optisch nicht im Kopf des Lesers angekommen. Nur die Charaktere, die man aus den Filmen kennt.
Es ist schade, aber William Gibson anzukreiden, dass Newt und vor allem Ripley so schnell abgehandelt werden und später keine Rolle mehr in »Alien 3« spielen. Nachdem auch David Fincher in seinem Film Alien 3 nicht die Zusammenführung der »Familie« aus Newt, Ripley und Hicks vollführte, ist das Zusammensein auch im Roman von kurzer Dauer.