Aliens: Colonial Marines (PC; USK 18)
 
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Aliens: Colonial Marines

Rezension von Cronn

 

Leise wate ich durch das Brackwasser, das braun und voller giftiger Dämpfe meine Unterschenkel umspielt. Das Licht fällt von oben durch Fenster herab, die zur Oberfläche des verfluchten Planeten LV-426 hinausblicken, wo ein Sturm tobt. Blitze zucken und tauchen die Umgebung hier unten in der Kanalisation in ein stroboskopartiges Flackerlicht.

Um mich her stehen Xenomorphe, wohin das Auge auch blickt: nur Aliens!

Sie sehen reglos aus, versteinert, leblos, aber tot? Nein, nicht alle sind tot...

Da! Schon wieder regt sich eines, erwacht aus seiner Stasis und faucht bedrohlich. Diese Alien-Form ist blind, reagiert aber auf Bewegung. Ich bleibe also stehen, rühre keinen Finger mehr.

Das Alien kommt auf mich zu, schnuppert an mir scheinbar, dann umrundet es mich und läuft hinfort in die Dunkelheit der Kanalisation. Ich atme erst auf, als es um die nächste Ecke verschwunden ist.

Die Begegnung hätte meine letzte sein können, denn ich bin waffenlos. Man hatte mich eingewoben, woraus ich mich aber befreien konnte und nun bin ich unterwegs, um O’Neal zu treffen – meinen Waffenbruder mit seiner Smartgun, die endlos Munition hat.

Der Ausflug auf LV-426 war nicht freiwillig. Eigentlich waren wir an Bord der SULACO unterwegs, aber da sich dort dramatische Ereignisse abgespielt haben, mussten wir auf LV-426, diesem verfluchten Planetenbrocken, notlanden.

Und nun stehen nur noch wir, eine Handvoll Marines, zwischen dem Untergang und den Xenomorphen und ein jeder weiß: »Im Weltall hört dich niemand schreien« …

 

Rezension:

Aliens: Colonial Marines heißt der neueste Titel von Gearbox, der von Sega veröffentlicht wird. Lange Jahre war das Game in der Entwicklung und seit seiner Ankündigung im Jahr 2007 wurde mehrmals das Gerücht laut, dass man die Entwicklung eingestellt habe. Doch dann kam die Erleichterung: Randy Pitchford von Gearbox bewarb mit großen, enthusiastischen Worten »Aliens: Colonial Marines« und tatsächlich steht es nun in den Läden! Ob sich das Warten gelohnt hat?

 

Hintergrund:

»Aliens: Colonial Marines« spielt nach den Ereignissen des zweiten Films und vor den Geschehnissen des dritten Movies. Die Marines werden zur SULACO gerufen. Dort war bereits ein Team von Marines, das das Schiff untersuchen sollte. Aber etwas ist furchtbar schief gelaufen. Man findet an Bord der SULACO lediglich wenige Überlebende des ersten Teams vor und dann läuft die Sache gänzlich aus dem Ruder.

Im Laufe des Spiels besucht man auch LV-426 und dort die zerstörte Kolonie »Hadleys Hope« aus dem Film Aliens, macht Bekanntschaft mit so manchem NPC und auch die Gesellschaft Weyland-Yutani hat wieder ihre Finger im Spiel.

Die Story von »Aliens: Colonial Marines« wird keinen Oscar gewinnen, dafür ist sie zu gewöhnlich ausgefallen. Sie hält die einzelnen Levels aber einigermaßen ordentlich in einem Zusammenhang.

 

Gameplay:

Die Erwartung bei den Fans war durch die lange Wartezeit sehr hoch und das Franchise gibt mehr als genug her, um ein spannungsgeladenes Horror-Shooter-Game zu füllen. Zudem ist Gearbox Software ein renommierter Entwickler, der bei den Fans wegen seiner communityfreundlichen Haltung großen Respekt genießt. Und auch die Rettung von Duke Nukem Forever ging auf die Rechnung von Gearbox.

Doch was dabei herausgekommen ist, kann man nicht anders beschreiben als eine inkonsequente Mischung aus Shooter, Horror-Elemente und vielen technischen Unzulänglichkeiten.

Man merkt dem Spiel an allen Ecken und Enden an, dass hier verschiedene Entwickler am Start waren. Gearbox, Timegate und auch Nerve haben seit 2007 an »Aliens: Colonial Marines« gebastelt und das hat seine Spuren hinterlassen. Sichtlich wurden einige Features herausgenommen, abgeändert oder ganz fallen gelassen, die ursprünglich angedacht waren. Das Schließen und Zuschweißen von Türen ist nicht mehr überall möglich. Dass es angedacht war, merkt man daran, dass man jede Tür hinter sich schließen kann, was aber wenig Sinn macht, da die Aliens diese problemlos wieder öffnen können.

Die Levels sind schlauchartig, bieten kaum Abzweigungen. Auf diese Weise entsteht nie das Gefühl der Freiheit, das man sich für ein taktisch angehauchtes Game, wie »Aliens: Colonial Marines« ursprünglich angekündigt war, wünscht.

Die Aliens tauchen in Massen auf. Das führt dazu, dass man sie nicht mehr wie in einem durchschnittlichen Ego-Shooter als Bedrohung, sondern lediglich als Moorhühner wahrnimmt, die es umzunieten gilt. Da sie sich auch nicht besonders schlau anstellen und immer blindlings auf den Spieler zu rennen, wird dieser Eindruck noch verstärkt – Kirmes-Schießbuden-Effekt. Warum man in vielen Levels menschliche Gegner bekämpft, erschließt sich auch nicht vollends für ein Alien-Spiel.

Es gäbe noch einiges anzuführen, was den Spieleindruck schmälert und die Enttäuschung in jedem Alien-Fan wachsen lässt, doch dürfen die positiven Aspekte nicht verschwiegen werden.

Und ja – es gibt sie, jene Momente, in denen auftaucht, wie genial ein Spiel mit der Alien-Marke sein kann und wie »Aliens: Colonial Marines« hätte werden können. Immer dann, wenn man ohne Waffen unterwegs ist, spielt das Game mit den Urängsten des Spielers vor der Dunkelheit, dem Ungewissen und dem Fremden. Das Level in der Kanalisation von »Hadleys Hope« ist ein gutes Beispiel hierfür. Schleichend an den Alien-Statuen vorbeizukommen, nicht wissend, welche davon lebt, das führt zu Gänsehaut-Momenten. Die Flucht ohne Waffen vor einem Alien durch LV-426 ebenso. Doch diese Momente sind zu rar gesät, als dass man guten Gewissens sagen kann, dass sie »Aliens: Colonial Marines« zu einem gelungenen Alien-Spiel machen.

 

Multiplayer:

Die asymmetrischen Multiplayer-Funktionen von »Aliens: Colonial Marines« retten das Game knapp vor der Bedeutungslosigkeit.

Auf Seiten der Marines oder der Aliens darf man in die Schlacht ziehen. Die TDM-Variante ist dabei die unpassendste. Besser ist da schon »Flucht«, wo man als Marine auf der Flucht vor den Aliens ist. Diese sind Nahkämpfer, können an Wänden und Decken entlang, während die Marines die überlegene Firepower haben. Das führt immer wieder zu interessanten Matches.

Auch »Vernichtung« macht Spaß. Hier müssen Alien-Eier zerstört respektive beschützt werden. Bei »Überlebender« gilt es für die Marines, die Wellen der Angreifer zu überleben, bis die Zeit abgelaufen ist. Mehr Modi gibt es derzeit noch nicht.

Leider gibt es keine dezidierten Server und beim Verlassen des Hosts ist die Spielsession vorbei.

Dafür gibt es massenhaft Sachen, die man durch Aufleveln freispielen kann. Die Marines sind hier im Vorteil, da man im Singleplayer freigespielte Waffen auch im Multiplayer verwenden kann.

Im Mehrspieler-Bereich macht »Aliens: Colonial Marines« durchaus eine Zeit lang Laune. Doch es wird sich erst noch zeigen müssen, ob es Gearbox durch weitere DLCs oder Patches versteht, die Community an das Game zu binden.

 

Grafik und Sound:

Im grafischen Bereich hinkt »Aliens: Colonial Marines« dem aktuellen Standard um Jahre hinterher. Matschige Texturen, fehlende Animationen bei den Figuren und eine z.T. ungenaue NPC-Wegfindung machen das Game für Technik-Fans zur Enttäuschung.

Gefallen können die Waffen, die aussehen wie im Film und manche Beleuchtung der Level, wobei diese generell zu statisch ist.

Im Soundbereich passen die Waffengeräusche perfekt. Sie sind exakt aus dem zweiten Film entnommen. Die Aliens fauchen wunderbar fies und die Umgebungsgeräusche passen auch. Doch was man sich bei den Sprechern und der Übersetzung gedacht hat, bleibt ein Mysterium. Die Übersetzung krankt an vielen Stellen durch Ungenauigkeiten und schlicht falschen Übersetzungen. So wird ein »He’s gone!« zu einem „Er ist weg!“, was formal passen könnte, aber im Zusammenhang nicht stimmt, denn es müsste »Er ist tot!« heißen. Derlei Fehler gibt es mehrere.

Die deutschen Synchronsprecher machen ihre Sache bei »Aliens: Colonial Marines« nicht immer gut. Ab und an merkt man das Bemühen um die Schaffung einer passenden Stimmung, doch oftmals sind die Sätze lieblos hintereinander gesprochen.

 

Fazit:

»Aliens: Colonial Marines« ist ein Spiel, das dem Franchise einen Bärendienst erweist. Durch den Verzicht auf einen Großteil dessen, was ein Alien-Spiel ausmachen sollte und den Mängeln in der Technik, der Story und dem Gameplay.

Immer wieder blitzen Momente auf, in denen das Game sehr gut ist. Aber dann werden sie wieder von Leveln voller Mängel verdeckt.

»Aliens: Colonial Marines« – ich wollte dich lieben! Aber du machst es mir nicht einfach!

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Game:

Aliens: Colonial Marines

Gearbox Software/Sega (Timegate und Nerve), 12. Februar 2013

Plattform: Windows 7 / Vista / XP

USK: 18

 

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Erstellt: 23.02.2013, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 12995